Benefizkonzert von Michael Leslie abgesagt

Nach schlaflosen Nächten und reiflicher Überlegung hat der Konzertpianist und Initiator des für Freitag geplanten Benefizkonzertes für Gaza, dessen Erlös medico international zugute kommen sollte, seine Veranstaltung abgesagt. Hierzu schrieb er folgende mutige Begründung:

“ (…) Nach Weisung des Kirchenvorstandes wurde mir eine Kompromislösung für das Konzert am 30.9. dargelegt – Begrüßung, Musik, Menschenrechtslesung, Applaus, Ende. Kein Beitrag von Nirit Sommerfeld. Die Begründung, dass Frau Sommerfeld keine einführenden Worte spricht, lautet: Ein Benefizkonzert ist keine politische Veranstaltung und darf nicht in eine solche ausarten.
Für mich ist es nicht akzeptabel, dass in die Gestaltung meines Benefizkonzertes in dieser Weise eingegriffen wird. Ich bin nicht bereit, ein Spielball in irgendwelchen  Machenschaften zu werden, faule Kompromisse einzugehen oder gar mir vorschreiben zu lassen, mit wem ich bei meinen Benefizkonzerten zusammenarbeite. Aus diesem Grund sehe ich mich veranlasst, das Benefizkonzert im Gemeindesaal der Erlöserkirche abzusagen.
Ich werde es in dieser Konzeption zu anderer Zeit und Ort auf jeden Fall aufführen. (…) “

Trotz der Absage werden Michael Leslie, der Pfarrer der Erlöserkirche und ich ab 19 Uhr vor dem Gemeindehaus der Erlöserkirche in der Ungererstr. 17 in München stehen. Es bleibt bei meiner kleinen Performance und ich bitte alle, die kommen und ihre Solidarität zeigen, mit mir gemeinsam beredt zu schweigen.

3 Gedanken zu „Benefizkonzert von Michael Leslie abgesagt“

  1. Ihr habt eine sehr mutige und konsequente Entscheidung getroffen.
    Das Konzert sollte auf alle Fälle an einem anderen Ort stattfinden.

  2. So bitter, — dass jene glauben, Israel zu verteidigen und dort Antisemitismus sehen, wo berechtigte Sorge ob der Menschenrechte, -würde, Zukunftsfähigkeit … ist,
    — dass so wenig Differenzierungsfähigkeit und Mut da ist, gerade die zu unterstützen, die Weisheit, Kraft, Courage haben, (auch sich selbst) zu ent-feinden, versöhnen…
    — dass das Ausgrenzen, Stigmatisieren, sich nicht Einlassen auf Argumente so erfolgreich ist, damit verführerisch, sich die Mühe der Korrektur zu „er-sparen“, dabei die so notwendige Chance vergeben, wirklich GeRECHTigkeit und damit endlich nachhaltigen Frieden zu ent-wickeln.
    Um so dankbarer bin ich, dass Nirit, Michael Leslie und (wenn auch bislang zu wenige, aber dennoch) viele weitere Menschen, etwa in der Münchner Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe bis zu den European Jews for a Just Peace oder ganz viele Gruppen in Israel und Palästina und aller Welt n i c h t verhärten, gewaltfrei eintreten für den so dringend erforderlichen Frieden.
    Ich denke etwa an Felicitas Langer, die uns sagte: “ Wenn Ihr Deutschen etwas gelernt haben wollt aus Eurer Geschichte, dann – hoffentlich – so früh und so klug wie möglich vorzugehen gegen JEDES Unrecht, von wem und gegen wen auch immer…“ Dass sie und viele andere als “ jüdische Selbsthasser“ abgetan werden, um sich mit ihren Erfahrungen und Argumenten nicht auseinandersetzen zu müssen, ist schmerzlich und eindeutig falsch. Ein anderer, Reuven Moskovitz, Holocaustüberlebender, sagt: „Wir könnten seit Jahrzehnten in FRIEDEN mit den Palästinensern zusammenleben – wenn unsere israelische Regierung nicht positive Entwicklungen immer wieder hintertrieben und auf palästinensische Verstöße rechtsstaatlich (!) reagiert hätte. Wenn eine zu große Zahl von Palästinensern auch noch den letzten Funken Hoffnung auf ein selbstbestimmtes, wenigstens erträgliches Leben verloren haben wird, dann droht uns ein verzweifeltes allerletztes Aufbäumen, gegen das beide Intifadas nur ein müdes Geplänkel wären. Klar können sie gegen unser Militär nicht gewinnen – aber uns mit ins Inferno reißen…“

    Frau Knobloch, Herr Dr. Schuster, wenn Sie und viele andere, auch in anderen Ländern sagen: Natürlich sind wir – meist auch familiär – zutiefst mit Israel verbunden. Aber die israel. Militar- und Siedlungspolitik ist k e i n e Verteidigung, ist auch aufgrund der palästinensischen Verzweiflungsakte nicht gerechtfertigt, gefährdet vielmehr den so notwendigen israelischen Staat und alle Juden… Not in our name!“ Dann kann die israelische Regierung die Menschen- und Völkerrechtsverletzungen nicht so fortsetzen, wird endlich der Weg frei machen für Frieden und damit eine ganz andere Sicherheit!

    1. In Deutschland ist jeder ein Antisemit geworden, ohne eigenes Zutun, der Herrn Netanjahu und Frau Knobloch im Wege ist. Bald wird man Antisemit sein, wenn man nicht AfD wählt ( was ein Drittel der Juden mit deutscher Staatsbürgerschaft laut AfD-Aussage im September 17 schon getan hätten), dann wenn man keine Moscheen niederbrennt. Dass der Klüngel um Frau Knobloch und Frau Weinberger in München und Herrn Stawski in Frankfurt so dreist auftritt, ist natürlich eine reine Show. Die deutsche Gesellschaft ist diesem Tun gegenüber machtlos, und je mehr dieser Klüngel dabei die übelsten Klischees bedient, die Antisemiten gegen Juden hervorbringen können, desto offenkundiger wird diese Hilflosigkeit. „Es freut mich, Sie zu kränken- einen Arier wie ein Arschloch zu behandeln“ mit diesen Worten endete eine persönliche Nachricht Frau Weinbergers an mich.

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