JIDDISCHE WEIHNACHT und Gedanken zu den Lichterfesten

Nürtingen-Kritik zur JIDDISCHEN WEIHNACHT

Was für eine schöne Kritik wir da letzte Woche in Nürtingen erhalten haben! Danke an den Veranstalter, danke ans Publikum! Da freuen wir uns natürlich ganz besonders auf die nächsten Vorstellungen mit der JIDDISCHEN WEIHNACHT am kommenden Freitag in München  und am Sonntag in Moosach bei Glonn. Alle genauen Infos mit Wegbeschreibung und alle weiteren Termine findest Du in meinem neu eingerichteten Kalender.

Robert, Günther, Nirit, Jens Nüssle, der wunderbare Techniker von der theaterspinnerei, Martin, Pit, Andi und Georg
Robert, Günther, Nirit, Jens Nüssle, der wunderbare Techniker von der theaterspinnerei, Martin, Pit, Andi und Georg

Weniger Freude macht mir derzeit die politische Entwicklung um uns herum: Deutschland stimmt einem Militäreinsatz in Syrien zu – völkerrechtlich mehr als umstritten, humanitär schlichtweg eine Katastrophe! Wie kann man nur?!? Wie ist es möglich, dass wir aus 14 Jahren „Anti-Terror-Krieg“ nicht die Schlüsse ziehen, die offensichtlich auf der Hand liegen?! Nämlich dass mehr Gewalt noch mehr Gewalt erzeugt, dass die meisten Opfer immer Zivilisten sind, dass wir durch noch mehr Krieg noch mehr Menschen in die Flucht jagen und damit den Flüchtlingsstrom und unser Problem damit mehren. Und darüber hinaus tun wir genau das, was der sogenannte IS vom Westen erwartet: Wir bringen noch mehr Leid zu Menschen, die ohnehin nichts zu verlieren haben, erzeugen unschuldige Opfer, mit denen sich auch Opfer unserer Gesellschaft identifizieren und solidarisieren können und treiben sie den ruchlosen, brutalen Horden in die Arme. Ja, wir erzeugen Terroristen! In der Bundestagsdebatte vor der Abstimmung am 4. Dezember war es allein Sahra Wagenknecht, die in ihrer engagierten Rede so deutlich die Situation benannt hat. Wer das verpasst hat, dem empfehle ich, sich diese 9 Minuten hier anzusehen .

Ich bin fassungslos, wenn ich lese, dass eine überwältigende Mehrheit im Bundestag für diesen Einsatz gestimmt hat. „Stolz“ sei man, an dieser Mission teilnehmen zu dürfen! Und was immer es dazu zu sagen gibt – es ist doch alles schon tausendfach gesagt und geschrieben und herausgeschrien worden! NIE WIEDER KRIEG! Wo sind die Hunderttausende, die das einfordern?!?

Und warum ist diese Forderung nicht längst Staatsraison? Warum sind Menschen- und Völkerrecht nicht in aller Konsequenz bindend? Warum wiegen vernünftige, warnende, mahnende Stimmen nicht mehr als Bündnisvereinbarungen, die uns gegen jeden Menschenverstand, gegen jede menschliche Regung und Vernunft in einen mordenden, Leid und Vernichtung bringenden Krieg treiben? Etwa weil Waffen nicht umsonst und ohne ihren Zweck zu erfüllen auf dieser Welt existieren sollen? Weil „Sicherheits“technologien am lebenden Objekt erprobt werden müssen? Weil Krieg so unglaublich viel Geld kostet – das ja irgendwer am Ende des Tages wohl verdienen muss?!!

Sicher, es ist nicht damit getan, Friedenslieder zu singen und fromme Gebete zu sprechen. Auch Aufrufe und Petitionen werden radikalisierte Banden, die Terror und Angst verbreiten wollen, nicht aufhalten. Aber diese Banden brauchen Geld, und der IS erwirtschaftet sich Geld in Millionenhöhe – täglich! – indem er über die türkische Grenze tonnenweise sein geklautes Öl verkauft.  Wer aber verkauft, hat Käufer. Wieso legt man denen nicht das Handwerk? Wieso macht man nicht dort die Grenzen dicht, sondern ermöglicht einen Warenaustausch??? Wer sind diese Käufer, an wen verkaufen sie das Öl weiter? Was würde geschehen, wenn wir (nur mal angenommen) herausfänden, dass letzten Endes wir alle von den Dumpingpreisen profitieren, mit denen der IS das Öl auf den Markt wirft?

Alles unerträgliche Vorstellungen. Aber noch unerträglicher der Gedanke, dass wir vereinte europäische Streitkräfte nach Syrien schicken, wissend, dass das nur noch mehr Tote bringen wird. Tote Zivislisten, tote Frauen, tote Männer. Und alle drum herum verletzt, vielleicht ein Leben lang behindert, definitiv traumatisiert.

An dieser Stelle will ich Jürgen Todenhöfer zitieren, der gerade in Syrien angekommen ist und dies auf Facebook schreibt:
Liebe Freunde, seit Sonntag bin ich in Syrien. Einem Land unendlicher Trauer. Die Menschen hier sehnen sich nach Frieden. Sie können nicht mehr. Nur wenn wir in Syrien und im Irak Frieden schaffen, kann der IS geschlagen werden. Westlichen Politikern bin ich hier nicht begegnet. Anstatt sich vor Ort um Frieden zu bemühen, schicken sie Waffen, Bomber, Tornados. Niemand hilft den Syrern wirklich. Scheißkrieg! 

Und immer wieder die Frage, was wir tun können – Du und ich.
Nicht viel, gewiss. Aber schreiben, lesen, Wissen verbreiten, Ursachen und Zusammenhänge verstehen lernen, sich mit Menschen austauschen, Begegnungen schaffen, Bewusstsein schaffen, sich mit Menschen austauschen, und immer wieder: Sich mit Menschen austauschen. Freundlich miteinander sein. Lieder singen über Licht und Liebe.

Ein Gedanke zu „JIDDISCHE WEIHNACHT und Gedanken zu den Lichterfesten“

  1. Liebe Nirit
    Wie Recht du hast!
    Ich glaube auch, dass die persönlichen Begegnungen sowohl mit den betroffenen Menschen als auch mit engagierten Menschen sehr motivieren, sich zu überlegen, wo ein eigener Beitrag zu einer besseren, gerechteren Welt liegen kann. Und freundlich miteinander sein, wie du schreibst, davon ist in politischen Zusammenhängen nie die Rede und schafft doch erst die Grundlage für ein gegenseitiges Verstehen. Dank dir für diesen wichtigen Hinweis.
    Anne

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