Viele Filme und viel mehr

Nachdem ich gestern versehentlich vergessen hatte, ein kleines Häkchen bei ‚intern‘ zu setzen und somit mein (fast privater) Blog-Eintrag an meine Toscana-Leute online ging, habe ich mich heute entschlossen, dies als Wink des Schicksals zu verstehen und der Welt (oder zumindest dem www) einen kleinen Einblick in dieses wunderbare Projekt zu geben, das ich in den letzten Monaten mit Freunden entwickelt habe. Es geht um einen Ort im sonnigen Süden, an dem Vieles verwirklicht werden soll, was in unserer Welt und in unserem Alltag allzu oft zu kurz kommt: Gemeinschaftssinn, teilen, Ruhe, feiern, kultureller Austausch, gelebte und genussvolle Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur, Gesundheit, naturgerechte Landwirtschaft und Permakultur, Gastfreundschaft, Kultur, Bildung, Austausch … kurzum: ein Lebens-Ort für eine „hoffnungsvolle Zukunft  in dieser zukunftsverdrossenen Zeit“, wie ein Freund es nannte.

Nach intensiver Suche hat sich jetzt eine Gelegenheit für ein ehemaliges Konvent aufgetan, die wir Ende Mai genauer prüfen werden – siehe meinen letzten Blogeintrag Konkrete Gelegenheit: Convento St. Antonio. Wer dazu mehr wissen oder sich gar beteiligen will, schreibe mir bitte eine Mail, dann schicke ich Dir Details und Konzept etc. zu. Sobald wir ganz konkret werden, wird es ein Crowd Funding geben, so dass viele Menschen uns auch mit kleineren Summen unterstützen und an der Realisierung eines  Traums teilhaben können.

Ansonsten will ich Euch heute ein paar Termine geben für spannende – wichtige – sehenswerte Ereignisse, die ich empfehlen möchte.

1. Am Donnerstag beginnt das 10-tägige Dokumentarfilm-Festival DOK.fest in München. Das Programm ist wieder mal großartig gestaltet und von Jahr zu Jahr hoffe ich, dass Dokumentarfilme in unseren Kinos auch durch dieses Festival einen höheren Stellenwert erlangen – viele Filme und ihre Macher verdienen es! Ich finde dieses Genre, diese Herangehensweise an ein reales Thema mit künstlerischen Mitteln immer wieder faszinierend.
Besonders empfehle ich den Film meines Freundes Werner Penzel ZEN FOR NOTHING sowie den Film von Danae Elon PS JERUSALEM, bei dem ich am 8. Mai abends nach der Vorführung am Filmgespräch beteiligt bin. Aber es gibt noch viele andere sehenswerte Filme (s.u.)* – stöbert mal hier im DOK.fest Programm.

2. Am 10. Mai jährt sich zum 83. Mal der Tag der deutschlandweiten Bücherverbrennung, angezettelt durch die Nazis, ausgehend von der Universität München, ausgeführt von allen Bevölkerungsschichten. Zum Gedenken und zur Mahnung lesen Menschen in ganz Deutschland gegen das Vergessen. Ich lese etwa um 15 Uhr am Münchner Königsplatz. Liest Du auch? Infos gibt es hier.

3. Wer lieber zuhört statt zu lesen, kann gerne die Bayern2 Sendung Kulturjournal vom 10. April nachhören. Ich hatte da Gelegenheit, mich mit Michael Lüders zu aktuellen Nahost-Themen zu unterhalten. Das Gespräch moderierte Wolf Gaudlitz. (Unser Beitrag beginnt bei etwa Minute 5’50“ und dauert knapp 20 Minuten.)

4. Die jüdisch-palästinensische Dialoggruppe veranstaltet am 19. Mai eine Filmvorführung und am 23. Mai einen Vortrag in München. In dem Film geht es um einen Israeli, der sich als Aktivist in der Westbank niedergelassen hat, um mit palästinensischen Freunden für ein gerechtes Miteinander zu kämpfen. Der Vortrag befasst sich mit der innerisraelischen Gruppe ‚Boycott from Within‘, die sich dem palästinensischen BDS-Aufruf anschließt. Weitere Infos gibt es in meinem Kalender.

5. Und schließlich noch eine ganz besondere Empfehlung: Wer sich mal einen wirklich unabhängigen, jederzeit online abrufbaren  Fernsehsender und Nachrichten mit Kontext und Hintergrund ansehen will, klicke bitte auf www.kontext-tv.de . Ich konnte neulich Fabian Scheidler, einen der Macher von kontext-TV, bei seiner Buchpräsentation DAS ENDE DER MEGAMASCHINE kennenlernen – auch das ist definitiv einen Klick wert!

So, nun hoffe ich natürlich noch auf viel Unterstützung für unsere neue Initiative BIB in Form von Blog-Folgern auf unserer Website www.bib-jetzt.de oder von ‚Gefällt mir‘-Klicks auf Facebook. Ich verabschiede mich und bin mal über Pfingsten weg mit meinem ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH – und freue mich riesig auf kreative Tage mit meinen Musiker-Männern im Bayerischen Wald. Das neue Programm präsentieren wir Euch dann im September – aber bis dahin ist es ja noch lang hin und es passiert  sicher noch eine Menge … schaut mal in meinen Kalender! Vielleicht hat ja jemand Lust auf meinen Präsenz-Workshop am 5. Juni.

Es grüßt Euch herzlichst

NL_Signatur2013

* Hier einige Empfehlungen für Filme mit Israel und/oder Palästina-Bezug:
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Mr. Gaga
von Tomer Heyman, S/ISR/D/NL, 2015, 100 Min.

Erst im Alter von 22 Jahren beginnt Ohad Naharin seine Tanzausbil­dung an der Batsheva Dance Company in Tel Aviv. Kurz darauf werden internationale Stars wie Martha Graham und Maurice Bejart auf das Ausnahmetalent aufmerksam. Doch erst die Arbeit mit der eigenen Company bringt für Naharin die entscheidende kreative Wende. In New York ent­wickelt er die Bewegungs­sprache Gaga, die den Tanz als universellen Hei­lungspro­zess versteht. Der Filme­macher und langjährige Freund Tomer Heymann zeichnet die einzelnen Stationen von Naharins Lebens nach. In Probe­situatio­nen, Tanzse­quenzen und privaten Archivaufnahmen entsteht so das Bild des Menschen Ohad Naharin. Eine Hommage an die transformative Kraft der Bewegung.

Freitag, 06.05.2016, 19:30, ARRI Kino
Sonntag, 08.05.2016, 18:00, Rio 1
Mittwoch, 11.05.2016, 21:30, ARRI Kino
Freitag, 13.05.2016, 14:30, HFF – Audimaxx
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P.S. Jerusalem
von Danae Elon, CDN/ISR, 2015, 87 Min.

Kann man in einem Land leben, dessen Ideale man nicht teilt? Und was bedeutet eigentlich Heimat? Nach dem Tod von Amos Elon, dem vielfach geehrten jüdischen Schriftsteller und Kritiker der israelischen Siedlungspolitik, beschließt seine Tochter und Filmemacherin Danae Elon, mit ihrem Mann und den zwei Söhnen in ihr Geburtsland Israel zurückzukehren. Über drei Jahre dokumentiert sie – den Umzug von New York nach Jerusalem, die Geburt ihres dritten Sohnes, ihre Ablehnung der israelischen Politik und schließlich die Frustration, die sich besonders bei ihrem Mann Philippe breitmacht. Wenn man in einer Gemeinschaft lebt, ist man immer auch ein Teil von ihr. Für Danae Elon Grund genug, wieder zu gehen.

Sonntag, 08.05.2016, 19:30, Filmmuseum (anschließend Filmgespräch mit Irit Neidhardt und Nirit Sommerfeld)
Dienstag, 10.05.2016, 21:00, Gasteig Vortragssaal
Sonntag, 15.05.2016, 16:00, Rio 2
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Balagan
von Andres Veiel, D, 1993, 90 Min.

Ein Film über einen palästinensischen Schauspieler und eine jüdische Darstellerin des Theaterzentrums Akko in Israel, deren Zusammenarbeit nicht selbstverständlich ist: Khaleds palästinensische Familie lebt seit acht Generationen im Land. Madi ist die Tochter eines tschechischen Juden, der beinahe im Vernichtungslager Sobibor umgekommen wäre. Die Schauspieler haben aus ihren Erfahrungen das fünfstündige Theaterstück „Arbeit macht frei“ entwickelt, das in Israel begeistert gefeiert und zugleich wegen angeblicher Nestbeschmutzung heftig kritisiert wurde. Mit deutlichen überrealen Bildern stellen sie sich ihrer Geschichte – bis zur Schmerzgrenze.

Dienstag, 10.05.2016, 17:00, Filmmuseum
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Herr Israel – im Spiegelbild
von Tom Kimmig, ISR/D, 2015, 52 Min.

Hans Hausdorf blickt, fast 100-jährig, auf sein Leben zurück. Er hat nette Nachbarn, Blumen vor dem Haus, eine wesentlich jüngere Freundin und fährt mit einem Elektromobil durch die Gegend, die einem Rentnerparadies in Florida gleicht. Hans aber lebt im Süden Israels – als Hanan Hadar. 1938 kam er 19-jährig mit der zionistischen Jugendbewegung aus Deutschland nach Palästina, zunächst in einen Kibbuz. Tom Kimmig begleitet den lebensfrohen Mann durch seinen Alltag, auf seine Geburtstagsfeier, wo auch die große, herzliche Familie zu Wort kommt. Sichtlich begeistert teilt Hans mit dem Regisseur auf Deutsch seine Erinnerungen – und lässt über bewegende Geschichten nach und nach ein verändertes Bild der Geschichte Israels entstehen.

Freitag, 13.05.2016, 20:30, Atelier 1
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Jüdisches Museum Café Nagler
von Mor Kaplansky und Yariv Barel, ISR/D, 2015, 59 Min.

»Ich weiß nichts über das Café Nagler«, erklärt der Berliner Kaffeehausexperte Fred Riedel gegenüber der Kamera von Mor Kaplansky. »Ich weiß nur, dass Sie hübsche Augen haben.« Wo heute trostlose Bäume am ebenso trostlosen Moritzplatz stehen, pulsierte bis 1926 noch das kulturelle Leben der Weimarer Republik. Kaplanskys Blick geht zurück in eine Zeit, als Brecht, Dix, Grosz oder Döblin noch zusammen im legendären Kreuzberger Café Nagler saßen und über Politik wie Kunstgeschehen diskutierten. Zusammen mit ihrer Großmutter lässt die Filmemacherin und Ur-Ur-Enkelin des Kaffehausgründers die persönliche, sehr mythenbehaftete Familiengeschichte noch einmal aufleuchten: Mit unechten Zeitzeugen, aber reichlich jüdischem Humor.

Montag, 09.05.2016, 17:00, Filmmuseum
Mittwoch, 11.05.2016, 17:00, Filmmuseum
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