B’tselem bittet um Unterstützung

Die israelische Menschenrechtsorganisation B’tselem bittet aktuell um Unterstützung. Ich leite hiermit deren aktuellen Newsletter weiter, muss Dich aber warnen: Die Berichte, Bilder und Videos, die hier veröffentlicht werden, sind zutiefst verstörend.

Aber genau darum geht es. B’tselem hat sich schon seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren, anzuprangern und damit die Hoffnung zu verbinden, dass es national — also in Israel — und international — also auch bei uns und durch uns — zu Reaktionen kommt, die dieses und weiteres Unrecht verhindern. Bitte unterstütze B’selem, indem Du dies weiter verbreitest, darüber sprichst oder durch eine Spende an die Organisation, damit sie ihre Arbeit fortsetzen kann. Bis die Verhältnisse sich endlich ändern. Bis Palästinenser und Israelis endlich friedlich und unter gleichen gerechten Bedingungen, gemeinsam und nicht gegeneinander zwischen Mittelmeer und Jordan leben können. Danke.


Israel escalates ethnic cleansing campaign in West Bank   

Dear partners, 
This past month, we witnessed more relentless killing in Gaza. In May alone, Israel killed 1,240 Palestinians through airstrikes and gunfire (based on Gaza Health Ministry figures). Senior Israeli officials continue to openly declare their intent to carry out ethnic cleansing. Even the prime minister made this clear during a press conference: 
https://www.youtube.com/watch?v=gQ5GjBL032o

One of the most extreme expressions of Israel’s dehumanization of Palestinians is the desecration of bodies. In the Occupied Territories, this practice has become routine, with some soldiers even filming their actions and boasting about them on social media. 
Click here for a deeper look into this issue – warning: graphic content. 

Meanwhile, Israeli violence is intensifying across the West Bank: civilians, including children and teenagers, are being killed; entire communities are being forcibly displaced; military raids continue; and settlers carry out attacks with impunity. From the start of the war until 31 May 2025, Israel killed 927 Palestinians in the West Bank – at least 183 of them minors – and forcibly displaced 29 communities from their homes. On 27 January 2025, during a raid in Tulkarm, Israeli forces shot 10-year-old Sadam Rajab as he stood at the entrance to his building. His father, Iyad, rushed to evacuate him under fire. Ten days later, Sadam died of his wounds. 
Watch here or read the full story.

On 9 February 2025, during a raid on Nur Shams Refugee Camp, Israeli soldiers shot and killed Sundus Shalabi, a 20-year-old pregnant woman, as she tried to flee the camp with her husband Yazan and his brother Bilal. Yazan was shot in the head and seriously wounded. Bilal was taken by the soldiers and used as a human shield  including inside the al-Ashqar family home, where the soldiers blew open the front door and killed 21-year-old Rahaf al-Ashqar (pictured). Read the full story
 

On 22 May, all 150 or so residents of Maghayer a-Deir were forced to abandon their homes after settlers set up an outpost near a home in the community. Two days later, some young residents returned to the community to take apart the structures and gather belongings left behind. While they were working, armed settlers, some of them masked, arrived and attacked the men and the activists who were with them using clubs, throwing stones and even firing in the air. When the Palestinians tried to fend them off by throwing stones, the settlers chased them, surrounded them and attacked them, injuring at least 12 Palestinians and a B’Tselem employee. One of the settlers was also injured. The settlers also smashed phones and stole cameras and computers. The search for injured persons lasted well into the night.  On 5 May, Israel demolished most of the homes in the village of Khirbet Khalet a-Dab’e in Masafer Yatta, in the South Hebron Hills, leaving 49 people – including 27 children – homeless. In the last week of May, settler attacks on the village intensified. Settlers established a new outpost inside the village itself, took over residential caves and intimidated the residents. Fearing for their safety, women and children temporarily fled the area.

On 2 June, B’Tselem held an emergency international media tour with Oscar-winning filmmakers Basel Adra and Yuval Abraham to warn of the imminent threat of expulsion facing this village and others in Masafer Yatta. 

Dear partners, 
Your support enables us to continue documenting, exposing, and raising awareness of human rights violations in the Occupied Territories. We invite you to donate through our website and take part in the struggle for justice and equality. 

May we see better days, 
The B’Tselem team 

Noch was zum Schluss: Die Christen feiern in diesen Tagen Pfingsten, die Juden haben gerade das Shavuot-Fest gefeiert. In beiden Religionen geht es (soweit ich es verstehe) um Verheißung, um eine bessere Welt für alle Menschen, um Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Im Judentum ist es das Fest, das Offenheit symbolisiert, ein Zuhause und Zuflucht für die, die sie verloren haben, und die Akzeptanz des vermeintlich „Anderen“. Ob religiös betrachtet oder als Werte-Kompass: Eigentlich ganz schön gut. Wollen wir das mal umsetzen? Was meinst Du?

O-Ton: Ein Palästinenser spricht

Am Donnerstag, den 5. Juni ab 18 Uhr ist Dr. Aref Hajjaj zu Gast im Café Julius und wird von seinen „drei Heimaten“ erzählen. Aref Hajjaj wurde im Februar 1943 in Jaffa/Palästina geboren. Nach der Vertreibung 1948 wuchs er in Beirut und Kuwait auf. Er studierte in Heidelberg Politikwissenschaft, Geschichte und Völkerrecht. Nach der Promotion arbeitete er im Deutschen Auswärtigen Amt als Übersetzer und Dozent für Arabistik und interkulturelle Kommunikation.

Donnerstag, 5. Juni, 18 Uhr
Heimatlos mit drei Heimaten — 17 Prosatexte
Lesung und Gespräch mit Aref Hajjaj
Eintritt frei, Anmeldung erwünscht

Aref Hajjaj, der gebürtige Palästinenser, besitzt die deutsche und die schweizerische Staatsbürgerschaft; diese drei Heimaten trägt er in sich. Er wird bei uns im Café Julius in Chemnitz aus seinem Buch Heimatlos mit drei Heimaten lesen und im Anschluss mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Mittlerweile ist er aus verschiedenen TV-Sendungen bekannt; er ist einer der wenigen Palästinenser, die seit dem 7. Oktober 2023 zu Wort kommen in den deutschen Öffentlich-Rechtlichen, wird gar als „die wichtigste Stimme der Palästinenser in Deutschland“ bezeichnet.

Wer also in Chemnitz weilt und selten die palästinensische Perspektive sowohl zu den aktuellen Geschehnissen als auch im historischen Kontext live zu hören bekommt, sollte diese Gelegenheit nicht verpassen. Das Gespräch und die Diskussion werde ich moderieren. Hier geht’s zur Veranstaltungsseite des Café Julius mit Anmeldelink.

Ich freue mich auf Euren Besuch! Bei schönem Wetter werden wir das Gespräch auf unserer Julius-Terrasse („Hinterhof“ des smac) fortsetzen.

Herzlichst,


Dr. Ezzedin ist ein palästinensischer Arzt in Gaza, der nach seiner Arbeit seine Gedanken aufschreibt. Das hat er vor ein paar Tagen über die Essenverteilung geschrieben (Übersetzung KI):

Ich sah die Fotos.
Ich sah die Videos.
Ich sah mein Volk – mein Volk – sich durch den Staub bewegen, durch die Trümmer, durch das, was einst Leben genannt wurde.
Sie gehen.
Nicht in einem Traum, nicht in einer Halluzination, durch eine Wüste, die einst eine Stadt war.
Nicht mit Zielstrebigkeit, sondern aus Notwendigkeit.
Als ob jeder Schritt nicht vom Körper gewählt wird, sondern vom Hunger, der im Körper lebt.
Sie gehen, weil Stillstand sich wie Tod anfühlt, und Sterben in Bewegung fühlt sich ein wenig menschlicher an.
Sie gehen an Ruinen vorbei, die einst Häuser waren. Nicht ihre Häuser, ihre Erinnerungen. Und es gibt keinen Zorn in ihren Gesichtern. Nur Stille.
Die Art von Stille, die man bei Gefangenen sieht, die schon alles geschrien haben, was sie schreien konnten.
An der Spitze der Reihe steht ein Mann mit einer Waffe und einer Tasche voller Essen.
Er reicht sie mit Gleichgültigkeit. Er schaut sie nicht einmal an.
Aber sie schauen ihn an.
Und sie lächeln.
Sie danken ihm.
Dieser Moment zerstört mich.
Nicht der Hunger. Nicht der Durst.
Sondern die Tatsache, dass sie Dankbarkeit zeigen müssen, um zu überleben.
Das ist das Ende des Menschen. Wenn er seinen eigenen Verfall beklatschen muss.
Sie waren nicht immer so.
Sie waren Männer, die Bücher lasen. Frauen, die Kinder mit Wiegenliedern aufzogen.
Sie lehrten Mathematik, schnitten Olivenbäume, reparierten Fahrräder, verliebten sich, stritten über Fußball.
Sie bauten auf.
Sie glaubten.
Aber Glaube ist eine zerbrechliche Sache, wenn man gezwungen ist, um Brot zu kriechen.
Und weit weg, in warmen Räumen mit vollen Tischen, sprechen Männer von „Disziplin“, „Strategie“, „Eigenverantwortung“.
Sie sagen: „Nehmt das Essen nicht. Sterbt mit Würde.“
Aber was wissen sie vom Tod?
Was wissen sie von dem Moment, wenn eine Mutter in Gedanken ein Stück ihres eigenen Fleisches zerreißt, in der Vorstellung, es könnte ausreichen, um ihr Kind zu ernähren?
Es gibt keine Würde im Verhungern.
Es gibt keine Noblesse darin, deinen Vater zu begraben, während deine Hände vor Hunger zittern.
Es gibt nur die schreckliche, erstickende Klarheit: Niemand kommt, um dich zu retten.
Und doch gehen sie.
Ihre Schritte sind langsam.
Nicht weil sie müde sind, obwohl sie es sind.
Sondern weil jeder Schritt der Akt ist, sich dafür zu entscheiden, nicht zu sterben.
Und vielleicht ist das, was mich am meisten verfolgt,
nicht, dass sie sterben.
Sondern dass sie immer noch versuchen zu leben.
Auch wenn die Welt sie schon für verloren erklärt hat”.


Presse-Briefing aus Jerusalem vom 28. Mai 2025, Englisch;
Quelle: OCHAoPT
https://www.ochaopt.org/content/briefing-journalists-jonathan-whittall-head-ocha-opt

Wissen und Wut

Jeden Mittwoch erscheint der UN-Bericht über die humanitäre Situation in Gaza und der Westbank auf Englisch, Hebräisch und Arabisch. Man kann den Newsletter kostenfrei abonnieren. Man kann wissen, was dort passiert. Man bekommt sehr viele Details. Man erfährt konkrete Zahlen und Daten. Man kann mit interaktiven Karten arbeiten. Das sieht dann etwa so aus:

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Man kann sich Informationen holen. Man kann wissen, was in Gaza und der Westbank geschieht. Man kann Menschen zuhören, die dort waren.

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Wir können es wissen. Unsere Medien, unsere Politiker, unsere Verantwortungsträger, unsere Entscheider, unsere Mitmenschen können es wissen. Es spielt keine Rolle, welche Worte wir dafür verwenden. Fakt ist: Menschen werden bombardiert, verstümmelt, getötet; viele von ihnen Kinder. Menschen — die allermeisten Zivilisten — werden vertrieben, ihre Häuser zerstört. Und ja, es könnte sich auch der eine oder andere “führende” Terrorist unter ihnen befinden. Das rechtfertigt nicht, dass Journalisten, Krankenhäuser, Bäckereien, Zivilisten, Flüchtlinge, Zeltlager, Hilfsorganisationen, Lebensmittelkonvois militärische Ziele sind. Und dass Hunger als Waffe eingesetzt wird, ist verbrecherisch. Wir wissen das. Und was tut Deutschland, was tut die internationale Gemeinschaft bisher dagegen? Fast nichts. Im Gegenteil: Landauf, landab werden wir mit Vorträgen über alle möglichen Formen des Antisemitismus überzogen, manche von uns werden sicherheitshalber gleich mal Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt, ungeachtet dessen, ob wir selbst Juden sind und zuweilen von Antisemitismus betroffen. Das macht mich wütend. Für die allermeisten Juden, mit denen ich spreche, ist die Frage danach, was antisemitisch ist, höchst einfach zu klären: Wenn jemand etwas gegen uns sagt oder tut, weil wir Juden sind, dann ist das antisemitisch. Jede von uns weiß, wie sich das anfühlt. Kein vernünftiger Mensch kritisiert das militärische und politische Vorgehen Israels, weil der Staat „jüdisch“ ist — ich jedenfalls nicht. Ich kritisiere die Politik des Staates, weil sie weder dem Wohle des israelischen Volke noch dem Wohle der Juden weltweit und natürlich nicht dem Wohle aller Menschen in der Region dient, sondern den „Werten“ und Interessen rechtsradikaler, teils religiös-verbrämter Nationalisten sowie korrupter, teils faschistischer Politiker und anderen Akteuren folgt. Das militärische Vorgehen kritisiere ich logischerweise auch nicht deswegen, weil die Soldaten, Offiziere und Generäle Juden sind — das liegt doch auf der Hand! — sondern weil in diesem Krieg gegen Gaza jede Humanität verlorengegangen ist. Jede. Dagegen müssen wir aufbegehren! Dagegen müssen wir uns aussprechen! Wie lange noch will man sich gerade hier in Deutschland mitschuldig machen an dem, was den Menschen in Gaza gerade geschieht? Oder ändert sich gerade etwas? Immerhin ist in diesen Tagen ein Kommentar wie dieser von der ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann in der Tagesschau möglich.

Der Staat Israel ist im Begriff, Gaza zu vernichten und bald auch die Westbank und alle Palästinenser endgültig ihrer Lebensgrundlage zu berauben. Wer glaubt, dass Israel sich damit seine Existenz sichert, irrt. Israel ist auch im Begriff, sich selbst international ins Abseits zu begeben. Ganz gleich, welche Worte wir dafür verwenden; ganz gleich, wie oft wir den grauenhaften Überfall der Hamas am 7. Oktober erwähnen; ganz gleich, wie oft wir die Rückgabe aller Geiseln fordern; ganz gleich, wie viel Mitgefühl wir für die Opfer von Terror haben und ganz gleich, welche Seite mehr Schuld auf sich geladen hat: Wer in irgend einer fernen, fernen Zukunft ein friedliches Leben für alle Menschen im (gerade nicht sehr) heiligen Land zwischen Mittelmeer und Jordan herbeisehnt, muss sich für ein sofortiges Ende des Krieges, für Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien und für eine Basis an Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für das palästinensische Volk einsetzen. Wer das schon für antisemitisch hält, dem ist nicht zu helfen; den kann man nicht mehr ernst nehmen. Dieser Mensch muss sich die Frage gefallen lassen, ob für ihn grundlegende Menschenrechte wirklich für alle Menschen gelten — oder doch nur für manche. Wenn die Frage ehrlich mit „nein“ beantwortet würde, wüssten wir wenigstens, woran wir sind.

Ja, ich bin wütend.


Hier die wichtigsten Punkte aus dem heutigen UNNewsletter, schnell mit Deepl übersetzt:

  • Die Blockade, die neuen Vertreibungsbefehle und die anhaltenden Bombardierungen, unter anderem von Zelten, Krankenhäusern und Schulen, führen weiterhin zu einer steigenden Zahl von Opfern, Vertreibungen und extremen Entbehrungen im Gazastreifen.
  • In einem Bericht an den Sicherheitsrat über die humanitäre Lage und den Schutz der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen im Gazastreifen forderte der Leiter der UN-Hilfsorganisation, Tom Fletcher, entschlossenes Handeln, um einen Völkermord im Gazastreifen zu verhindern.
  • Die Angriffe auf die beiden wichtigsten Krankenhäuser in Khan Younis haben das ohnehin schon dezimierte Gesundheitssystem weiter lahmgelegt, so dass erneut der Schutz der Zivilbevölkerung, einschließlich des medizinischen Personals, und der medizinischen Einrichtungen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht gefordert wird.
  • Drei Viertel der Bevölkerung des Gazastreifens werden bei einem realistischen Worst-Case-Szenario einer langwierigen und groß angelegten Militäroperation und der Aufrechterhaltung der vollständigen Blockade voraussichtlich mit einer akuten oder katastrophalen Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein.
  • Bei diesem Szenario würden die Schlüsselindikatoren für Ernährungsunsicherheit, akute Unterernährung und Sterblichkeit die IPC-Schwellenwerte für eine Hungersnot überschreiten.
  • Seit dem 2. März 2025 und in den letzten 74 Tagen haben die israelischen Behörden eine vollständige Blockade des Gazastreifens verhängt, wodurch die humanitären Bemühungen zum Schutz und zur Unterstützung der Zivilbevölkerung durch die Bereitstellung von Gütern nahezu zum Erliegen gekommen sind. Parallel dazu haben die israelischen Streitkräfte seit dem 18. März 2025 die Bombardierung des Gazastreifens aus der Luft, zu Lande und zu Wasser verstärkt und die Bodenoperationen ausgeweitet. Dies hat zu Hunderten von Opfern, zur Zerstörung der zivilen Infrastruktur und zu massiven Vertreibungen geführt. Da es keinen sicheren Zufluchtsort gibt, wurden seit der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten am 18. März und bis zum 13. Mai schätzungsweise 436.000 Menschen erneut vertrieben, so der Site Management Cluster (SMC). Die Menschen sind auf einen immer kleiner werdenden Raum beschränkt. 71 Prozent des Gazastreifens befinden sich seit dem 18. März in israelisch-militarisierten Zonen oder wurden unter Vertreibungsbefehl gestellt. Es wurde von Angriffen auf Wohnhäuser, Zelte für Binnenvertriebene und Krankenhäuser sowie von Sprengungen von Gebäuden berichtet. Es wurde von Kämpfen zwischen israelischen Streitkräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen berichtet.

Mehr Infos hier:
https://www.ochaopt.org/content/humanitarian-situation-update-288-gaza-strip

https://www.medico.de/kampagnen/eines-tages-werden-alle-schon-immer-dagegen-gewesen-sein

Café Julius im www!

Liebe Brieffreundin, lieber Brieffreund,

heute melde ich mich nur ganz kurz:
Die Website meines Café Julius im SCHOCKEN ist ab sofort online!
Du kannst mich also auch mal virtuell besuchen, wenn Du nicht gerade in Chemnitz bist 😉

Für Feedback zur Übersichtlichkeit, Benutzerfreundlichkeit, zum Inhalt oder zum Design bin ich dankbar. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an die beiden tollen Frauen Anita Strüby (Webdesign) und Nadine Rothe (Grafikdesign) für die tolle Zusammenarbeit — inhaltlich, professionell und menschlich: Ihr seid die Besten!

Viel Spaß beim Surfen und sonnige Grüße aus der Kulturhauptstadt!

Herzlichst,

Israelische Autoren: Nicht in unserem Namen!

Liebe Brieffreundin, lieber Brieffreund!
In einem Offenen Brief fordern 350 israelische Autorinnen und Autoren das Ende des Gaza-Krieges. „Dieser Krieg gefährdet das Leben israelischer Soldaten und der Geiseln und verursacht schreckliches Leid für hilflose Zivilisten in Gaza“, heißt es in dem Schreiben. „Die Taten, die in Gaza und den besetzten Gebieten verübt werden, geschehen nicht in unserem Namen, aber sie werden auf unser Konto gehen.“ Die Unterzeichner fordern ein sofortiges Ende des Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas, eine Rückkehr der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln und eine internationale Vereinbarung über die Zukunft des Gazastreifens.

Vermutlich erfahren wir hier in Deutschland allerdings mehr über diesen Brief als die Menschen in Israel, denn dort wird dieser Brief in den Medien fast vollkommen ignoriert. Ebenso wie das Leid der Menschen in Gaza — es wurde bisher in Israel praktisch nicht oder kaum wahrgenommen. Warum das so ist, erklärt der israelische Historiker Dr. Lee Mordechai von der Jerusalemer Hebrew University in einem umfassenden Dokument, das ich bereits am 1. Januar an dieser Stelle verlinkt hatte. Sehr gut beschreibt das auch Julio Segador in diesem 6-minütigen Beitrag im Deutschlandfunk.

Über den Offenen Brief der 350 israelischen Autoren spricht — ebenfalls im Deutschlandfunk — der Autor und Musiker Ofer Waldmann.

A propos Autoren: Ich freue mich verkünden zu können, dass mein Roman Beduinenmilch im Sommer bei ars vivendi erscheinen wird. In wenigen Tagen übergebe ich das Manuskript an meinen Lektor; damit kommt meine 7-jährige Autorenarbeit zum Ende. Vorerst jedenfalls…

Pessach geht zu Ende, Ostern beginnt, das Frühjahr naht. Hoffnung ist kein Zustand, sondern ein Akt.

Herzlichst,

Gespräche statt Absagen!

Heute will ich zwei Dinge mit Dir teilen:

Der Sendetermin des einstündigen Gesprächs, das ich mit Katrin Heise geführt habe, ist Montag, 7. April, 9:00 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur.

Dass der international anerkannte israelische Philosoph Omri Boehm ausgeladen wurde, bei der Gedenkfeier zur Befreiung des KZ Buchenwald zu sprechen, hat zurecht für Aufruhr gesorgt. Hier ist eine Petition, die die Redefreiheit für ihn fordert und deren Erstunterzeichner prominente, teils jüdische Zeigenossen und Weggefährtinnen sind. Der Text der Petition ist übrigens auf viele kritische Juden und Israelis anwendbar — die Prinzipien und Vorgehensweisen seitens derer, die Druck machen, immer die gleichen. Mir scheint, dass ihnen dabei egal ist, ob der reale Antisemitismus, den wir eigentlich alle gemeinsam und solidarisch bekämpfen sollten, durch ihr Handeln gefördert wird. Sie haben nur ein Ziel: Unsereins zum Schweigen zu bringen, um nur ja nicht über das zu sprechen, was offensichtlich falsch läuft in Israel. Langsam wird es lächerlich, und die Apologeten sind dabei, sich selbst zu entlarven. Auf dass es dann endlich zu einem Neubeginn kommen und die Chance auf Frieden und Sicherheit FÜR ALLE hoffentlich in naher Zukunft gegeben sein wird!

Hier der Text und Link der Petition (Achtung, sehr kurzfristig!):

An die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihre:n zu bestimmende:n Nachfolger:in, an die derzeitige und die kommende Regierung der Bundesrepublik Deutschland, an die Thüringische Staatskanzlei und den Ministerpräsidenten Mario Voigt sowie an Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora: 

Durch Druck und Drohungen hat der Botschafter Israels in Deutschland dafür gesorgt, dass die Einladung an den international anerkannten israelischen Philosophen Omri Boehm, am 6. April bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwalds zu sprechen, zurückgezogen wurde. Dies ist ein beispielloser Vorgang: Keine diplomatische Vertretung, kein anderer Staat darf ein Vetorecht haben, wer in Deutschland zu welchem Anlass spricht. 

Ministerpräsident Mario Voigt: Sorgen Sie dafür, dass Omri Boehm wie geplant bei der Gedenkfeier in Buchenwald sprechen kann!

Die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, die laut Presseberichten weiterhin die „Integrität Boehms und seine herausragenden Leistungen“ schätzen, wollten mit ihrer Entscheidung einen Skandal verhindern. Doch der Skandal der Einmischung und Zensur ist längst da. 

Viel zu lange haben sich deutsche Institutionen wie aktuell die Stiftung Gedenkstätten und die Thüringische Staatskanzlei dem vielfältigem Druck und der Instrumentalisierung der Millionen Holocaustopfer wider besseren Wissens ergeben. Obwohl viele, insbesondere auch Juden, genau davor gewarnt haben, wurde der pauschalisierende Antisemitismusvorwurf in den letzten Jahren derart politisiert und überstrapaziert, dass er mittlerweile sinnentleert und zum politischen Spielball mutiert ist. Angesichts des weltweit gestiegenen Antisemitismus ist das kontraproduktiv und gefährlich. Dasselbe lässt sich über den Appell an die Bewahrung der Würde der damaligen Opfer sagen. Sie können sich gegen keinerlei Vereinnahmung mehr wehren. Überall auf der Welt bemächtigen sich Rechte, Faschisten, Populisten solcher skrupellosen Scheinargumente und gehen restriktiv auch gegen Jüdinnen und Juden vor, die ihre Agenda nicht teilen.

Mit der Ausladung Omri Boehms muss nun eine Grenze erreicht sein: Hier der Philosoph, der in klarer, besonnener Sprache um einen wahrhaftigen Universalismus ringt, also um die Definition und Garantie der Würde aller Menschen. Dass er der Enkel einer Holocaustüberlebenden ist, dass auch Boehm die israelische Uniform getragen hat, sollte gar nicht erwähnt werden müssen. 

Dort Ron Prosor, qua Entsendungsauftrag der Propagandist seiner Regierung, der rechtesten und im eigenen Land umstrittensten, die Israel je hatte. Seit langem diffamiert und diskreditiert Prosor gezielt alle Kritiker der israelischen Politik. Vor prominenten Juden und Israelis hat er dabei noch nie Halt gemacht, auch sie bezeichnet er auf den Sozialen Medien regelmäßig als „Antisemiten“ und „Israelfeinde“.

Omri Boehm hingegen hat schon Jahre vor dem blutigen Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 und den darauf reagierenden, bis heute anhaltenden Exzessen der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen und den schweren Ausschreitungen der Siedler im Westjordanland, in eine Richtung gedacht und geschrieben, die gemeinhin als Utopie bezeichnet wird: wie ein friedliches Zusammenleben von jüdischen Israelis und Palästinensern in einem einzigen staatlichen Gebilde, in der Form etwa einer Konföderation, zu bewerkstelligen wäre. Dazu tauscht sich Boehm regelmäßig mit anderen internationalen Denkern, auch mit palästinensischen, aus. In der Eskalationslogik, in die sich Hamas und die israelische Regierung seit dem 7. Oktober 2023 verkeilt haben, sieht allerdings jeder Gedanke an Frieden gerade wie eine Utopie aus.

Jeder, der will, kann Boehms Thesen als „umstritten“ und „polarisierend“ bezeichnen. Aber weder sind sie verboten, noch gefährden sie Menschenleben, unseren Staat oder unsere Rechtsordnung. Und genauso wenig bedrohen sie die Würde einer Veranstaltung, die dem Gedenken an die Millionen Opfer eines mörderischen Regimes gewidmet ist, oder die Würde des Ortes, in dem gerade jene inhaftiert und terrorisiert wurden, die sich diesem Regime widersetzten.

Wo Prosors freie Meinungsäußerung garantiert ist, muss es auch jene Omri Boehms sein. Es sollte selbstverständlich sein, dass eine seriöse, von renommierten Fachleuten geleitete deutsche Gedenkstätte frei über ihre Gastredner entscheiden kann. 

Boehms Ausladung ist auch nicht mit der Rücksicht auf die letzten, uralten Überlebenden des Holocaust, die am 6. April als Gäste erwartet werden, zu rechtfertigen. Der Respekt vor ihnen würde vielmehr gebieten, die Veranstaltung nicht solch einseitigen Einflussnahmen preiszugeben, sondern die Vielfalt jüdischer Stimmen zu feiern. Der Schaden ist – durch das rücksichtslose Verhalten des diplomatischen Vertreters Israels – bereits angerichtet und kann nur noch begrenzt werden, indem Omri Boehm wie vorgesehen spricht – und zwar am vereinbarten Tag und Ort!

Wir fordern die Thüringische Staatskanzlei und die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora auf, Sorge zu tragen, dass die Gedenkfeier am 6. April wie geplant stattfinden kann. 

Und wir fordern die amtierende Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die aktuelle ebenso wie die künftige Bundesregierung auf, Wissenschaft, Kunst sowie den Austausch freier Meinungen und Argumente besser und mutiger als bisher vor politischer Einflussnahme zu schützen. 

Zu den Erstunterzeichnenden gehören:

Simone Buchholz, Schriftstellerin
Robin Celikates, Professor für Philosophie, FU Berlin
Daniel Cohn-Bendit, Publizist, Politiker Bündnis 90/Die Grünen
Sonia Combe, Centre Marc Boch, Berlin
Julia Eckert, Professorin für Politische Anthropologie, Universität Bern
Daniel Eliasson, Politiker Bündnis 90 / Die Grünen
Deborah Feldman, Schriftstellerin
Dorothea Gädeke, Professorin für Politikwissenschaft, FU Berlin
Axel Honneth, Jack C. Weinstein Professor for the Humanities, Columbia University
Rahel Jaeggi, Professorin für Philosophie, Humboldt-Universität zu Berlin
Florian Kessler, Lektor des Hanser Literaturverlags
Hanno Loewy, Direktor Jüdisches Museum Hohenems, Literatur- und Medienwissenschaftler
Eva Menasse, Schriftstellerin
Susan Neiman, Direktorin Einstein Forum Potsdam, Philosophin
Mithu M. Sanyal, Schriftstellerin, Kulturwissenschaftlerin
Peter Ullrich, Soziologe und Kulturwissenschaftler
Michael Wildt, Historiker, Prof. em. Humboldt-Universität, Berlin 

Danke fürs Lesen bis hierher!

Herzlichst,

Im Gespräch. Bleiben

„Im Gespräch“ heißt eine traditionsreiche Sendung im Deutschlandfunk Kultur, zu der ich am kommenden Freitag, den 4. April bei der Nacht der Bibliotheken in die Unibibliothek Chemnitz eingeladen wurde. Dort werde ich eine Stunde lang mit der Moderatorin Katrin Heise über alle möglichen Themen sprechen, die uns derzeit bewegen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr (Einlass 17.30 h) und wird live mit Publikum aufgezeichnet, eine Anmeldung ist erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich. Alle Infos und ein Anmeldelink dazu auf der Seite des DLF:

oder auf der Seite der TU Chemnitz.


Was mich bewegt sind die immer brutaler werdenden Kriege, das vermeidbare Blutvergießen, das Töten von Zivilisten in allen Kriegen dieser Welt, das Aushungern der Menschen in Gaza, der Bruch völkerrechtlicher Normen und Vereinbarungen, der Verlust der Menschlichkeit und Empathie. Dies alles geht einher mit einem Totalitarismus, der nicht erst bei Trump beginnt und bei Netanjahu nicht aufhört — auch wenn wir scheinbar noch in Demokratien leben (ich frage mich, wie lange noch). Unsere Gesellschaft wird immer extremer, Menschen finden kaum mehr zueinander; eine immer größer werdende Zahl von Menschen nicht nur in Deutschland, schreibt Michael Andrick in seinem neuesten Buch „Ich bin nicht dabei“, meide offenen Meinungsstreit. Man fürchtet sogar persönliche Konsequenzen, sollte man selbst eine Ansicht äußern, die anderen unliebsam ist. Ich weiß, wovon er spricht.

Heute Morgen las ich von dem Studenten Mahmoud Khalil, der vor einigen Tagen in den USA verhaftet wurde wegen seiner propalästinensischen Proteste und dem es aus dem Gefängnis heraus gelang, einen Brief an seine schwangere Frau zu diktieren. Neben der Beschreibung seiner menschenunwürdigen Haftbedingungen sagte er unter anderem einen Satz, der mir hängenblieb:

Ich war immer der Meinung, dass es nicht nur meine Pflicht ist, mich selbst vom Unterdrücker zu befreien, sondern auch meine Unterdrücker von ihrem Hass und ihrer Angst zu befreien…

Beeindruckend. Ich wünschte, das würde mir auch gelingen.


Ein aktuelles Interview mit Avi Shlaim, emeritierter Professor für internationale Beziehungen an der Universität Oxford. In Baghdad geboren, mit fünf Jahren nach Israel gekommen und als Erwachsener nach England emigriert, sagt er: „Wir erleben den letzten Atemzug der israelischen Gewalt“ (deutsche Übersetzung HIER)

Hier ein Interview mit ihm vom Herbst 2024:


Die Entwürfe zum schwarz-roten Koalitionsvertrag bleiben „sehr weit hinter einem Schutz der völkerrechtlichen Ordnung“ zurück, schreibt Tobias Schulze in der taz.


Für alle, die am Montag, den 7. April in München und Umgebung sind:
Ein Konzert für Gaza, unter anderem mit Deborah Feldman, Michael Barenboim, Alena Jabarin und vielen anderen.

Auf ein baldiges Wiedersehen — und immer schön im Gespräch bleiben!

Herzlichst,

Kämpfen! Gewaltfrei für Frieden!

Für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen bedeutet unter anderem, die Dinge zu benennen, wie sie sind, und immer wieder alle Perspektiven zuzulassen. Besonders gelingt dies den ‚Kämpfern für den Frieden‘, Combatants for Peace (CfP), eine mittlerweile große Organisation von ehemaligen bewaffneten israelischen und palästinensischen Kämpfern, die sich entschieden haben, mit anderen Mitteln für ein anderes Ziel zu kämpfen: für Frieden, Gerechtigkeit, Sicherheit für alle und ein gleichberechtigtes Zusammenleben. Hier der neueste Newsletter (im Englischen Original hier) der CfP:

Screenshot

Israels Premierminister Netanyahu hat diese Woche verlauten lassen, dass es weitere Gespräche nur unter „Feuer“ geben werde. Diese Worte stehen nicht für uns. Sie stehen nicht für die unzähligen Israelis und Palästinenser, die wissen, dass Gewalt nur die Wunden vertieft und uns vom Frieden entfernt.

Überall in Israel gehen die Menschen auf die Straße — sie protestieren nicht nur für Demokratie, sondern fordern laut und deutlich ein Ende der Gewalt in Gaza. Wir weigern uns zu akzeptieren, dass „Feuer“ die einzige Sprache ist, die wir sprechen, und fordern eine neue politische Richtung — eine Richtung der Gerechtigkeit, Sicherheit und Würde für alle. Wir wissen, dass wahre Sicherheit niemals durch Herrschaft oder Gewalt entstehen wird, sondern durch politische Phantasie, gegenseitige Anerkennung und kollektive Befreiung.

Die Welt schaut zu. In ganz Europa haben führende Politiker die erneuten Bombardierungen scharf verurteilt und einen sofortigen Waffenstillstand sowie dringenden humanitären Zugang zum Gazastreifen gefordert. Der internationale Druck wächst und verlangt, dass Israel seine Militärkampagne beendet und alle Parteien zum Dialog und nicht zur Zerstörung zurückkehren. Neben den Demonstranten in Israel strömen auch die Demonstranten in den großen europäischen Hauptstädten auf die Straßen und fordern, dass die Gewalt gegen die Palästinenser aufhört und dass jedes Leben gleich viel wert ist.

Gewaltlosigkeit ist nicht passiv — sie ist ein kraftvoller Akt des Widerstands gegen Hass und Verzweiflung. Es ist das Beharren darauf, dass ein anderer Weg möglich ist, selbst wenn unsere Führer uns etwas anderes sagen. In diesen dunklen Zeiten ist unsere Arbeit — und Eure Unterstützung — wichtiger denn je.

Hier kannst Du an Compatants for Peace spenden

In dieser Zeit, in der die Rhetorik des Feuers die Schlagzeilen beherrscht, ist es dringender denn je, dass wir uns gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen. Gerade jetzt stellen sich unsere israelischen und palästinensischen Aktivisten an die vorderste Front — sie protestieren, nehmen an gemeinsamen Aktionen teil und weigern sich, unsere Zukunft von Gewalt bestimmen zu lassen. Während wir auf allen Ebenen — politisch, sozial und persönlich — angegriffen werden, kämpfen wir für den Erhalt unserer Existenz und dafür, dass die palästinensische Stimme nicht verstummt.

Wir werden uns nicht abwenden, während die Zahl der Todesopfer in Gaza steigt und jedes Leben eine verlorene Welt ist. Und wir werden die israelischen Geiseln nicht vergessen, die immer noch in Gefangenschaft sind und von ihrer eigenen Regierung im Stich gelassen werden — Menschenleben, die in einem Kreislauf des Leidens gefangen sind, der beendet werden muss. Gemeinsam werden wir weiter daran arbeiten, dieser unvorstellbaren Gewalt ein Ende zu setzen — für jedes Leben, das bereits verloren ist, und für jedes Leben, das noch gerettet werden kann.

Hier ist unsere Botschaft an die Kinder von Gaza:

Wir sehen euch. Wir hören euch. Und obwohl wir euch eure Angst und euren Schmerz nicht nehmen können, tragen wir eure Stimmen in unseren Herzen.

Ihr habt ein Recht auf Sicherheit. Ihr verdient Lachen, Spiel und Träume — nicht Angst, Trümmer und Verlust.

Wir arbeiten für eine Zukunft, in der ihr frei, in Frieden, mit Würde und Hoffnung aufwachsen könnt.

Bitte wisst: Ihr seid nicht vergessen und wir werden nie aufhören, für eine Welt zu kämpfen, in der ihr einfach Kinder sein könnt.

Mit Liebe und Hoffnung,
Kämpfer für den Frieden

Deutschlands Haltung

Liebe Brieffreundin, lieber Brieffreund,

heute teile ich zwei Beiträge, die mit der Haltung Deutschlands gegenüber Israel zu tun haben. Und eine Einladung zur Vernissage der Kunstinstallation Shrine of Hope im Café Julius in Chemnitz. Die Künstlerin Katharina Gun Ohlert hat im Rahmen des Projekts ANTONPLATZ15 eine Arbeit zum Thema „Würde“ geschaffen, die Wärme, Schönheit und Hoffnung ausstrahlt. Heute, am Vorabend des 85. Todestages meines Großevaters Julius — er wurde am 16. März 1940 im KZ Sachsenhausen ermordet — eröffnen wir um 19 Uhr feierlich die Installation mit einigen Reden und Cello-Musik von Matthias Lorenz. Wer in der Nähe ist, ist herzlich eingeladen.

v.l.n.r.: Katharina Gun Oehlert, Julius Sommerfeld und Nirit Sommerfeld

Diesen Brief haben zahlreiche deutsche Organisationen unterschrieben:

Ein Kommentar von Benjamin Hammer, früherer Nahostkorrespondent des Deutschlandfunks:
Trumps Nahost-Politik: Deutschland muss völkerrechtlich auf Kurs bleiben

Herzlichst,

Kultur, Politik und gutes Leben