Alle Beiträge von Nirit Sommerfeld

Freud und Leid

Liebe Brieffreundin, lieber Brieffreund!

Lange habe ich gezögert, Dir zu schreiben, denn ich bin hin- und hergerissen zwischen wunderbaren guten Neuigkeiten (sie betreffen mich persönlich) und weniger erfreulichen Nachrichten (die nicht wirkich neu sind in der politischen Welt, in der ich mich bewege, sondern eher eine Fortsetzung von Altbekanntem in neuem Gewand); beides will ich gleichermaßen mit Dir teilen. Da Du Dich gerne mit mir freust, wie ich schon häufig erfahren durfte, und wir uns vielleicht sogar demnächst persönlich begegnen, will ich mal mit dem Erfreulichen beginnen. Hier kommen also erst mal Tipps und Termine und anschließend Lesenswertes zu Israel-Palästina.


Letzten Samstag war ich zu Gast in einer der letzten Live-Radio-Gesprächs-Sendungen, die es im Öffentlich-Rechtlichen noch gibt, „MDR Kultur trifft…“, die Du hier (oder durch Klick aufs Bild) nachhören kannst.

Ich hatte dabei das Glück, das Gespräch mit der tollen Moderatorin Karoline Knappe zu führen, die im September bereits diesen 7-minütigen Beitrag mit mir zu meinem Buch Beduinenmilch für swr2 gemacht hat:

Mein Roman Beduinenmilch ist — nachdem die erste Auflage schnell vergriffen war — nun in zweiter Auflage erschienen und wieder in allen Buchhandlungen erhältlich. Hier die Termine meiner nächsten Lesungen:

Freitag, 14. November, 19.30 Uhr: Würzburg
Buchladen Neuer Weg, Sanderstr. 23/25
VVK & Abendkasse: buchladen@neuer-weg.com | 0931 355 910

Samstag, 15. November, 19.30 Uhr: Goldbach bei Aschaffenburg
PFARRHEIM Am Hilpernstein
Eintritt frei — Hutkasse

Donnerstag, 27. November, 19 Uhr: Esslingen
Gewerkschaftshaus, Julius-Motteler-Str. 12

…und am letzten Tag im November ein Highlight:
Das Café Julius zu Gast im Meta-Theater Moosach
mit literarischen, musikalischen und kulinarischen Köstlichkeiten — ein sächsisch-bayerisch-levantinisches Multi-Kulti-Ereignis mit dem ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH, Beduinenmilch und Baklava
Sonntag, 30. November, 18 Uhr: Moosach bei Grafing
Meta-Theater, Osteranger 8
Karten an der Abendkasse: 18,00 € / erm. 15,00 € | info@meta-theater.com

Für alle Freundinnen und Freunde aus Chemnitz: Am Donnerstag, den 13. Oktober, 18.15 Uhr, findet wieder eine spannende Lesung im Café Julius statt: Ruben Schenzle erzählt über Zusammenhänge von Shoa, Nakba und Holocaust aus seinem Buch Fiktive Grenzverletzungen


Einen besseren Übergang zum nächsten Thema hätte ich nicht erfinden können: Ausgerechnet am 9. November, dem Gedenktag an die sogenannte „Reichskristallnacht“ — ich finde diese Bezeichnung für den Horror dieses Ereignisses nach wie vor stärker, weil emotionaler als das mittlerweile etablierte, sachliche „Reichspogromnacht“ — am letzten Sonntag jedenfalls wurde der US-amerikanische jüdische Faschismus-Experte Jason Stanley aus der Frankfurter Synagoge hinausgeworfen, nachdem man ihn zuvor eingeladen hatte, weil er „mit großer Klarheit für Demokratie, Verantwortung und Menschlichkeit“ einstehe, wie der Gemeindevorsitzende betonte. Hier ein hervorragender Artikel dazu in der Frankfurter Rundschau. Er beleuchtet und erklärt das Prinzip hinter all diesen Ausladungen und zeigt, warum gerade das Antisemitismus befördert.

Zum „Frieden“ in Gaza / Palästina /Israel …….  — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — — — — — — —— — — — — — — — — — — — — —
fehlen mir die Worte. In Gaza kommen manche wieder zum Atmen, obwohl die Waffenruhe ständig durch Israel gebrochen wird und seither weit über 100 Menschen getötet wurden. Hunger, Mangel an allem und vor allem totale Verwüstung bestimmen immer noch das Leben in Gaza, während Netanjahu, Trump samt Schwiegersohn Kushner und Konsorten sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und zynisch über die Köpfe von über 2 Millionen Gazanern hinweg eine „Riviera“ planen, als gäb’s kein gestern. Heil Kapitalismus! Heil Kolonialismus! Heil den Reichen, Mächtigen und Korrupten! Haaretz berichtet, dass Schutt und Müll aus Israel, der nahe der Grenze zu Gaza durch z.B. mobile Militärbasen liegengeblieben ist, durch eine private Entsorgungsfirma mit Lastwagen ein paar Hundert Meter über die Grenze nach Gaza gebracht worden und dort zu riesigen Haufen abgeladen worden sei — angeblich auf Geheiß der Regierung. Geht’s noch zynischer?!
Ich frage mich, wann die breite Masse Mensch aufhört, diesen offensichtlichen Verbrechern zu huldigen und sich gegen dieses Unrecht erhebt.

Auch im besetzten Westjordanland sehe ich tagtäglich die grausamsten Bilder von Gewalt, meist brutale, gnadenlose Schlägertrupps junger israelischer Siedler, die auf unbewaffnete palästinensische Bauern, Frauen, Alte, Kinder eindreschen. Manchmal erwischt es auch israelische oder internationale Unterstützer, die vor Ort sind, um die Palästinenser bei der Ernte zu schützen. Diese Siedlerterroristen schrecken vor nichts zurück: Sie zünden Häuser und Autos an, in denen Palästinenser sitzen, legen Feuer in Ställen, in denen Schafe und Ziegen elendiglich verenden, zerstören Olivenbäume, stehlen Vieh und anderes Eigentum, wenn sie es nicht zerstören. Dabei werden sie von israelischen Soldaten bewacht! Die stehen daneben, tun nichts, lachen.

Von den vielen Berichten, Videos und Kommentaren zur Situation der Palästinenser, die ich täglich sammle, finden sich viele in der soeben erschienenen Sonder-Publikation Gaza November 2025 des Newsletters „Sand im Getriebe“ von Attac. Dort gibt es Links zu Dutzenden Quellen, zu Videos, sowie Texte von Michael Lüders, Interviews mit Mustafa Barghouti, Francesca Albanese und Amira Hass und Artikel von vielen anderen Experten wie BIP und Betroffenen.


Trotzdem oder gerade drum: Alles Gute! Kopf hoch! Es gibt Wunder.

Herzlichst,

PS: Wenn Du kein Social-Media-Verweigerer bist, dann folge mir doch auf Instagram: https://www.instagram.com/nirit_sommerfeld/

Hier teile ich fast täglich aktuelle Informationen.

Das Julius wird 1!

Das Café Julius wurde am 3. Oktober 2024 eröffnet — mit zahlreichen Helferinnen und Helfern aus nah und fern, nach einer unglaublich kurzen Vorbereitungszeit (ganz genau 23 Stunden hatten wir in der Küche Zeit nach der Installation aller Geräte), mit einer Kaffeemaschine, die nach zwei Stunden ihren Geist aufgab, mit Snacks und Gebäck, das wir in wenigen Stunden mit einem tollen, motiviertem Team zauberten — und vor allem mit einem großen Ansturm interessierter, wohlwollender Gäste, die geduldig teils über eine dreiviertel Stunde an der Theke Schlange standen, um mit uns Einstand zu feiern.
Hier ein paar Eindrücke von der Eröffnung des Café Julius am 3. Oktober 2024:

Am morgigen Donnerstag, den 2. Oktober, wollen wir den 1. Geburtstag des Café Julius mit Euch feiern. Wir schließen ausnahmsweise erst um 21.30 Uhr, es gibt Snacks und Drinks, Chris legt Musik auf… und Du bist herzlich eingeladen, mit uns zu feiern! An allen weiteren Donnerstagen ist auch immer was los im Julius: Konzerte, Lesungen, Vorträge… ein Blick auf unsere Wesite lohnt immer!

www.julius-im-schocken.de


Im SWR-Literatur-Magazin lesenswert wird meinem Roman BEDUINENMILCH ein 7-minütiger Hörfunk-Beitrag gewidmet.
Und hier gibt es eine aktuelle Rezension zu BEDUINENMILCH von Buch-Haltung.com.

Kommende Woche darf ich am 6. Oktober, 19.30 h, BEDUINENMILCH beim Sukkot-Festival, einem großen Laubhüttenfest-Event in Mittweida, zusammen mit Alena Jabarin und ihrem Buch „Der letzte Himmel“ präsentieren. Am 7. Oktober, 17.30 h, sitzen wir beide zusammen mit Dr. Andreas Brämer auf dem Podium und diskutieren, moderiert von Prof. Christoph Meyer von der IKKS Hochschule Mittweida, über Wege aus der Gewalt. Zu allen Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich.

Am 9. Oktober koche ich in einem Kochworkshop zusammen mit einigen Interessierten im Rahmen des Chemnitzer Sukkot-Festivals für rund 100 Besucherinnen und Besucher der Sukka ein paar levantinische Speisen.

Möge Sukkot, das Laubhüttenfest, das Fest der Freude und des Erntedanks, auch jenen Freude bringen, die unterdrückt und verfolgt werden; möge es jenen die Augen öffnen, die immer noch Israels Genozid an den Palästinensern als Selbstverteidigung rechtfertigen; möge die Mehrheit der Menschen, die in Frieden und Gerechtigkeit leben wollen, aufstehen und sich den vielen, vielen Menschen anschließen, die weltweit und letztes Wochenende auch in Berlin (100.000!) auf die Straße gegangen sind und genau dies fordern:

Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit für ALLE Menschen auf unserem Planeten! NIE WIEDER KRIEG! NIE WIEDER FASCHISMUS! NIE WIEDER GEGEN NIEMANDEN!

WEHRET DEN ANFÄNGEN!


ALL EYES ON GAZA —  Demo am 27. September 2025 in Berlin

Hier der Bericht von medico international.
Charlotte Wiedemann im Deutschlandfunk.
Interview mit Jannis Grimm, Protestforscher FU Berlin, Deutschlandfunk.
Amnesty International zu All Eyes on Gaza.

Menschenrechtspreis für Parents Circle

Heute wird der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis 2025 an die israelisch-palästinensische Organisation Parents Circle verliehen. Trauernde Familien beider Seiten treffen sich seit über 25 Jahren, um einander zuzuhören, sich gegenseitig in ihrem Schmerz anzuerkennen und gemeinsam die Spirale von Gewalt, Angst, Verzweiflung und noch mehr Gewalt zu durchbrechen.

Danke, Stadt Nürnberg, dass Eure Entscheidung auf diese wichtige Initiative gefallen ist. Danke, dass gerade aus der Stadt, aus der die „Nürnberger Rassegesetze“ hervorgekrochen sind, ein deutliches Zeichen gesetzt wird. Danke, dass Ihr uns Hoffnung gebt, dass man auch in Deutschland die richtigen Lehren aus der genozidalen Vergangenheit ziehen kann, wenn man bereit ist, die Geschichte als universelle Mahnung an uns alle zu verstehen. Denn die palästinensischen und israelischen Familien im Parents Circle, die auf beiden Seiten ihre Liebsten verloren haben, setzten sich für Gleichheit und Gerechtigkeit beider Völker ein. Die Menschen, die zwischen Mittelmeer und Jordan leben, wissen, dass ohne gleiche Rechte für ALLE kein Frieden möglich ist.

Nie wieder Ausgrenzung, nie wieder Vernichtung vermeintlich „Anderer“! Nie wieder Diskriminierung, nie wieder Rassismus aller Art, nie wieder Entmenschlichung und Vernichtung — nie wieder Gewalt und Krieg GEGEN NIEMANDEN!


Termine mit meiner Beteiligung:

23. September 25, 19 Uhr: Nahost-Talk in der Europäischen Akademie, Berlin mit Live-Stream; nur mit Anmeldung

13. Oktober 25, 19 Uhr: Lesung BEDUINENMILCH, Literaturhaus Nürnberg

14. Oktober 25, 19 Uhr: Lesung BEDUINENMILCH, Concept Store »ars vivendi – Vom Guten so viel«, Fürth

28. Oktober 25, 18 Uhr: Kundgebung, München Zentrum: Waffenlieferungen nach Israel: Nicht in meinem Namen

29. Oktober 25, 19 Uhr: Lesung BEDUINENMILCH, Wasserburger Bücherstube, Wasserburg am Inn

30. Oktober 25, 19 Uhr: Lesung BEDUINENMILCH, Bücherstube Herzog, Grafing b. München; 08092 / 1015

31. Oktober 25, 20 Uhr: Lesung BEDUINENMILCH, Brauereigasthof Eichhofen, Eichhofen/Oberpfalz


Außerdem feiert das Café Julius am Donnerstag, den 2. Oktober 25 ab 18 Uhr seinen ersten Geburtstag — Du bist herzlich eingeladen! Alle Infos dazu demnächst auf www.julius-im-schocken.de.

Herzlichst,


Immer wieder werde ich gefragt, warum vor allem junge Israelis gegenüber der Katastrophe, der Apokalypse in Gaza so gleichgültig sind. Hanno Hauenstein hat es in der Wochenzeitung Der Freitag auf den Punkt gebracht: „Jedes Baby in Gaza ist ein Feind“


Visualizing Palestine — auch eine Organisation, die viele Preise verdient hätte! Sie machen durch Grafiken die Situation der Palästinenser sichtbar.

Blackout

So sahen am 1. September die Titelseiten von über 150 Medien aus, u.a. Zeitungen wie der Frankfurter Rundschau. Denn:

„Wenn die israelische Armee weiter so viele Medienschaffende in Gaza tötet, wird bald niemand mehr von dort für Sie berichten können.“

Es kann, es darf so nicht weitergehen! Aber es tut es doch, und es wird immer schlimmer. Warum? Weil der Staat Israel ungebremste Unterstützung von Staaten wie Deutschland und USA erhält. Will die Bevölkerung das? Wollen wir das? Willst Du das? Ich nicht.
Der australische Journalist Antony Loewenstein, dessen jüdische Vorfahren aus Deutschalnd stammen, hat diesen Film darüber gemacht.

Ab jetzt: Klartext

So sehr es mich freut, dass mein erster Roman BEDUINENMILCH gut angenommen wird — hier ein Portrait mit Buchtipp in der aktuellen Wochenendausgabe der Freien Presse — , so sehr macht es mich traurig, dass meine fiktive Geschichte, die größtenteils 2014 spielt, nichts von ihrer Aktualität verloren hat.

Im Gegenteil: Was wir 2014 als die größte Katastrophe empfunden haben, die Gaza erleben-erdulden-erleiden musste, wurde in den vergangenen knappen zwei Jahren um ein Vielfaches übertroffen. Aber stimmt das überhaupt? Kann man das Leid der Menschen in Zahlen messen?

Kinder verhungern.
Alte und Kranke verhungern.
Verletzte sterben, weil sie nicht behandelt werden können.
Mütter essen nicht genug und können ihre Babies nicht stillen.
Verwundete werden ohne Narkose operiert.
Die Menschen in Gaza verzweifeln.
Ein Volk wird täglich entwürdigt.

Und ein Großteil der Israelis will von alledem nichts wissen oder glaubt es nicht.

Ihr Menschen in Gaza, auch wenn es Euch nichts hilft: Es geschieht NICHT IN MEINEM NAMEN. Es geschieht GEGEN MEINEN WILLEN. Gegen meinen Protest, den ich immer und überall demonstriere, wo immer ich Gehör finde. Ich werde nicht aufhören, gegen das Unrecht anzutreten, das von der israelischen Regierung, vom israelischen Militär und von einer großen Mehrheit der israelischen Zivilbevölkerung ausgeht. Auch andere Juden wehren sich gegen die Einvernahme israelischer Politik, wie hier der bekannte UN-Berater Jeffrey Sachs in seinem offenen Brief an den israelischen Außenminister; ich pflichte jeder seiner Aussagen voll und ganz bei.
Es kann so nicht weitergehen! Wir müssen uns alle dazu äußern, protestieren, unsere eigene deutsche Regierung auffordern, wirklich keine Waffen mehr zu liefern und es nicht bei Lippenbekenntnissen zu belassen!

Ihr braucht noch Beweise, dass es längst nicht mehr um Israels Selbstverteidigung geht? Dann seht Euch an und hört zu, was in israelischen Medien, in der israelischen Knesset gesagt wird. Netanjahu, Smotrich und Ben Gvir sind Kriegsverbrecher, sie betrügen ihr eigenes Volk und sind besessen von ideologischer Verblendung und von Fantasien, das gesamte Land zwischen Mittelmeer und Jordan „palästinenserfrei“ zu bekommen und jüdisch zu besiedeln. Ein rein jüdisches Land?! Als würde das Land ein besseres werden, wenn dort nur Juden lebten! Und mit welchen Konsequenzen für die palästinensische Bevölkerung? Vertreibung? Vernichtung? All dies ist längst keine Fantasie mehr, sondern bittere Realität.

Was dies im Übrigen mit dem Volk macht, das sich kollektiv schuldig macht, mag man erahnen: Ich stelle mir vor, wie Israelis eines Tages durch das apokalyptische Gaza getrieben werden. Wie sie gezwungen werden, mit eigenen Augen zu sehen, welche Folgen ihre Rachsucht, als heilige Vergeltung getarnt, für ein Volk von Unterdrückten, Besatzten, Rechtlosen, Hungernden hatte. Wenn sie beginnen zu begreifen, was ihre Regierung und ihr Militär MENSCHEN angetan hat, die ihnen als „Tiere“ oder „Ungeziefer“ dargestellt wurden — von einer Regierung, die sie gewählt haben, einem Militär, in dem sie gedient und dem sie ihre Töchter und Söhne anvertraut haben, weil ihnen eingeredet wurde, es sei „die moralischste Armee der Welt“. Wie sie erwachen aus dem Alptraum, der auch sie mit einbezieht, in einer Spirale von Gewalt und Trauma und noch mehr Gewalt und noch mehr Trauma, und immer so fort.

Mir kommt Erich Fried in den Sinn und sein Gedicht „Höre, Israel“; einen kleinen Teil davon kannst Du hier anhören.

Mit Herz und Schmerz,

Trauriges Beispiel aus der israelischen Zivilgesellschaft: Wie Israelis über den Krieg denken

Klartext von einer der führenden Siedler-Figuren, Daniella Weiss, in einer starken Dokumentation der BBC — hier ein kurzer Ausschnitt

David Ranan, deutsch-israelischer Politologe: „Das Defizit einer ehrlichen öffentlichen Debatte über Israel muss ein Ende haben — verlangen Sie es von Ihrer Zeitung, von ihren Abgeordneten!“; hier im Deutschlandfunk und in der taz

Israelische Soldaten sprechen über Befehle am 7. Oktober 2023:
https://nirit.de/wp-content/uploads/2025/08/Israelischer-Soldat-enthuellt-seltsamen-Befehl-zur-Einstellung-der-Grenzpatrouillen-im-Gazastreifen-am-7.-Oktober.pdf
Hier dazu das Video mit deutschen Untertiteln

New York Times: The Trauma of Childhood in Gaza, 15. August 2025

BEDUINENMILCH

Es ist nicht leicht in Worte zu fassen, was ich dabei empfinde, dass mein Roman ‚Beduinenmilch‘ in den kommenden Tagen erscheint. Ein richtiges Buch! Eines, das man richtig in der Hand halten kann, mit einer richtig schönen Umschlaggestaltung und Lesebändchen und Buchdeckeln und dazwischen auf Papier eine Geschichte, die ich mir irgendwann ausgedacht habe und die im Laufe des Schreibens eine Eigendynamik entwickelt hat, die ich nicht für möglich gehalten habe.

Jetzt ist es da, ganz real und in jeder deutschen Buchhandlung zu bestellen… unfassbar!

Als ich 2018 begonnen habe, an dem Stoff zu arbeiten, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es sieben Jahre dauern würde, bis aus der Idee ein Manuskript und aus dem Manuskript ein Roman werden würde, der nach seiner Fertigstellung nochmal fast zwei Jahre brauchte, um den richtigen Verlag mit dem richtigen Verleger zu finden. Norbert Treuheit von ars vivendi hat den Mut gehabt, sich des Themas anzunehmen; jetzt sind wir alle gespannt, wie es mit der Geschichte weitergeht.

Bist Du am Samstag, den 2. August nachmittags in Chemnitz? Dann bist Du herzlich zur Buchpräsentation eingeladen:

Gerne kannst Du Freundinnen, Geschwister, Omis, Tanten, Onkel und alle anderen mitbringen und den Flyer auch gerne weiterleiten. Bei schönem Wetter (das ist verlässlich bestellt!) lassen wir den Abend auf der Terrasse des Café Julius ausklingen. Dazu haben wir extra Florin und seine mobile Home Bar bestellt. Für reichlich Drinks und Snacks ist also gesorgt. Der Eintritt ist frei, wir bitten aber um Anmeldung per Mail.

Hier geht’s zur Website des Verlags ars vivendi.

Mit Vorfreude und Herzklopfen grüßt herzlichst


Und nicht vergessen: Das Morden und Aushungern in Gaza ist allgegenwärtig, geschieht in diesem Augenblick. Wer dazu schweigt, macht sich mitschuldig. Hinterher werden alle immer schon dagegen gewesen sein — aber dann ist es zu spät. Wir müssen alle handeln. Jetzt!


Unterschreibe für die Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel: KEINE GESCHÄFTE MIT KRIEGSVERBRECHERN!
https://action.wemove.eu/sign/2025-05-EU-trade-Israel-petition-DE

Mehr Infos dazu im aktuellen Newsletter von BIP: Von der Wirtschaft der Besatzung zur Wirtschaft des Völkermords


Monitor-Sendung vom 24.07.25, ARD:



Hier kannst Du STANDING TOGETHER unterstützen, eine stetig wachsende Bewegung von Palästinensern und Israelis, die sich für Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden zwischen Mittelmeer und Jordan, also in Israel-Palästina, einsetzt.

„Humanitäre Stadt“: purer Zynismus

„Schutz wird zu Kontrolle, Hilfe zu Internierung — und der Aufschrei? Bleibt aus“, so ARD-Korrespondentin Hanna Resch aus Israel in ihrem kurzen Kommentar im Deutschlandfunk zu Israels Plan, auf den Trümmern von Gaza eine „Humanitäre Stadt“ zu errichten. Sie findet die richtigen Worte zu Ereignissen, die sprachlos machen.

Zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die ihre Stimme gegen diesen Wahnsinn erheben, auch wenn ein politischer Aufschrei auf der internationalen Bühne immer noch nicht hörbar ist, schon gar nicht mit effektiven Konsequenzen wie Waffenembargo oder wirtschaftlichen Sanktionen. Der Staat Israel tut immer noch, wie ihm beliebt, ungeachtet der massiven Proteste im eigenen Land und der deutlichen Äußerungen engagierter Botschafter, Akademiker, Literaten, Journalisten. Hier eine Auswahl.

Besonders bewegt hat mich das Video von Peter Beinart Now They Tell Us, in dem er zitiert, was israelische Schlüsselpersonen sagen: „Wir haben unser Ziel verfehlt, die Hamas zu zerschlagen.“

Der indische Essayist und Schriftsteller Pankaj Mishra im Interview mit der Frankfurter Rundschau.

Haidar al-Ghazali schreibt, um sein schmerzendes Herz ein wenig zu erleichtern. „You reading this letter is the only thing that makes me feel I am not alone“, schreibt er in seinem Brief aus Gaza.


Noch ein paar Fakten: Nach dem (später einseitig von Israel gebrochenen) Gaza Waffenstillstandsabkommen vom 19. Januar begannen israelische Truppen am 21. Januar mit der bisher größten Militäroperation in der Westbank seit ihrer Besetzung 1967. Sie nennen es „Iron Wall“, die „Eiserne Mauer“ — eine Idee, die der russische Zionist Zeev Jabotinsky bereits in den 1920er Jahren ausformulierte, um die einheimische Bevölkerung von den jüdischen Zuwanderern abzugrenzen. Seit Jahresbeginn sind in der Westbank 40.000 Menschen zu Binnenflüchtlingen geworden — wo bleibt der Aufschrei? Wie reagiert Deutschland, außer mit weiteren Waffenlieferungen? Die UN-Organisation OchaOpt dokumentiert wöchentlich. Der Link hinter dem Bild führt zur Website mit vielen Grafiken.


Auch für mich ist das Schreiben immer wieder ein Ventil, um meiner Verzweiflung zu der Situation in Israel-Palästina Raum zu geben. Neben meinen Briefen — also diesem Blog, den Du gerade liest — habe ich in den letzten Jahren vor allem an meinem Roman BEDUINENMILCH gearbeitet, der nun endlich am 30. Juli in Deutschland bei ars videndi erscheint und in jeder Buchhandlung erhältlich ist.

Screenshot

Solltest Du am Samstag, den 2. August in Chemnitz sein, so bist Du herzlich eingeladen, zur Buch Release Lesung ins Café Julius zu kommen. Details folgen, ebenso weitere Termine zu Lesungen in anderen Städten.


Wenn Du palästinensische Landwirte aus der Besetzten Westbank unterstützen möchtest, dann kannst Du das verlässlich mit dem Kauf von Conflictfood-Freekeh tun.

Herzlichst,

Krieg verstehen

Prof. em. Daniel Bar-Tal von der Tel Aviv University, mit dem ich vor etwa fünfzahn Jahren bereits versucht habe, innerhalb der israelischen Gesellschaft und dann innerhalb der internationalen jüdischen akademischen „Community“ eine Bewegung für ein friedlicheres, gerechteres Israel zu initiieren, verschickte gerade ein Papier, in dem er den Krieg zwischen Israel und Iran analysiert, Hintergründe beschreibt und Motive erklärt. Hier die englische Originalversion und die (unredigierte) Deepl-Übersetzung ins Deutsche.


Humanitäre Situation in der Westbank: https://www.ochaopt.org/content/humanitarian-situation-update-299-west-bank


Europarat rügt Deutschland für Einschränkungen bei Gaza-Protesten

Dass es in Deutschland im Kontext Israel – Palästina immer schwieriger wird, das Vorgehen israelischer Besatzungs- und Kriegspolitik als das zu benennen, was es ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Jetzt wird es auch dem Menschenrechtsrat des Europarates zu viel: Er rügt offiziell Bundesinnenminister Dobrindt und warnt vor schwerwiegenden Eingriffen in die Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Die Süddeutsche Zeitung berichtet.


Hier noch ein paar Beiträge aus der Wochenzeitung Der Freitag, die ich an dieser Stelle empfehlen möchte:

Hanno Hauenstein: Warum ich erst zögerte, aber inzwischen von einem Völkermord in Gaza spreche

Michael Barenboim, Hanna Kienzler, Christine Binzel: Macht sich Deutschland gerade mitschuldig an genozidaler Politik in Gaza?

Ilan Pappe: „Die Entmenschlichung der Palästinenser ist Erfolg israelischer Propaganda“

Michael Lüders: „Es gibt starke Hinweise darauf, dass die USA in den Krieg einsteigen“


Mit großer Besorgnis und klammem Herzen,

P.S.: Am Sonntag, den 6. Juli um 19 Uhr darf ich zu Gast sein in der außergewöhnlichen Münchner Galerie BELLEPARAIS. Dort lese ich aus „Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts, 1762“ von Jean-Jacques Rousseau. So aktuell wie vor 250 Jahren…

B’tselem bittet um Unterstützung

Die israelische Menschenrechtsorganisation B’tselem bittet aktuell um Unterstützung. Ich leite hiermit deren aktuellen Newsletter weiter, muss Dich aber warnen: Die Berichte, Bilder und Videos, die hier veröffentlicht werden, sind zutiefst verstörend.

Aber genau darum geht es. B’tselem hat sich schon seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren, anzuprangern und damit die Hoffnung zu verbinden, dass es national — also in Israel — und international — also auch bei uns und durch uns — zu Reaktionen kommt, die dieses und weiteres Unrecht verhindern. Bitte unterstütze B’selem, indem Du dies weiter verbreitest, darüber sprichst oder durch eine Spende an die Organisation, damit sie ihre Arbeit fortsetzen kann. Bis die Verhältnisse sich endlich ändern. Bis Palästinenser und Israelis endlich friedlich und unter gleichen gerechten Bedingungen, gemeinsam und nicht gegeneinander zwischen Mittelmeer und Jordan leben können. Danke.


Israel escalates ethnic cleansing campaign in West Bank   

Dear partners, 
This past month, we witnessed more relentless killing in Gaza. In May alone, Israel killed 1,240 Palestinians through airstrikes and gunfire (based on Gaza Health Ministry figures). Senior Israeli officials continue to openly declare their intent to carry out ethnic cleansing. Even the prime minister made this clear during a press conference: 
https://www.youtube.com/watch?v=gQ5GjBL032o

One of the most extreme expressions of Israel’s dehumanization of Palestinians is the desecration of bodies. In the Occupied Territories, this practice has become routine, with some soldiers even filming their actions and boasting about them on social media. 
Click here for a deeper look into this issue – warning: graphic content. 

Meanwhile, Israeli violence is intensifying across the West Bank: civilians, including children and teenagers, are being killed; entire communities are being forcibly displaced; military raids continue; and settlers carry out attacks with impunity. From the start of the war until 31 May 2025, Israel killed 927 Palestinians in the West Bank – at least 183 of them minors – and forcibly displaced 29 communities from their homes. On 27 January 2025, during a raid in Tulkarm, Israeli forces shot 10-year-old Sadam Rajab as he stood at the entrance to his building. His father, Iyad, rushed to evacuate him under fire. Ten days later, Sadam died of his wounds. 
Watch here or read the full story.

On 9 February 2025, during a raid on Nur Shams Refugee Camp, Israeli soldiers shot and killed Sundus Shalabi, a 20-year-old pregnant woman, as she tried to flee the camp with her husband Yazan and his brother Bilal. Yazan was shot in the head and seriously wounded. Bilal was taken by the soldiers and used as a human shield  including inside the al-Ashqar family home, where the soldiers blew open the front door and killed 21-year-old Rahaf al-Ashqar (pictured). Read the full story
 

On 22 May, all 150 or so residents of Maghayer a-Deir were forced to abandon their homes after settlers set up an outpost near a home in the community. Two days later, some young residents returned to the community to take apart the structures and gather belongings left behind. While they were working, armed settlers, some of them masked, arrived and attacked the men and the activists who were with them using clubs, throwing stones and even firing in the air. When the Palestinians tried to fend them off by throwing stones, the settlers chased them, surrounded them and attacked them, injuring at least 12 Palestinians and a B’Tselem employee. One of the settlers was also injured. The settlers also smashed phones and stole cameras and computers. The search for injured persons lasted well into the night.  On 5 May, Israel demolished most of the homes in the village of Khirbet Khalet a-Dab’e in Masafer Yatta, in the South Hebron Hills, leaving 49 people – including 27 children – homeless. In the last week of May, settler attacks on the village intensified. Settlers established a new outpost inside the village itself, took over residential caves and intimidated the residents. Fearing for their safety, women and children temporarily fled the area.

On 2 June, B’Tselem held an emergency international media tour with Oscar-winning filmmakers Basel Adra and Yuval Abraham to warn of the imminent threat of expulsion facing this village and others in Masafer Yatta. 

Dear partners, 
Your support enables us to continue documenting, exposing, and raising awareness of human rights violations in the Occupied Territories. We invite you to donate through our website and take part in the struggle for justice and equality. 

May we see better days, 
The B’Tselem team 

Noch was zum Schluss: Die Christen feiern in diesen Tagen Pfingsten, die Juden haben gerade das Shavuot-Fest gefeiert. In beiden Religionen geht es (soweit ich es verstehe) um Verheißung, um eine bessere Welt für alle Menschen, um Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Im Judentum ist es das Fest, das Offenheit symbolisiert, ein Zuhause und Zuflucht für die, die sie verloren haben, und die Akzeptanz des vermeintlich „Anderen“. Ob religiös betrachtet oder als Werte-Kompass: Eigentlich ganz schön gut. Wollen wir das mal umsetzen? Was meinst Du?