Hier ein musikalischer Auftakt der tunesisch-stämmigen Sängerin Emel Mathlouti: Naci en Palestina — Geboren in Palästina. Emel wurde mit ihrem Protestsong „Kelmti Horra“ — „Mein Wort ist frei“ – während des Aufstands in Tunesien 2012 weltbekannt.
Bilder aus Gaza von 2024:
Meine eigenen Bilder aus Palästina / Jerusalem / Israel von März 2022:
Hier eine spannende Publikation, das „Palestine-Israel Journal of Politics, Economics and Culture“. Erst im September 2024 konnte diese Ausgabe erscheinen mit Themen zum 7. Oktober, mit Beiträgen kluger und engagierter palästinensischer und israelischer Persönlichkeiten: A Joint Search for a Way Forward FROM CONFLICT TO CONCILIATION
Prof. Moshe Zuckermann schreibt im Overton-Magazin von einem Phänomen, das man sich in der deutschen Gesellschaft schwer vorstellen kann, das ich aber aus eigener Anschauung und Erfahrung auch gut kenne und das mir stets von israelischen Freunden — jetzt mehr denn je — bestätigt wird: Das Nicht-Wissen-Wollen der israelischen Zivilgesellschaft.
Dem zum Trotz hat der israelische Historiker Dr. Lee Mordechai von der Jerusalemer Hebrew University ein umfassendes Dokument erstellt, in dem er Kriegsverbrechen Israels im Gazastreifen nach dem 7. Oktober akribisch auflistet und minutiös beurkundet. In seinem Vorwort schreibt er unter anderem: „I have not received any payment for writing this document and I have written it out of a sense of commitment to human rights, my profession, and my country.“
Hier der Link zu seiner Website, wo man das gesamte Dokument als PDF oder einzelne Kapitel herunterladen kann.
Ein besseres, friedvolleres Neues Jahr, in dem jede und jeder von uns Stellung beziehen kann — gemeinsam und solidarisch!
In meinem letzten Brief des Jahres möchte ich Deine Aufmerksamkeit ein weiteres Mal auf die Situation in Gaza und in der besetzten Westbank und damit auch auf Israel lenken. Dabei liegt mein Fokus immer wieder auf Israel, aus naheliegenden Gründen: ich komme aus Israel, ich spreche die Sprache, die allermeisten meiner Verwandten und viele meiner Freunde leben dort, ich besitze (neben meiner deutschen) auch die israelische Staatsbürgerschaft, das Land und viele Menschen, die da leben, liegen mir am Herzen — und „meine“ Regierung begeht dort seit Jahrzehnten massive Menschenrechtsverbrechen, die immer schon schrecklich waren, aber seit über einem Jahr geradezu obszön kulminieren, während die Welt zusieht. Dabei behauptet sie, sie spräche und handle im Namen aller Juden weltweit.
DAGEGEN VERWAHRE ICH MICH! NOT IN MY NAME!
Und mit mir stehen Hunderttausende anderer Jüdinnen und Juden weltweit, individuell oder organisiert in Jewish Voice für Peace in den USA, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost in Deutschland, deren Mitglied ich bin, European Jews for a Just Peace und vielen anderen Organisationen. Dabei sind wir sehr unterschiedlich in unseren (nicht-)religiösen, persönlichen und politischen Ausrichtungen, sind uns in vielen Dingen uneinig und diskutieren zuweilen höchst kontrovers. Ist es ein Genozid oder ’nur‘ ein Völkermord? Kann man auch innerhalb Israels von Apartheid sprechen oder nur in den Besetzten Gebieten? Ist Netanyahu durch den Haftbefehl zu Recht mit Terroristen gleichgestellt oder nicht? Sollte man den Boykott gegen Israel als letzte gewaltfreie Maßnahme begreifen oder ihn nur gegen Institutionen und Produkte aus den illegalen Siedlungen anwenden?
Dies und tausende anderer Fragen werden (auch) in jüdischen Kreisen diskutiert — wenn’s gut läuft. Wenn’s schlecht läuft, dann reden auch Juden nicht mit Juden oder schlecht übereinander. Also alles ganz normal wie bei allen anderen Menschen auch. Aber zurück zu uns Aktivisten, die wir uns gegen die israelische Besatzungs- und Kriegspolitik positionieren. Bei all unseren unterschiedlichen Standpunkten sind wir uns über einen Punkt einig:
Frieden und Sicherheit für Israelis wird es erst geben, wenn alle Menschen zwischen Mittelmeer und Jordan unter gleichen, freien und gerechten Bedingungen leben können.
Wir alle können die Zukunft nicht vorhersehen, daher wissen wir nicht, wie weit wir davon entfernt sind. Vielleicht passiert es im kommenden Jahr? Manchmal geschehen Wunder.
In diesem Sinne: Ich wünsche Dir lichte Tage, Gesundheit, einen klaren Blick für das Wesentliche, ein offenes Herz für fremde Perspektiven und ein Wunder-volles Neues Jahr 2025!
In Deutschland hat der Austritt vieler Schriftsteller aus dem PEN Berlin für Aufruhr gesorgt. Er verdient viel mehr Aufmerksamkeit! Hier deren Offener Brief in der Frankfurter Rundschau.
Der amerikanischen Journalist Chris Hedges hat aus vielen Kriegsgebieten berichtet. Hier spricht er mit dem Theologen Rev. Munther Isaac über Kriege und Weihnachten:
Und schließlich für die gläubigen Christen unter Euch (und für all jene, die sich dafür interessieren): Die diesjährige Predigt von Rev. Dr. Munther Isaac aus Bethlehem zum Nachlesen:
… nach dieser langen Zeit: Die Bilder und Zahlen, die Verwüstungen erdrücken mich.
Mehr als ein Jahr und ein Monat sind vergangen, seitdem sich die Welt für Millionen von Menschen radikal und für immer verändert hat. Die meisten von denen, die ich meine, leben zwischen Mittelmeer und Jordan. Doch auch für Palästinenser und Israelis in der Diaspora — oder sollten wir besser sagen: in anderen Ländern außerhalb Palästinas und Israels? — für Juden, Muslime, Araber weltweit ist seit dem 7. Oktober nichts, wie es zuvor war. Das Trauma sitzt tief und es wird Generationen dauern, bis dieser Schmerz überwunden und so etwas wie Heilung stattfinden kann.
An dieser Stelle will ich kurz von mir sprechen, denn Du, lieber Brieffreund, liebe Brieffreundin, hast lange nichts von mir gehört und ich spüre, dass ich Dir eine Erklärung schuldig bin. Mitnichten habe ich mich von meinem Kernthema — Frieden und Gerechtigkeit für Israelis und Palästinenser — abgewandt. Nach wie vor beginnt mein Tag mit der Lektüre von Haaretz, den Tagesberichten von OCHA OpT und anderen Nachrichtenkanälen wie BBC, AlJazeera, MiddleEastEye, +972, BreakingTheSilence und vielen mehr, die ich hier schon oft verlinkt habe. Aber noch nie war ich so ratlos, so frustriert und desillusioniert über die gesamte Situation wie in den letzten Monaten. Was soll ich denn noch sagen zu diesem Horrorszenario, das sich mir täglich bietet, wenn ich in den Nahen Osten, in mein Geburtsland und all die Nachbarländer schaue? Und vor allem: Wie soll ich es sagen?! Es ist kein Geheimnis mehr, dass jede Äußerung, die sich kritisch mit israelischer Politik befasst, in den Generalverdacht des Antisemitismus gerät. Wie absurd das ist, wenn solch ein Verdacht auf jüdische Israelis wie mich trifft, will ich hier gar nicht ausführen. Was soll ich also schreiben, um „beiden Seiten“ gerecht zu werden? Wie soll ich es „paritätisch“ darstellen, dass ich besorgt bin um das Leben der (vielleicht noch lebenden etwa 100) Geiseln und all der Israelis, die immer noch nicht in ihre Häuser zurückkehren konnten, und extrem besorgt bin um die Zukunft aller Israelis, wenn sie es nicht endlich schaffen, eine komplette Kehrtwende in der Politik ihres Staates zu vollziehen, und gleichzeitig um das Leben von (100.000den, eigentlich Millionen) Palästinensern in Gaza und der Westbank, und der Menschen im Libanon? Meine Sorge breitet sich weiter aus in die gesamte Region, die erfasst sein könnte von einem kriegerischen Flächenbrand, der auch Europa nicht verschonen würde. Dabei denke ich an die Menschen, die Kinder, die Zivilisten, an das Leid, das immer mehr Hass und Gewalt nach sich ziehen wird.
Ich bin es müde zu betonen, dass jedes, wirklich JEDES Leben gleich wert ist und dennoch die Zahlen etwas aussagen über die Verhältnismäßigkeit dieses „Konflikts“. Ich tue mich schwer damit, dass fast die ganze Welt das Vorgehen der israelischen politischen Führung — namentlich Netanjahu, Smotrich, Ben Gvir, Eiland, um nur einige Prominente zu nennen — für kriminell und völkerrechtswidrig hält und die rassistischen, menschenverachtenden, islamophoben Äußerungen dieser Leute hierzulande bestenfalls mit einem Schulterzucken bedacht werden. Mein Postfach ist voll mit markierten Artikeln, die ich eigentlich mit Dir teilen will — und täglich frage ich mich, ob das noch irgend einen Sinn hat. Das (und einige große Veränderungen in meinem Leben, von denen ich am Ende dieses Briefes erzählen werde) hat mich in den letzten Monaten sprachlos gemacht.
Aber einige von Euch Leserinnen und Lesern haben mir geschrieben und Ihr habt mich daran erinnert, dass ich zwar manchmal sprachlos, aber niemals mundtot bin! Danke dafür! Darum geht’s hier jetzt weiter.
Die offiziellen Gedenkveranstaltungen zum 7. Oktober in Israel wurden von weiten Teilen der Bevölkerung boykottiert, vor allem von Opferfamilien, die immer noch auf einen Deal warten, der ihre Angehörigen endlich aus der Geiselhaft befreit und sie nach Hause bringt. Doch die rechtsradikale, einzig auf Gewalt, Rache und Staatsterror geeichte israelische Regierung sichert weder das Leben der Geiseln noch das ihrer eigenen Bevölkerung, noch das Leben von Juden weltweit, sondern einzig und allein ihre eigenen Machtbedürfnisse. Für mich als Deutsch-Israelin, die das Ganze mit schmerzlicher innerer Nähe und großer physischer Distanz beobachtet und nicht erst seit einem Jahr erforscht, analysiert und beschreibt, sind die Strukturen offensichtlich, die zu der Horrorsituation geführt haben, in der wir uns jetzt befinden.
Die Massaker, die am 7. Oktober durch Palästinenser an vorwiegend israelischen, aber auch an thailändischen,philippinischen, amerikanischen Zivilisten und auch israelischen Militärs verübt wurden, haben eine tiefe Wunde in der gesamten israelischen (und auch jüdischen) Gesellschaft gerissen, die lange nicht vergessen sein wird. Aber lasst uns nicht vergessen, dass der 7. Oktober 2023 kein Einzelereignis war — er ist nicht im luftleeren Raum entstanden. Die neuen Traumata wurzeln auf alten Gewaltereignissen, die wir alle gleichzeitig betrachten müssen, um begreifen zu können, wie alles im Zusammenhang steht. Wir müssen große (und für uns jüdische Israelis schmerzhafte) Anstrengungen mit dem Blick in die Vergangenheit auf uns nehmen, um Kausalitäten zu erkennen, um Verständnis und Empathie füreinander zu entwickeln, um Lösungen für ein sofortiges Ende der Gewalt und eine gerechte, friedlichere Zukunft für alle Menschen zwischen Mittelmeer und Jordan zu finden.
Hier liefert das neue Buch von Michael Lüders KRIEG OHNE ENDE? reichlich Stoff, um die komplexen Zusammenhänge der Geschichte der vergangenen 120 Jahre bis heute verstehen und einordnen zu können.
Auch ich habe ein Buch geschrieben, einen fiktiven (noch unveröffentlichten) Roman, aus dem ich am 27. November 2024 das erste Mal beim Deutsch-Schweizer PEN-Zentrum lesen werde. Außerdem habe ich meinen Lebensmittelpunkt nach Chemnitz verlegt, wo ich am 3. Oktober, pünktlich zu Beginn des Neuen Jüdischen Jahres, das Museumscafé im Staatlichem Museum für Archäologie smac eröffnet habe. Es ist nach meinem Großvater „Julius im SCHOCKEN“ benannt, der in Chemnitz am Antonplatz lebte und wirkte und dort von Nazis verhaftet und ins KZ verschleppt wurde. Wenn Du HIER nach unten scrollst, kannst Du nachlesen, was es mit dem Namen und der Geschichte auf sich hat. In Chemnitz haben wir auch den Kulturverein ANTONPLATZ e.V. gegründet, von dem ich bald mehr erzählen werde. Und schließlich gibt es noch etwas Musikalisches zu berichten: Wir werden die JIDDISCHE WEIHNACHT demnächst drei Mal in Sachsen spielen: am 29. und 30. November und am 1. Dezember. Alle Daten dazu HIER.
Nun will ich doch noch einige Infos mit Dir teilen. Wenn Du mir schreiben willst, dann nutze gerne die Kommentar-Funktion (auf meiner Website unter der Überschrift dieses Briefes).
Einer der verwerflichsten Tiefpunkte israelischer Politik der vergangenen Wochen, was Rhetorik und Propaganda betrifft: Amsterdam. So durchschaubar, und dennoch von den meisten deutschen Medien einfach nur plump übernommen, während israelische und holländische Medien bereits längst berichteten, dass israelische Fans/Hooligans die Ausschreitungen provozierten. Hier nur zwei andere Berichte dazu vom israelischen Magazin +972 und von Democracy Now.
Liebe Brieffreunde, was will uns das sagen, wenn einer der wichtigsten Verhandlungspartner für einen Waffenstillstand und für die Befreiung der Geiseln in einer weit entfernten Hauptstadt gezielt ermordet wird? Die Botschaft ist vieldeutig: Diejenigen, die den Befehl zum Abschuss des Marschflugkörpers auf Ismael Haniyyas Haus in Teheran gegeben haben — der israelische Kriegsminister Galant und alle Verantwortlichen der Regierung Netanyahu, allen voran der selbsternannte Faschist Ben-Gvir — wollen weder einen Waffenstillstand, noch ist die Befreiung der israelischen Geiseln ihre oberste Priorität, noch schrecken sie davor zurück, in einer fremden, feindlich gesinnten Hauptstadt ein Mordkommando am obersten Chef einer Organisation durchzuführen, der tags zuvor noch Staatsgast des neu vereidigten iranischen Präsidenten war. Und mehr noch plärrt uns diese Botschaft ins Gesicht: Internationales Recht? Interessiert uns nicht! Angst vor einer Eskalation? Im Gegenteil! Her mit dem Krieg aller Kriege! In Israel werden die beiden jüngsten Ermordungen in Beirut und Teheran mit Freudenfesten und Bonbons auf den Straßen gefeiert, und nicht nur von einem hirnlosen Mob, sondern angeführt von einem vermutlich ebenso minder bemittelten, aber umso gefährlicheren Minister Ben-Gvir.
Wenn meine Briefe ein Mehrwert für Dich sind, dann leite sie gerne weiter. Das ist und bleibt für alle Leser und Hörerinnen kostenfrei, auch wenn mich meine Arbeit— lesen, recherchieren, kuratieren, schreiben — natürlich Zeit und Geld kostet. Finanziert wird dies durch eine Solidargemeinschaft von Mitgliedern bei Steady. Wie auch Du schon mit 3,50 € pro Monat dabei sein kannst, erfährst Du HIER. Probier’s mal aus!
Im israelischen Online-Magazin +972 erschien am 18. Juli 2024 dieser ausführliche Bericht. Hier lese ich eine automatisch generierte Deepl-Übersetzung aus dem Englischen. Den Originaltext kannst Du hier online nachlesen.
Auf der Suche nach Gazas vermissten Kindern Von Ibtisam Mahdi, gelesen von Nirit (wenn Du auf das Radio klickst, öffnet sich die Seite, auf der Du den Audio-Link öffnen kannst)
Danke fürs Lesen und Zuhören!
Herzlichst,
Wenn Dir meine Briefe gefallen, dann leite sie gerne weiter. Das ist und bleibt für alle Leser und Hörerinnen kostenfrei, auch wenn mich meine Arbeit— lesen, recherchieren, kuratieren, schreiben — natürlich Zeit und Geld kostet. Finanziert wird dies durch eine Solidargemeinschaft von Mitgliedern bei Steady. Wie auch Du schon mit 3,50 € pro Monat dabei sein kannst, erfährst Du HIER. Probier’s mal aus!
Heute beginne ich mit einer neuen Reihe. Einen Brief, eine Mail oder einen Artikel werde ich (fast) täglich aus der Flut der Informationen und Nachrichten aus und über Israel und Palästina aussuchen und Dir vorlesen.
Der erste vorgelesene Brief ist aus einer Reihe von Beiträgen, die in der Tageszeitung junge welt als “Brief aus Jerusalem” veröffentlich werden. Geschrieben hat ihn Helga Baumgarten, emeritierte Professorin für Politikwissenschaften an der palästinensischen Universität Birzeit nördlich von Ramallah im Westjordanland und Autorin mehrerer Standardwerke zum Nahostkonflikt. Dies ist ihr vierter Beitrag in der Reihe “Brief aus Jerusalem”. Brief eins erschien in der jW vom 29./30. Juni, die Folgebriefe in den jW-Ausgaben vom 8. und 13./14. Juli. Diesen hier vorgelesenen Brief findest Du in der aktuellen jW Wochenendeausgabe.
Die Tragödie der Kinder von Helga Baumgarten, gelesen von Nirit (wenn Du auf das Radio klickst, öffnet sich die Seite, auf der Du den Audio-Link öffnen kannst)
Danke fürs Lesen und Zuhören!
Herzlichst,
Wenn Dir meine Briefe gefallen, dann leite sie gerne weiter. Das ist und bleibt für alle Leser und Hörerinnen kostenfrei, auch wenn mich meine Arbeit— lesen, recherchieren, kuratieren, schreiben — natürlich Zeit und Geld kostet. Finanziert wird dies durch eine Solidargemeinschaft von Mitgliedern bei Steady. Wie auch Du schon mit 3,50 € pro Monat dabei sein kannst, erfährst Du HIER. Probier’s mal aus!
Gestern, am 19. Juli 2024, fällte der Internationale Gerichtshof in Den Haag ein längst fälliges Urteil. Es stellte fest: Die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete ist rechtswidrig.
„No naa ned!“, würde man in Österreich sagen: Klar ist diese Besatzung rechtswidrig! Jeder vernunftbegabte Mensch mit ein wenig Ahnung der Verhältnisse vor Ort in Israel-Palästina weiß das längst. Was also ist die Überraschung bei diesem Urteil, wieso könnte man es gar als historisch bezeichnen?
Überraschend, oder besser gesagt bemerkenswert ist die Klarheit, mit der das Gericht feststellt, dass die illegale israelische Besatzung des Westjordanlandes und Ostjerusalems (!) Apartheid darstellt. Zudem erklärte der Internationale Gerichtshof die israelischen Siedlungen in diesen Gebieten für illegal und forderte in einem Gutachten, dass Israel für die Besetzung Entschädigung leisten und seine Siedlungen auflösen müsse. Das Gericht spricht von De-facto-Annexion, systematischer Diskriminierung und Segregation. Auch sei der Gazastreifen trotz des Rückzugs Israels aus der Enklave im Jahr 2005 faktisch unter israelischer Besatzung. Laut dem Urteil verstößt Israel gegen Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention; die Staaten der Welt müssten dafür Sorge tragen, dass Israels Handeln unterbunden werde.
Die weitere, eher bittere Überraschung ist, dass dieses Urteil nicht rechtsbindend ist. An diesem Punkt verstehe ich die Welt wieder einmal nicht. Wir Menschen treffen Vereinbarungen wie die Charta der Menschenrechte, das Römische Statut, die Genfer Konvention, installieren internationale Gerichtshöfe — aber wenn dann ein Urteil fällt, ist es nicht rechtsbindend. Andererseits lehrt die Erfahrung mit Israel: Ob etwas international rechtsbindend ist oder nicht, juckt handelnde israelische Politiker nicht die Bohne. Auch Anweisungen aus dem Weißen Haus, der EU oder (rechtsverbindliche) Resolutionen der UNO werden und wurden von israelischen Regierungen aller Couleur stets ignoriert, wenn es nicht den (scheinbar) eigenen Interessen Israels dient, vornehmlich der Sicherheit des Landes (abgesehen von anderen, meist wirtschaftlichen Interessen). Leider haben alle israelischen Regierungen dabei übersehen, dass Israel immer unsicherer wird, je härter der Staat und die von ihm geschützten und geförderten Siedler gegen die Palästinenser vorgehen. Den vorläufigen, grauenvollen Tiefpunkt dieser Unsicherheit mussten Hunderte von Menschen in Israels „Envelope“ am 7. Oktober mit ihrem Leben bezahlen; Tausende sind innerhalb Israels binnenvertrieben, das gesamte Land ist nach wie vor wie unter Schock. Hinzu kommt die permanente Propaganda, die Israels Bevölkerung davon überzeugt sein lässt, dass im Gazastreifen nur „Terroristen“ getötet werden und ihr Militär nach wie vor „die moralischste Armee der Welt“ ist, sehr eindrücklich beschrieben im jüngsten Kommentar von Gideon Levy in Haaretz (hier in deutscher Übersetzung).
Ich schließe mich der Forderung der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem an, zitiert in der FAZ:
Die internationale Gemeinschaft muss Israel dazu zwingen, die Besatzung zu beenden. Sie muss dabei alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen — strafrechtliche, diplomatische und wirtschaftliche.
Dies wäre ein wahrer, ein menschlicher Freundschaftsdienst der Staaten dieser Welt: an allen friedliebenden Israelis (wenn sie denn eines Tages aus ihrem Sieges-Taumel-Trauma-Albtraum erwachen), an allen Palästinensern, am gesamten Nahen Osten und seinen Bewohnern. Und schließlich auch am Rest der Welt. Es ist an der Zeit.
Wie Du vielleicht gemerkt hast, liebe Brieffreundin, lieber Brieffreund, habe ich mich in den letzten Monaten seltener mit einem Brief an Dich gewandt. Nicht, dass es nichts zu erzählen gäbe, im Gegenteil. Mein persönliches und berufliches Leben ist sehr bunt und aufregend und steht fast im Widerspruch zu meinem Leben als politische Aktivistin. Hier frage ich mich oft, wenn ich an ‚mein Land‘ Israel-Palästina denke, was ich denn noch alles sagen, schreiben oder singen soll, damit das Grauen endet. Kann irgend etwas, das ich von mir gebe, die Schrecken des Krieges, die mörderischen Verbrechen, das Blutvergießen beenden? Den Hass aufhalten? Die Traumata heilen?
Ich fürchte, die Antwort ist: nein. Aber vielleicht kann irgend jemand irgend etwas besser begreifen und Zusammenhänge verstehen, wenn es mir gelingt, die Zauberformel „Zeit + Kontext = Lernen“ anzuwenden. Wobei auch ich immer wieder eine Lernende bin. Darum werde ich künftig meine Quellen kuratieren und mir die Zeit nehmen, ausgewählte Artikel oder andere Informationen an dieser Stelle vorzulesen. Du bekommst also demnächst hier etwas zu hören.
Wenn Dir das gefällt, dann freue ich mich, wenn Du meine Briefe weiterleitest und andere animierst, sie als Newsletter zu abonnieren. Das ist und bleibt für alle LeserInnen kostenfrei; meine Arbeit allerdings — lesen, recherchieren, kuratieren, schreiben — verursacht Kosten und wird finanziert durch eine Community von Mitgliedern bei Steady. Wie Du schon mit 3,50 € pro Monat dabei sein kannst, erfährst Du HIER.
Heute teile ich nur zwei Dinge mit Dir: den Newsletter des New Israel Fund — nicht zu verwechseln mit dem Jüdischen Nationalfond, über den ich 2017 diesen Beitrag schrieb — und einen TED-Talk zwischen einem Palästinenser, Aziz Abu Sarah, und einem Israeli, Maoz Inon, dessen Eltern am 7. Oktober getötet wurden.
Ich wünsche Dir eine friedliche Woche und grüße herzlichst,
PS: Falls Du zufällig auf diesen Blog gestoßen bist, kannst Du meinen Newsletter, die „Briefe von Nirit“, kostenlos HIER ABONNIEREN. Wenn Du mich finanziell unterstützen möchtest, damit ich weiterhin frei und unabhängig meine publizistische Arbeit machen kann, dann geht das bereits ab 3,50 € im Monat mit einer Mitgliedschaft bei Steady. Gerne kannst Du diesen Brief weiterleiten!
Liebe Freund:innen des New Israel Fund (NIF) Deutschland, letzte Woche kam es zu einer „tektonischen Kollision“ zwischen dem demokratischen und dem sogenannten kahanistischen Israel. So formuliert es die ehemalige Präsidentin des New Israel Fund Talia Sasson. Das kahanistische Israel bezieht sich auf Meir Kahane, den Vordenker des rechtsextremen, religiösen Zionismus, und manifestierte am „Jerusalemtag“erneut seine Gewaltbereitschaft: Wie jedes Jahr zogen rechtsextremistische Siedlergruppen in einem „Flaggenmarsch“ durch die muslimischen Viertel der Jerusalemer Altstadt, um ihrem Anspruch auf jüdische Vorherrschaft Ausdruck zu verleihen. Sie sangen rassistische Parolen, randalierten, beleidigten und griffen Palästinenser:innen oder Journalist:innen an. Die israelische Polizei schritt nicht ein, Kabinettsmitglieder wie der Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich nahmen am „Flaggenmarsch“ teil.
Aktivist:innen der demokratischen Zivilgesellschaft Israels, allen voran unsere Partnerorganisationen Standing Together, Rabbis for Human Rights oder Tag Meir stellten sich den gewalttätigen Siedlern entgegen. Wir sind stolz, diese Arbeit zu unterstützen. Vor wenigen Wochen gründete das jüdisch-palästinensische Bündnis Standing Together eine „humanitäre Garde“ aus israelischen Freiwilligen, die am Checkpoint Tarqumiya im Westjordanland LKWs mit humanitären Hilfsgütern für den Gazastreifen vor Angriffen durch Siedler beschützten. Mit Erfolg: inzwischen haben die Siedlergruppen angekündigt, die Hilfskonvois nicht weiter anzugreifen. Unser NIF-Kollege Mati Milstein hat die Aktivist:innen von Standing Together einen Tag lang begleitet und dies in einem Foto-Essay dokumentiert.
Auch am „Jerusalemtag“ war die „humanitäre Garde“ wieder im Einsatz. Sie dokumentierten Siedler- und Polizeigewalt, stellten sich vor Palästinenser:innen und ihre Geschäfte zum Schutz vor Siedlerangriffen und entfernten tags darauf rassistische Graffiti und Schmierereien. Praktische Solidarität mit den Palästinenser:innen in Ostjerusalem Inmitten des zügellosen und von israelischen Regierungsvertretern unterstützen Hasses rechtsextremer Siedler! Wenige Tage zuvor organisierten unsere Partnerorganisationen Tag Meir und Rabbis for Human Rights eine interreligiöse Demonstration für Menschenrechte und Frieden. Außerdem verteilten am „Jerusalemtag“ rund 200 Freiwillige von Tag Meir in einem Blumenmarsch in der Altstadt Blumen – ihre alljährliche Gegenveranstaltung zu der Siedlerparade. Lesen Sie dazu unser Interview mit Tag Meir-Gründer Gadi Gvaryahu.
Demonstrationen und Solidaritätsbekundungen allein können keinen politischen Wandel herbeiführen. Aber sie sind ein erster wichtiger Schritt, um Menschen zusammenzubringen und gemeinsam zu überlegen, wie eine bessere, friedliche und gleichberechtigte Zukunft erreicht werden kann. Wir unterstützen unsere Partnerorganisationen in Israel dabei, diesen Schritt zu gehen, sich gegen Extremismus und Gewalt, für jüdisch-arabische Partnerschaft und eine friedliche Lösung des palästinensischen Konflikts einzusetzen. Bitte unterstützen Sie uns weiterhin auf diesem Weg.
Mit besten Grüßen Ihr Team vom NIF Deutschland e.V.
Spendenkonto: New Israel Fund Deutschland e.V. IBAN: DE80 4306 0967 1168 4348 00 BIC: GENODEM1GLS
Sie sollen sich endlich mal benehmen. Sie sollen nicht so laut sein auf den Demos, sie sollen keine Fahnen schwenken und keine fragwürdigen Symbole tragen. Sie sollen nicht so herumbrüllen und nicht so kreischen, vor allem nicht die Frauen, die wenigen, wenn sie denn schon auf diesen unangenehmen Protestcamps auftauchen, einige von ihnen auch noch im Kopftuch verhüllt. Sie sollen sich nicht hysterisch auf die Brust schlagen und immer wieder ‚Allah’hu akbar‘ grölen auf diesen unerträglichen Videos aus Gaza, die wir schon nicht mehr sehen können. Sie sollen ihre getöteten Kinder nicht Märtyrer nennen. Sie sollen nicht die verbrannte Erde küssen, als wäre es nur ihre Heimat. Sie sollen nicht Deutschland oder die EU oder die USA für ihre Misere verantwortlich machen, diese Palästinenser; sie sollen lieber darüber nachdenken, wen sie sich da als Regierung ausgesucht haben, wen sie womöglich unterstützt haben all die Jahre… denn wir wissen ja: Jedes Volk hat die Führer, die es verdient.
Und wir, die wir die Palästinenser (angeblich) in ihrem Kampf um Menschenrechte, um Selbstbestimmung oder zumindest um ihre Würde unterstützen, wir sollten weder brüllen noch schreien noch kreischen und schon gar nicht unsere Stimme erheben gegen irgendwas, das mit dem Staate Israel zu tun hat. Berechtigte Kritik? Ja, klar! Jederzeit und immer, wir sind doch eine freie Demokratie! Aber wir sollten nicht (oder jedenfalls nicht laut und deutlich) dagegen protestieren, wenn von der Selbstverteidigung Israels schon lange nicht mehr die Rede sein kann bei der Unverhältnismäßigkeit der Mittel. Wir sollten israelische Rechtsextreme nicht Faschisten nennen, auch wenn sie selbst davon sprechen, stolz darauf zu sein; vor allem sollten wir das nicht in aufgebrachtem Ton und sich überschlagender Stimme tun. Von uns sollte man doch erwarten können — anders als von diesen Arabern, die sich Palästinenser nennen — dass wir zivilisiert miteinander umgehen, dass wir kultiviert und bedacht (wie eben werteorientierte Westler sind) über diese Dinge diskutieren, und zwar bitte ausgewogen. Von uns wird man doch erwarten dürfen, dass wir wirklich mal besser nachdenken, wo wir ein Herzchen oder einen ‚Daumen hoch‘ setzen in unserer meist stummen Wut und Verzweiflung. Und wehe, wir vergessen einmal die Geiseln zu erwähnen, die zweifellos unerträglich leiden — allein dies wäre schon ein Anzeichen von verstecktem Antisemitismus, Israel- oder gar jüdischem Selbsthass.
Ich kann nur sagen: Worüber wir hierzulande reden, ist angesichts der menschlichen Katastrophen und des Blutvergießens unerträglich: 1.200 getötete Zivilisten in Israel, rund 45.000 getötete Palästinenser in Gaza, über 350 getötete israelische Soldaten in Gaza und damit tausende israelische Familien traumatisiert; in Gaza sind 80% aller Schulen zerstört, 100% aller Universitäten, kein Krankenhaus mehr intakt, Menschen verhungern, weit über 100.000 Verletzte, für die es kaum Behandlungsmöglichkeiten gibt, die gesamte Bevölkerung vertrieben und traumatisiert; in der Westbank brandschatzen jüdische Siedler, Hauszerstörungen, Tötungen, Verhaftungen, Folter wie in Sde Teiman finden täglich statt.
Und in Deutschland hat eine Uni-Präsidentin einen fragwürdigen Post geliked. Worum, bitte, geht es hier eigentlich?!?
Daher meine Bitte: Unterschreibe den Brief zur Unterstützung der Berliner TU-Präsidentin Geraldine Rauch! Hinter diesem Link findest Du alle Informationen und die Liste der Unterzeichner. Und bitte gehe heute wählen! Es gibt Parteien, die sich u.a. für die Rechte von Palästinensern einsetzen, für einen schnellen Waffenstillstand (nicht nur in Nahost, sondern auch in der Ukraine und anderswo in der Welt), für Frieden statt für Krieg, für Gerechtigkeit statt Spaltung, für den Abbau von Armut und mehr Gleichheit unter den Menschen statt Ausgrenzung und Wohlstand für Wenige. Solltest Du Dich für völlig unpolitisch halten oder verunsichert sein, dann höre auf Dein Herz und wähle in Deinem täglichen Leben einfach Freundlichkeit statt Streit, Freude statt Schmerz, Schwester- und Brüderlichkeit statt Einzelkämpfertum. Das wird uns allen in dieser schwierigen Zeit helfen. Auch politisch.
heute möchte ich eine Sammlung von Texten, Videos und Veranstaltungshinweisen mit Euch teilen, denn es ist alles gesagt, gefilmt, gestreamt… aber vielleicht noch nicht genügend geteilt in der Welt. Bitte lies wenigstens die kurzen Abschnitte, die ich aus einzelnen Beiträgen ausgewählt habe, oder suche Dir ein, zwei Beiträge heraus, um ein differenziertes Verständnis der globalen Krisensituation, im Besonderen der Situation in Gaza und Israel, zu vertiefen. Bei den Veranstaltungen freue ich mich besonders auf Chemnitz, wo ich auf dem Grundstück, auf dem das Haus meiner Großeltern stand und wo mein Vater seine Kindheit und Jugend verbrachte, bei einer Lesung dabei bin.
Gerne kannst Du diesen Brief weiterleiten, und gerne kannst Du meine Arbeit mit einem „Paket“ bei STEADY finanziell unterstützen. Das geht schon ab 3,50 €/Monat — das ist etwa der Preis für eine Tasse Kaffee. Die können wir gerne mal (live oder virtuell) zusammen trinken.
Herzlichst,
Fabian Scheidler schreibt in der Berliner Zeitung: (…) Hier begegnen uns bereits die beiden wesentlichen Charakteristika der Kriegslogik. Zum einen die extreme Disproportionalität zwischen Ereignis und Reaktion. Die Bedrohung durch den Feind wird überdimensional groß gezeichnet, die Antworten stehen in keinem Verhältnis zur ursprünglichen Tat. Zum anderen die Unfähigkeit, den Kreislauf von Ursache und Wirkung zu erfassen. Gewaltakte wie Terroranschläge werden als geschichtslose Manifestationen eines Urbösen gedeutet, die Welt zerfällt in eine manichäische Dualität von Gut und Böse, die keine Komplexität, keine Schattierungen mehr zulässt. Eine Analyse der Ursachen und der Vorgeschichte findet nicht statt, insbesondere nicht, wenn es um eigene Fehler oder gar eine Mitschuld geht. Im Gegenteil: Wer die Entstehungsgeschichte der Gewalt und die Rolle der eigenen Regierungen dabei thematisiert, wird der Relativierung und Verharmlosung des Feindes bezichtigt. (…) Den ganzen Artikel findest Du HIER.
Ein weiterer Artikel von Fabian Scheidler in der Berliner Zeitung befasst sich mit dem vor zwei Wochen gewaltsam aufgelösten Palästina-Kongress: (…) Wer sich heute in Deutschland auf die UN, das Völkerrecht und anerkannte Menschenrechtsorganisationen beruft, wird zur Persona non grata, zum Israelhasser, zum Antisemiten erklärt. Und nicht nur das: Er hat inzwischen sogar mit einem Einreise- und Betätigungsverbot zu rechnen, wie etwa der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis und der weltweit renommierte britisch-palästinensische Chirurg und Rektor der Universität Glasgow, Ghassan Abu-Sittah, der am Berliner Flughafen mehrere Stunden festgehalten und dann zurückgeschickt wurde. Sittah hatte im Oktober und November für Ärzte ohne Grenzen im inzwischen zerstörten Al-Schifa-Hospital in Gaza während der ersten Phase der Bombardierungen gearbeitet und dem Internationalen Gerichtshof im Januar über seine Erfahrungen Bericht erstattet. Er und Varoufakis waren für den 12. bis 14. April zu einer Palästina-Konferenz in Berlin eingeladen, an der auch zahlreiche jüdische Teilnehmer beteiligt waren. (…)
Der Göttinger Jura-Professor Kai Ambross gibt im Tagesspiegel ein Interview, in dem er Stellung bezieht zu Israels völkerrechtswidriger Besatzungspolitik und die Bundesregierung scharf kritisiert. Sehr viel fachlich-juristisch detaillierter äußert er sich im Verfassungsblog unter der Überschrift Scharfgestellte Staatsräson.
Amos Goldberg, israelischer Holocaust- und Völkermordforscher an der Hebräischen Universität, hat u.a. das Werk Holocaust und Nakba zusammen mit dem palästinensischen Forscher Bashir Bashir herausgebracht. Am 18. April 2024 schreibt er in ThePalestineProject: Yes, it is genocide (deutsche Übersetzung HIER)
Michael Lüders spricht in seiner neuesten Video-Folge über die (Nicht-)Pläne zur Zukunft des Gazastreifens. Besonders bemerkenswert sind die vielen Aussagen israelischer und internationaler Politiker, die er hier zitiert.
Der Journalist Jonathan Cook aus Nazareth über das Versagen der meisten Medien, neutral und unabhängig über das Geschehen im Nahen Osten zu berichten. Er sagt: Wenn wir wollten, dann könnten wir … (…wissen; den Krieg beenden; die Schuldigen bestrafen):
(…) It can be done – if there is a will to do it. Journalists at the BBC and the rest of the establishment media understand, however implicitly, that their job is to fail. It is to fail to investigate the genocide in Gaza. It is to fail to give voice to the powerless. It is to fail to provide context and aid understanding. It is to fail to show solidarity with their colleagues in Gaza being killed for their journalism. Rather, the BBC’s role is to protect the political establishment from ever being held to account for their complicity in genocide. The establishment media’s job is to create the impression of uncertainty, of doubt, of confusion – even when what is happening is crystal clear. When one day, the World Court finally gets round to issuing a ruling on Israel’s genocide, our politicians and media will claim they could not have known, that they were misled, that they could not see clearly because events were shrouded by the “fog of war”. Our job is to explode that lie, to deny them an alibi. It is to keep pointing out that the information was there from the start. They knew, if only because we told them. And one day, if there is any justice, they will stand in the dock – at the Hague – their excuses stripped away. (…)
Dem amerikanischen Pulitzer-Preisträger, ehemaligen Nahost-Korrespondenten der New York Times und aufrechten Journalisten Chris Hedges wurde nach zwei Jahren die Zusammenarbeit mit THE REAL NEWS NETWORK aufgekündigt. Dort konnte er seine wöchentliche Interview-Show The Chris Hedges Report regelmäßig aufzeichnen. Der Aufkündigung des Arbeitsverhältnisses folgte dieses Interview auf TRT, was zum öffentlich-rechtlichen türkischen Fernsehen gehört.
Veranstaltungen:
Am 7. Mai wird die Nakba-Ausstellung gegen massiven Widerstand der Stadt München durch den renommierten Holocaustforscher Prof. Wolfgang Benz eröffnet. Sehr empfehlenswert!
Am 10. Mai, dem Tag der Bücherverbrennung vor 91 Jahren (10. Mai 1933), wird erstmals eine Lesung an dem Ort stattfinden, an dem das Elternhaus meines Vaters in Chemnitz stand. Am ehemaligen Antonplatz 15 werde ich zusammen mit anderen Menschen aus Chemnitz aus verbrannten Büchern und anderen Texten gegen Unrecht und Ausgrenzung lesen. (für ganze Info aufs Bild klicken bzw. scrollen)
Mitte Mai wird in Israel der Unabhängigkeitstag gefeiert; am 14. Mai 1948 rief David Ben-Gurion den Staat Israel aus. Für Palästinenser ist er der Gedenktag an die Nakba: die Vertreibung von fast 800.000 Palästinensern in den Jahren 1947/48 und die komplette Zerstörung ihrer Dörfer und Städte, etwa 450 an der Zahl. Am 15. Mai findet am Ort des Geschehens eine Zeremonie statt, die der Opfer beider Seiten gedenkt. Dem Joint Memorial Ceremony kann man virtuell beiwohnen. HIER kannst Du Dich für das Online-Event registrieren. So sah es letztes Jahr aus:
Vom 1. bis 12. Mai findet das Münchner DOK-Filmfestival mit über 100 spannenden internationalen Dokumentationen statt. Vom 6. bis 20. Mai kann man sich die meisten Filme deutschlandweit ansehen. Besonders möchte ich auf die Filme SHAHID und EINHUNDERTVIER aufmerksam machen.