Am Donnerstag, den 5. Juni ab 18 Uhr ist Dr. Aref Hajjaj zu Gast im Café Julius und wird von seinen „drei Heimaten“ erzählen. Aref Hajjaj wurde im Februar 1943 in Jaffa/Palästina geboren. Nach der Vertreibung 1948 wuchs er in Beirut und Kuwait auf. Er studierte in Heidelberg Politikwissenschaft, Geschichte und Völkerrecht. Nach der Promotion arbeitete er im Deutschen Auswärtigen Amt als Übersetzer und Dozent für Arabistik und interkulturelle Kommunikation.

Donnerstag, 5. Juni, 18 Uhr
Heimatlos mit drei Heimaten — 17 Prosatexte
Lesung und Gespräch mit Aref Hajjaj
Eintritt frei, Anmeldung erwünscht
Aref Hajjaj, der gebürtige Palästinenser, besitzt die deutsche und die schweizerische Staatsbürgerschaft; diese drei Heimaten trägt er in sich. Er wird bei uns im Café Julius in Chemnitz aus seinem Buch Heimatlos mit drei Heimaten lesen und im Anschluss mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Mittlerweile ist er aus verschiedenen TV-Sendungen bekannt; er ist einer der wenigen Palästinenser, die seit dem 7. Oktober 2023 zu Wort kommen in den deutschen Öffentlich-Rechtlichen, wird gar als „die wichtigste Stimme der Palästinenser in Deutschland“ bezeichnet.
Wer also in Chemnitz weilt und selten die palästinensische Perspektive sowohl zu den aktuellen Geschehnissen als auch im historischen Kontext live zu hören bekommt, sollte diese Gelegenheit nicht verpassen. Das Gespräch und die Diskussion werde ich moderieren. Hier geht’s zur Veranstaltungsseite des Café Julius mit Anmeldelink.
Ich freue mich auf Euren Besuch! Bei schönem Wetter werden wir das Gespräch auf unserer Julius-Terrasse („Hinterhof“ des smac) fortsetzen.
Herzlichst,

Dr. Ezzedin ist ein palästinensischer Arzt in Gaza, der nach seiner Arbeit seine Gedanken aufschreibt. Das hat er vor ein paar Tagen über die Essenverteilung geschrieben (Übersetzung KI):
Ich sah die Fotos.
Ich sah die Videos.
Ich sah mein Volk – mein Volk – sich durch den Staub bewegen, durch die Trümmer, durch das, was einst Leben genannt wurde.
Sie gehen.
Nicht in einem Traum, nicht in einer Halluzination, durch eine Wüste, die einst eine Stadt war.
Nicht mit Zielstrebigkeit, sondern aus Notwendigkeit.
Als ob jeder Schritt nicht vom Körper gewählt wird, sondern vom Hunger, der im Körper lebt.
Sie gehen, weil Stillstand sich wie Tod anfühlt, und Sterben in Bewegung fühlt sich ein wenig menschlicher an.
Sie gehen an Ruinen vorbei, die einst Häuser waren. Nicht ihre Häuser, ihre Erinnerungen. Und es gibt keinen Zorn in ihren Gesichtern. Nur Stille.
Die Art von Stille, die man bei Gefangenen sieht, die schon alles geschrien haben, was sie schreien konnten.
An der Spitze der Reihe steht ein Mann mit einer Waffe und einer Tasche voller Essen.
Er reicht sie mit Gleichgültigkeit. Er schaut sie nicht einmal an.
Aber sie schauen ihn an.
Und sie lächeln.
Sie danken ihm.
Dieser Moment zerstört mich.
Nicht der Hunger. Nicht der Durst.
Sondern die Tatsache, dass sie Dankbarkeit zeigen müssen, um zu überleben.
Das ist das Ende des Menschen. Wenn er seinen eigenen Verfall beklatschen muss.
Sie waren nicht immer so.
Sie waren Männer, die Bücher lasen. Frauen, die Kinder mit Wiegenliedern aufzogen.
Sie lehrten Mathematik, schnitten Olivenbäume, reparierten Fahrräder, verliebten sich, stritten über Fußball.
Sie bauten auf.
Sie glaubten.
Aber Glaube ist eine zerbrechliche Sache, wenn man gezwungen ist, um Brot zu kriechen.
Und weit weg, in warmen Räumen mit vollen Tischen, sprechen Männer von „Disziplin“, „Strategie“, „Eigenverantwortung“.
Sie sagen: „Nehmt das Essen nicht. Sterbt mit Würde.“
Aber was wissen sie vom Tod?
Was wissen sie von dem Moment, wenn eine Mutter in Gedanken ein Stück ihres eigenen Fleisches zerreißt, in der Vorstellung, es könnte ausreichen, um ihr Kind zu ernähren?
Es gibt keine Würde im Verhungern.
Es gibt keine Noblesse darin, deinen Vater zu begraben, während deine Hände vor Hunger zittern.
Es gibt nur die schreckliche, erstickende Klarheit: Niemand kommt, um dich zu retten.
Und doch gehen sie.
Ihre Schritte sind langsam.
Nicht weil sie müde sind, obwohl sie es sind.
Sondern weil jeder Schritt der Akt ist, sich dafür zu entscheiden, nicht zu sterben.
Und vielleicht ist das, was mich am meisten verfolgt,
nicht, dass sie sterben.
Sondern dass sie immer noch versuchen zu leben.
Auch wenn die Welt sie schon für verloren erklärt hat”.
Presse-Briefing aus Jerusalem vom 28. Mai 2025, Englisch;
Quelle: OCHAoPT
https://www.ochaopt.org/content/briefing-journalists-jonathan-whittall-head-ocha-opt