Die kurze Waffenpause in Israel und Gaza darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Lösung des „Konflikts“ noch lange nicht in Aussicht steht. Die Berliner Zeitung hat mir Gelegenheit gegeben, meine Sichtweise hierzu als Replik auf deren Artikel zu unserer Trauer- und Hoffnungsfeier im Oyoun am 4. November darzulegen, erschienen am 23.11.23:
Für alle, die am 4. November nicht dabei waren in Berlin, gibt es hier eine Videoaufzeichnung der gesamten Veranstaltung.
Wie bereits im Vorfeld angesagt, hat der Berliner Kultursenat seine Drohung wahr gemacht und angekündigt, unserer Veranstalterin, dem Kulturzentrum Oyoun, sämtliche Gelder ab sofort zu streichen, weil sie mit uns zusammengearbeitet hat.
Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Deutsche Kulturfunktionäre werfen dem international besetzten Oyoun „versteckten Antisemitusmus“ vor, weil die eine Veranstaltung mit dem Verein Jüdische Stimme durchführen! Nicht nur die Berliner Kulturszene ist fassungslos über diesen Vorgang; über 12.000 Menschen aus aller Welt haben mittlerweile den Offenen Brief des Oyoun unterschrieben und fordern den Berliner Senat auf, die finanzielle Förderung des landeseigenen Kulturstandortes in Berlin-Neukölln fortzusetzen. Unter dem o.g. Link kann man die vollständige Geschichte nachlesen und immer noch unterschreiben. Wer noch mehr Hintergründe und Reaktionen hören will, kann diese Radiosendung auf Refuge World Wide nachhören (englisch), in der ich mit vier anderen Frauen am 15. November in Berlin beteiligt war.
Hier wieder eine Auswahl profunder Texte zum Thema.
Ein hervorragender Artikel von Lydia Both befasst sich mit dem Anspruch deutscher feministischer Außenpolitik, dem diese gerade seit dem 7. Oktober gar nicht gerecht wird. Lydia Both ist Leiterin des Regionalprojekts Politischer Feminismus und Gender der Friedrich-Ebert-Stiftung in Beirut. Ich unterstelle, dass u.a. die Lebensrealität, die sie im gebeutelten Libanon erfährt, entscheidend beigetragen hat zu diesem brillianten Text und ihrer klaren Sichtweise.
Ilan Pappe: Why Israel wants to erase context and history in the war on Gaza (hier auf Deutsch)
The Guardian: Gaza’s main hospital has become a ‘death zone’, says WHO
+972: Der erste Winterregen verschlimmert die katastrophalen Bedingungen im kriegsgebeutelten Gazastreifen — ein Foto-Essay
Haaretz: In Eilat verkörpern die Evakuierten aus Israels Süden den Zusammenbruch einer zerrütteten Gesellschaft (man kann sich den Artikel auf Deutsch vorlesen lassen, das sieht so aus:)
Frankfurter Rundschau: Judith Butler im Interview (in dem sie u.a. bestätigt, was ich in meinem vorletzten Brief mit „Verstand. Nicht Verständnis“ zu vermitteln versuchte)
Ansonsten kann ich immer wieder nur empfehlen, unterschiedliche internationale Medien in Anspruch zu nehmen, um die sehr einseitige Berichterstattung vieler deutscher Medien durch andere Sichtweisen zu erweitern:
https://www.theguardian.com/world/gaza
https://www.bbc.com/news
https://www.france24.com/en/live
https://edition.cnn.com/
https://www.aljazeera.com/live
https://www.972mag.com
https://www.haaretz.com
Wer bis hierhin gelesen hat: DANKE! Wenn Du meine publizistische Arbeit — also die aufwändige und liebevolle Recherche und Herstellung dieses Newsletters, meiner ‚Briefe von Nirit‘ — unterstützen möchtest, dann werde Mitglied auf meiner Steady-Seite! Da gibt es LIEBE, LOVE und AMORE ab monatlich 3,50 €. Und leite gerne diesen Brief weiter. Danke.
Herzlichst,