Bitte recht freundlich!

Vorgestern protestierte ich per Mail an die Senatsverwaltung in Berlin, weil sie die Aktion „Solidarisch gegen Hass“ mit einem hasserfüllten Plakat bewirbt und fördert. Das Plakat poste ich hier absichtlich nicht; es zeigt das Hinterteil eines Esels vor einer Wüste, bestückt mit Symbolen u.a. von Amnesty International, und fordert dazu auf, den „Antisemiten des Jahres“ zu suchen und ihn „in die Wüste zuschicken“.
Ich glaube daran, dass man schlimmen Dingen nicht zu viel Energie, Aufmerksamkeit oder gar eine Plattform bieten sollte. Auf meiner Website kann ich darüber bestimmen, was es zu sehen gibt und was nicht. Juhuuu.

Ich glaube aber auch daran, dass man sich gegen schlimme Dinge wie Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus wehren muss, zumindest sich dagegen aussprechen sollte. Auch Du kannst tun, indem Du diese gerade gestartete Petition unterzeichnest; da kannst Du auch das Plakat des Anstoßes sehen. Oder Du verfasst eine ähnliche Mail wie meine hier unten eingefügte direkt an die Senatsverwaltung. Nur eine Bitte: Bleibe dabei recht freundlich. Mit Hass bekämpfst Du keinen Hass.

Am Freitag, den 13. wünsche ich Dir ein Glück bringendes, schönes, friedliches und freundliches Wochenende!

Herzlichst,

Sehr geehrte Ansprechpersonen zum Thema Antisemitismus in Berlin!
Die Berliner Senatsverwaltung unterstützt dieses Plakat,

(das hatte ich beigefügt, zeige es hier aber nicht)
auf dem das Hinterteil eines Esels mit einem gelben Judenstern zu sehen ist, daneben BDS und Amnesty International, mit der Aufforderung, den „Antisemiten des Jahres und seinesgleichen in die Wüste zuschicken“. Das verstehen Sie unter „Solidarität gegen Hass“?!?
Wie genau gedenken Sie, die Leute, die Sie da ausfindig machen wollen
und denen Sie offensichtlich schon mal vorab das Label „BDS, Judenstern, ai“ auf den (Verzeihung:) Arsch gedruckt haben, „in die Wüste zu schicken“? Ist das tatsächlich Ihr Verständnis von Demokratie, von einer pluralistischen Gesellschaft? Glauben Sie wirklich, dass man mit solchen Aktionen Hass reduziert — noch dazu bei einer Veranstaltung am Jahrestag der Nakba, an dem Millionen von Palästinensern weltweit und anerkanntermaßen ihrer Vertreibung von 1948 gedenken?
Ich protestiere in aller Vehemenz gegen dieses Plakat, das vor Hass und Entwürdigung nur so strotzt, und fordere Sie auf, endlich Maßnahmen zu unterstützen, die wirklich dazu geeignet sind, Antisemitismus zu bekämpfen, zu verhindern und irgendwann einmal zu beseitigen! Die „Kampagne aus Berlin“ ist nicht „solidarisch gegen Hass“, sondern bewirkt das genaue Gegenteil.
In Erwartung Ihrer baldigen Antwort verbleibe ich
hochachtungsvoll,
Nirit Sommerfeld

PS: Ich bekam umgehend eine Antwort vom Büro des Antisemitismusbeauftragten, das sich für den Hinweis auf das Plakat bedankte, von dem es wohl keine Kenntnis hatte. Mir wurde versichert, man teile mein „Unverständnis“ und meine „Empörung“ darüber und dass sich der „zuständige Ansprechpartner beim Berliner Senat“ dazu äußern werde. Das ist bisher nicht geschehen.