Wir lesen und sehen derzeit enorm viele Informationen, von denen die meisten hervorragend geeignet sind, uns zu verunsichern, zu verwirren und vor allem: uns zu ängstigen. Angst ist jedoch aus meiner Sicht der schlechteste Ratgeber, wenn es darum geht, heil aus einer Krise herauszukommen. Und dass wir in einer Krise stecken, einer globalen Krise von noch nie da gewesenem Ausmaß, daran ist nicht mehr zu zweifeln. Einige hat die Virusinfektion direkt in eine persönliche Gesundheitskrise geworfen – sei es durch eigene Infektion oder durch die eines Angehörigen; viele sind in eine ökonomische, soziale, psychische und damit Angstkrise geraten; und wir alle erleben die größte Demokratie-Krise, die es nach 1945 zumindest in der sogenannten Westlichen Welt gegeben hat. Wird die Welt je wieder so sein, wie wir sie kannten? Auch die Meldungen, die wir hierzu lesen, hören und sehen, sind selten ermutigend.
Dennoch müssen wir uns mit alledem auseinandersetzen, sowohl kritisch als auch emphatisch. Kritisch, weil ein wacher, aufgeklärter Geist in alle Richtungen aufmerksam sein muss, sämtliche Nachrichten hinterfragen und grundsätzlich nach dem „cui bono? wem nützt das?“ forschen sollte; emphatisch, weil viele, viele Menschen seit einigen Wochen eine extrem schwere Zeit durchmachen. Zum einen sind da die am C-Virus Erkrankten; aber ich meine auch all diejenigen, die in diesen Tagen vollkommen aus dem Rampenlicht der Medien verdrängt wurden oder überhaupt nur selten darin vorkamen: Hungernde, Verfolgte, Eingesperrte, Ausgebeutete, Geflüchtete und Flüchtende, unter Armut leidende – vor allem Alte und Kranke; Obdachlose, Menschen mit Behinderungen, Diffamierte, Ausgeschlossene. Sie alle verdienen zumindest unsere Empathie, aber eigentlich mehr, auf jeden Fall unsere Solidarität. Vielleicht ist diese Krise eine Chance, über nationale Grenzen hinweg zu denken und zu planen und ihnen einen neuen Platz in unserer globalen Menschheitsfamilie einzuräumen – einen Platz, der übers Einschließen ins Nachtgebet, über Almosen und Mitgefühl hinausgeht. Es ist die Stunde der eigenen Verantwortung und der Frage, welchen Weg wir als Individuen, aber auch als Nationen auf diesem Planeten wählen wollen und werden. Einen hervorragenden Aufsatz hierzu hat Yuval Noah Harari in der Financial Times vor wenigen Tagen publiziert.
Angeblich bedarf es mindestens vier guter Nachrichten, um eine negative emotional zu verkraften. Egal, ob die Zahl stimmt – auf jeden Fall entfalten negative Informationen eine enorme Kraft, das spüren wir derzeit alle. Darum will ich dem etwas entgegensetzen und hoffe, Dir mit den folgenden Links eine Stärkung mitzugeben. Wenn Du mich virtuell in meiner Küche besuchen kommst, wirst Du bestimmt Spaß haben (Freude stärkt das Immunsystem!) und bei Nachahmung auch noch was Leckeres zu Dir nehmen. Auch die anderen Links tragen hoffentlich zur Ermutigung bei.
Hier geht es zu meinen beiden Koch-Videos:
Marokkanischer Orangensalat & Fermentiertes Gemüse
und Pasta Putanesca à la Nirit
Das angekündigte Live-Kochen findet am kommenden
Samstag, den 4. April 2020 um 18 Uhr
statt und dauert etwa eine Stunde. Über diesen Link sollte der Live-Stream funktionieren. Wenn Du nicht nur zuschauen, sondern gleich mitkochen willst, dann findest Du hier die Zutatenliste, die Du vorbereiten solltest, wenn Du eine Marokkanische Kürbispfanne mit Reis und grünen Salat mit mir zusammen zubereiten möchtest.
Das nächste Rezept mit einem feinen Endiviensalat und Spinat in Blätterteig – das Lieblingsessen meiner Töchter – ist schon gedreht, wird gerade geschnitten und geht bald online.
Wenn Dir Kochen-mit-Nirit gefällt, dann bitte abonniere meinen Kanal auf Vimeo oder auf YouTube und teile, teile, teile!
Hier noch ein paar Kulturtips – was gerade eben möglich ist:
* Beim Zuhause-Festival streamen Künstler*innen live von Zuhause für Zuhause, für Dich! DANKE an Thomas Vogler und die anderen die Initiatoren!
* Unter dem Motto ‚Kunst hilft Kunst‘ gibt es ab sofort zweimal die Woche eine Stream-in-Benefizveranstaltung aus Vorarlberg
* Das Gorki-Theater streamt jeden Mittwoch für 24 Stunden aus Berlin
* Desgleichen tun die Münchner Kammerspiele jeden Abend, auch jeweils für 24 Stunden
* Die DVD des Kinofilms FRAU STERN mit meiner Mutter in der Titelrolle ist jetzt raus und kann online bestellt werden
Zwei Nachrichten aus Palästina muss ich nun doch noch loswerden: Ein Artikel über den Abriss und die Konfiszierung von Baumaterial für eine Corona-Klinik im besetzten Westjordanland auf palestinechronicle.com. Und die Geschichte von Rani Burnat aus Bil’in im Besetzten Palästinensischen Westjordanland, die einigermaßen gut ausgegangen ist.
Bis bald, virtuell in meiner Küche!
Liebe Frau Sommerfeld,
was für ein wundervoller Brief! Danke, danke, danke …
Und die erwähnte Film-DVD habe ich mal gleich bei meiner lokalen Buchhändlerin bestellt und freue mich schon drauf.
Herzliche Grüße
A.B.
Liebe Nirit,
danke für Deine aufmunternden und klugen Worte. Mir kommen in den letzten Tagen immer wieder Zitate von E.M. Forster und Pipi Langstrumpf;) in den Sinn:
Forster: Wir müssen bereit sein, das Leben loszulassen, das wir geplant haben, um das Leben haben zu können, was auf uns wartet.
Pipi: Wir haben das noch nie probiert, also geht es sicher gut:)
Mit besten Wünschen und herzlicher Umarmung