Die Wahlen in Uganda haben stattgefunden, Alt-Präsident Museveni beansprucht den Sieg für sich. Doch es scheint Beweise zu geben, dass die Wahl manipuliert war und Musevenis Herausforderer Robert Kyagulanyi, als Pop-Star auch bekannt als Bobi Wine, der Wahlsieger ist.
(Meine Informationen stammen von einem Vertrauten Bobi Wines, dem Musikmanager Rikki Stein. Der kontaktierte mich über den britischen Musiker Brian Eno, mit dem ich derzeit in engem Kontakt stehe. Sorry, dass die Petition im letzten Blog-Eintrag keinen Link zum Unterschreiben hatte!)
Jedenfalls wird Bobi Wines Haus seit Tagen von Militärs abgeriegelt. Niemand kann rein, niemand raus. Ein Freund, der Abgeordnete Francis Zaake, der ihn besuchen wollte, wurde verprügelt und liegt im Krankenhaus. Rikki Stein schreibt:
„Keine Verbesserung in Sicht. Bobi, seine Frau Barbie und ein Helfer, Moses Bwayo, werden immer noch am sechsten Tag ihrer Inhaftierung in Bobis Haus festgehalten, dazu ihre 18 Monate alte Nichte, die vor der Blockade zu Besuch kam. Gestern kam die US-Botschafterin Natalie Brown zu Besuch und brachte dringend benötigte Lebensmittel mit. Sowohl die Botschafterin als auch das Essen wurden abgewiesen.
Der nigerianische Menschenrechtsanwalt Femi Falana hat bei der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen für willkürliche Inhaftierungen (UN-WGAD) eine Beschwerde über den anhaltenden Hausarrest Bobi Wines eingereicht.
Berichte über Verhaftungen, tödliche Schießereien, Verhöre und Folter gehen weiter. Ein ranghoher Polizeibeamter gab diese unglaubliche Videoaussage ab, in der er uns ernsthaft versichert, dass der Abgeordnete Francis Zaake nicht geschlagen wurde, aber auch nicht erklären kann, wie Zaake nach seiner Verhaftung mit mehreren Verletzungen in einer Polizeistation gefunden wurde und weiterhin auf der Intensivstation liegt.“
Immerhin gibt es einige Beschwerden gegen die Ugandische Regierung, u.a. vom US-Außenministerium, und der Guardian hat ausführlich berichtet, vor einigen Tagen sogar mit einem kurzen Videostatement von Bobi Wine. In deutschen Medien wurde auch berichtet, u.a. bei der Deutschen Welle. Laut Tagesschau wurden über 50 Anhänger Bobi Wines bereits im Wahlkampf von Ugandischen „Sicherheitskräften“ getötet.
Ob Du als Einzelne*r da irgend etwas unternehmen kannst? Ich weiß es auch nicht. Fragen ans Auswärtige Amt? Briefe an die Ugandische Botschaft? Petitionen? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Warum ich das alles hier trotzdem erzähle? Weil diese willkürliche Gewalt, dieser Machtmissbrauch, diese Ungerechtigkeit mich wahnsinnig machen. Mir ist klar, dass es das überall auf der Welt gibt, an manchen Orten mehr und an manchen weniger. Und es gibt weiß Gott viele brisante Themen, die uns in diesen Tagen beschäftigen. Umso größer ist die Gefahr, dass Vieles verborgen bleibt und in Vergessenheit gerät. Darum.
In diesem Fall habe ich außerdem wieder einmal einen persönlichen Bezug: Ich durfte einen Teil meiner Kindheit in Ostafrika aufwachsen, fühle mich dorthin besonders verbunden und habe daher natürlich sofort zugesagt, mich in dieser Sache zu engagieren — vielleicht auch gewissermaßen aus Solidarität mit dem „Musikerkollegen“ Bobi Wine.
Was Du auf jeden Fall tun kannst: Schicke ihm einen Gruß auf Twitter (falls Du twitterst) oder auf Facebook. Seine eigene Homepage ist gerade stillgelegt, weil das Internet in Uganda weitgehend ausgeschaltet wurde. Wie er es dennoch schafft, sich auf den Social Media zu melden, kann ich nicht sagen. Und falls Du das alles nicht machen kannst: Schicke ihm doch einen freundlichen Gedanken. Freundlichkeit geht immer — und funktioniert sogar „nur“ im Geiste.
Herzlichst,