Angesichts der Terrormeldungen aus Brüssel, Istanbul und Ankara möchte ich mich kurz fassen und einen syrischen Flüchtling zitieren: „Wir sind Menschen, die vor den selben Terrosisten davon laufen, die das gemacht haben. Sie haben unsere Häuser, unser Leben zerstört. Wir sind keine Terroristen, wir wollen nur Frieden und Sicherheit für uns und unsere Kinder.“
Wer glaubt, mit den Flüchtlingen würden wir den Terror importieren, dem kann ich nur empfehlen, Michael Lüders, Jürgen Todenhöfer oder Loretta Napoleoni zu lesen, um zu verstehen, wodurch wir Westler uns tatsächlich den Terrorismus selbst gezüchtet haben und was wir tun und auch lassen sollten, um diesen Terror zu bekämpfen. Weiterhin Zivilisten bombardieren – sei es in Syrien, im Irak, in Gaza oder sonstwo, nützt nur zwei Parteien: Der Waffenindustrie und dem IS. Hierzu ein Hinweis auf einen Film, der kürzlich in der ARD gezeigt wurde und (noch) in der Mediathek zu finden ist: Was von Kriegen übrig bleibt.
Übrig bleiben auf jeden Fall – neben Tod, Verzweiflung und Zerstörung – auch Flüchtlinge. An der Flüchtlingssituation werden wir so schnell nichts ändern. Aber die Situation der Flüchtlinge wird da und dort durch die CLOWNS OHNE GRENZEN erleichtert. Den Film dazuHAPPY WELCOMEzeigen wir am Mittwoch, dem 13. April 2016 um 19:45 Uhr im Grafinger Capitol Kino. Bitte kommt zahlreich! Erzählt es weiter! Ladet Flüchtlinge, Asylbewerber und andere Gäste dazu ein! Einer der Clowns, mein alter Schulfreund Andreas Schantz, wird da sein, zuvor jonglieren und danach für Fragen zur Verfügung stehen.
Ich selbst bin dann mal weg … und suche etwas Ruhe und Frieden in der schönen Toscana; und vielleicht sogar ein Plätzchen, wo man mal zu Mehreren für länger bleiben und schöne, spannende Dinge zusammen machen kann. Dazu ein andermal mehr…
Wir sehen uns beim taz.lab in Berlin am 2. April oder im Grafinger Kino am 13. April. Euch allen Frohe Ostern und eine friedliche Zeit,
Heute ist Internationaler Frauentag! Das ist ein Anlass zum Feiern: Wie herrlich – nein, wie fraulich! – wie großartig, dass es so viele wunderbare, kluge, fleißige, sensible, mutige, solidarische und in allen Varianten schöne Frauen gibt; Frauen, die oft mehr arbeiten und leisten als ihre männlichen Artgenossen; Frauen, die Kinder gebären, sie großziehen und sich für sie einsetzen! Frauen, die forschen, schreiben, lehren, putzen, an Supermarktkassen sitzen, Regale einräumen, Teams leiten, operieren, Häuser bauen, Alte betreuen, mit Kindern Hausaufgaben machen; Frauen, die ihre Kinder über Tausende von Kilometern tragen, in der Hoffnung, mit ihnen dem Krieg zu entkommen und Schutz zu finden.
Daher ist der Internationale Frauentag auch ein Anlass zum Kämpfen: Für eine Welt, in der Frauen gleiche Rechte bekommen (auch in Deutschland bekommen Frauen durchschnittlich 22% (!!!) weniger Geld für die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen), in der sie nicht mehr diskriminiert werden, in der sie mehr Schutz und die Wahrung ihrer Würde erfahren und Bilder wie die der verganenen Tage aus Istanbul, bei denen bewaffnete Männer mit Gummigeschossen und Tränengas gegen unbewaffnete Frauen vorgehen, endlich der Vergangenheit angehören!
Meine Einladung zu meinem nächsten Workshop richte ich daher ganz besonders an Frauen – auch wenn männliche Teilnehmer ganz gleichberechtigt willkommen sind! Beim Workshop, den ich am kommenden Sonntag, den 13. März im Freien MusikZentrum in München anbiete, geht es um Bühnenpräsenz und Wahrnehmung, aber es ist auch ein Workshop zur Stärkung des eigenen Selbst-Bewusstseins. Einen ganzen Tag lang werde ich mit den Teilnehmer*innen (max. 8) Übungen und Spiele machen, die die Wahrnehmung schärfen, ein gutes Atem- und Körpergefühl erzeugen, Dir helfen, Konzentration aufzubauen und vor allem: Ganz viel Spaß machen!
Der Kurs ist für alle Menschen gedacht, die ihre eigene Präsenz spüren und einsetzen wollen, die manchmal vor Publikum stehen, eine Rede oder ein Plädoyer halten wollen, an Menschen, die Freude daran haben, sich und ihre Fähigkeiten neu zu entdecken und auszuprobieren.
Wir fangen am Sonntag um 10 Uhr an, machen dann gegen eins eine Mittagspause und dann geht es etwa bis 17 Uhr weiter. Anmeldung geht nur übers Freie MusikZentrum (Kurs M220, am besten telefonisch unter 089 – 41 42 47 – 0 oder per Mail an [email protected] ). Weitere Infos zum Kurs sind im Programm auf S. 92 angekündigt nachzulesen.
Anmeldeschluss ist schon morgen, Mittwoch, 17 Uhr, und es gibt nur wenige Plätze!
Neulich bin ich auf der Suche nach einem bestimmten Song auf Charlie Chaplins MODERN TIMES gestoßen. Ähnlich wie ihm geht es mir auch manchmal: Auf der Bühne entfallen mir mitten im Lied die Worte und mein Mund produziert irgend welche Silben, bis mein Gehirn den Sprung über den tiefen, tiefen Abgrund schafft und mir den richtigen Text über die Lippen sendet. Das alles passiert in realer Zeit in etwa vier bis fünf Sekunden, die in mir selbst eine gefühlte halbe Ewigkeit dauern – wobei sich die Hälfte der unendlichen Ewigkeit auch schon unendlich ewig lang anfühlt.
Interessant dabei ist, dass tatsächlich immer irgendwelche silbenartige Laute vom Körper, vom Gehirn, vom Unbewussten oder von sonst irgendwoher produziert werden, was mich letztlich immer wieder recht vertrauensvoll die Bühne betreten lässt: „Irgend etwas wird schon herauskommen“, sagt meine weise, erfahrene innere Stimme zu der in Sekundenschnelle ansteigende Panik, die gleich widerspricht und mir gehässig ein „Ich klebe jetzt deine Stimmbänder zusammen, bis sie austrocknen und du nur noch krächzt!“ zuruft. Woraufhin die sanfte, weise Stimme ruhig entgegnet: „Atme. Schlucke. Lächle. Liebe Dein Publikum. Niemand wird was merken.“ So ist es dann auch meistens.
Sprachlos bin ich dagegen in den letzten Tagen und Wochen immer wieder gewesen, wenn ich die Bilder vom grölenden Mob vor dem Bus voller Flüchtlinge in C. (mag den Namen gar nicht mehr aussprechen oder schreiben) oder die Bemerkungen mancher Menschen auf Facebook oder sonstwo gelesen und gehört habe. Aber Sprachlosigkeit dürfen wir uns nicht erlauben in dieser Situation – oder zumindest keine, die länger als ein paar Sekunden dauert. Im Gegenteil: Es wird Zeit, dass wir die Straße und die laute Aufmerksamkeit nicht mehr diesen Leuten überlassen, die (noch) nicht die Mehrheit dieses Volkes repräsentieren. Und auf keinen Fall sollten wir frustriert wegschauen, nur weil wir auch nicht weiter wissen oder einfach keine Lust haben, uns mit diesen schwierigen Themen auseinander zu setzen.
Manchmal höre ich das Argument, wir seien uns zwar bewusst über die Ursachen, die dazu geführt haben, dass Menschen jetzt auf der Flucht seien, aber schließlich seien wir persönlich nicht dafür verantwortlich: „Du und ich, wir haben keine Waffen verkauft und keine Kolonien gegründet, keine Kriege angezettelt und keine Völkermorde begangen.“ Ich sehe das etwas anders. Wir alle tragen gewisse Verantwortungen aus unserer Geschichte; bei der deutsch-jüdischen Geschichte sind wir uns da bekanntlich alle einig (mit allen zweifelhaften Folgen). Aber was wir als Bürger, als Wähler, als Nutznießer unseres westlichen Lebenswandels mit der sogenannten Flüchtlingswelle persönlich zu tun haben, das sehen wir oft nicht oder stellen keine Zusammenhänge her. Das ist auch nicht ganz leicht zu verstehen. Und unangenehm ist es obendrein.
Das weiß man spätestens dann, wenn man Michael Lüders Buch WER DEN WIND SÄT gelesen hat oder auch Loretta Napoleonis DIE RÜCKKEHR DES KALIFATS – beides Bücher, die ich Euch wärmstens empfehlen möchte. Empfehlen möchte ich auch die Veranstaltung am kommenden Donnerstag Abend mit Michael Lüders in München, für die es allerdings nur noch wenige Restkarten gibt. Alle Details dazu hier. Zuvor freue ich mich auf ein Gespräch mit Michael Lüders im BR-Studio, das von Wolf Gaudlitz moderiert und aufgezeichnet und demnächst auf Bayern2 gesendet wird. Ich sag dann nochmal Bescheid.
Ich hoffe, ich kann auch Dich ermuntern, Deine Sprachlosigkeit zu verlieren – auch auf die Gefahr hin, dass Dir manchmal ein falsches Wort entgleitet, man übers Ziel hinaus schießt oder hin und wieder Stuss herauskommt aus dem Mund. Oder hübscher ausgedrückt: Gibberish, wie es bei Charlie Chaplin heißt. Hier kann man sich die Szene auf meinem YouTube Kanal ansehen – und vielleicht findest Du auch noch andere Videos dort, die Dir gefallen.
In diesem Sinne: Lasst uns unsere Stimmen erheben! Überlassen wir die Straßen, die Bühnen, die Talk Shows nicht den grölenden Typen, die vor lauter Angst und Unwissenheit Menschenverachtung in die Welt setzen.
Seien wir gemeinsam: Manchmal sprachlos, niemals mundtot!
So grüßt herzlichst
PS: Save the date: Am Sonntag, den 13. März, gebe ich wieder einen Workshop zum Thema Präsenz, Ausstrahlung und Performance im Freien MusikZentrum in München und freue mich sehr über viele interessierte Teilnehmer! Es gibt den ganzen Tag viele spielerische Übungen, es macht großen Spaß und es ist für jede/n etwas dabei: Sänger*innen, Lehrer*innen, Musiker*innen und alle Menschen, die den Zauber einer besonderen Ausstrahlung entdecken möchten. Nähere Infos hier auf Seite 92 und Anmeldung übers Freie MusikZentrum.
Am kommenden Sonntag gibt es wieder einen Toscana-Salon – diesmal mit Musik! Unsere Türen sind ab 17 Uhr geöffnet; ab 18:30 Uhr werden Tom Reinbrecht und Paolo Alves für uns spielen, danach erzählen wir Euch, was sich seit unserer Silvesterfahrt alles getan hat und was uns noch so eingefallen ist für unser Projekt.
Wer also kommen kann, bringt bitte was zu essen mit und gerne auch interessierte Freunde! Sagt bitte Beschei, zu wie vielt Ihr kommt. Wir freuen uns auf Euch!
Herzliche Grüße und bis Sonntag,
So manche von Euch vermissen Bobby in letzter Zeit auf diesem Blog, ich weiß. Und ich würde auch furchtbar gerne wieder mit ihr kochen oder backen – allein die Zeit fehlt mir im Moment dafür. Ich werde das aber nachholen, ganz bestimmt. Jetzt muss ich mich aber gerade um ein paar andere Dinge kümmern.
Zum Beispiel muss ich mir überlegen, wie ich mit meiner Wut umgehe, wenn ich heute wieder lese, dass der israelische Zement-Monopolist Nesher als einziger Zement-Lieferant in den Gaza-Streifen gelassen wird. Dort soll also mit israelischem Zement wieder aufgebaut werden, was 2014 von israelischen Bomben zerstört wurde.
Man muss sich vorstellen: Im September 2014 beschließt die UNO zusammen mit Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde einen Rahmenplan für den Wiederaufbau von Gaza. Es wird dabei ein Umfang von etwa 7,8 Milliarden US$ anvisiert. Damit soll Gazas Wirtschaft angekurbelt, die humanitäre Situation erleichtert und die Sicherheit Israels gewährt werden. Die Sicherheit Israels wird dadurch gewährt, indem die Bewegung, also die Einfuhr von Hilfsgütern, also vor allem von Baumaterial, strengstens überwacht wird. Die Weltbank hat ausgerechnet, dass es in Gaza ein Wirtschaftswachstum von etwa 11% gegeben hätte, hätte 2015 das geplante Baumaterial Gaza erreicht.
Der UN-finanzierte Rahmenplan – und nein, das ist jetzt kein schlechtes Märchen, auch wenn es so klingt – hat jedoch ausschließlich eines befördert: Israels Kontrolle und die Einschränkungen in Gaza. Und so ganz nebenbei auch die israelische Wiederaufbau-Industrie. Da Israel als einziger Mitspieler darüber bestimmt, was nach Gaza gelangt und was nicht, ergab es sich … wie soll man sagen… ja, praktisch wie von selbst, dass Israel steigende Profite verzeichnen konnte, da ja alles Hilfs- und Baumaterial aus israelischen Betrieben stammt und somit die israelische Wirtschaft ankurbelte. Was für eine glückliche Fügung! Praktischerweise verfiel dadurch die palästinensische Wirtschaft in eine noch größere Abhängigkeit zur Israelischen.
Diese und weitere Informationen stammen von einer Quelle, die absolut zuverlässig ist, nämlich von www.whoprofits.org . Dies ist eine Website, die als Dissertation zweier israelischer Studentinnen 2009 ins Leben gerufen wurde, um wissenschaftlich belegt festzuhalten, wer eigentlich genau von der israelischen Besatzung profitiert, also an ihr verdient. Den Artikel zum Nesher-Zement könnt Ihr hier nachlesen.
Über die Zusammenhänge von Wirtschaft, Besatzung und Friedensprojekten werde ich bei meinem Vortrag auf der Friedenskonferenz am Freitag Abend, den 12. Februar, im Alten Rathaus München sprechen. Es würde mich sehr freuen, viele von Euch dort wieder zu sehen! Besonders freue ich mich auch auf die beiden anderen Referenten, allen voran über die römische Ökonomin Loretta Napoleoni, die uns spannende Sachen über Terrorismusfinanzierung erzählen wird. Auch musikalisch werde ich den Abend zusammen mit Andi und Robert begleiten; es ist also jede Menge geboten und als Alternative zur Münchner Sicherheitskonferenz sollten wir zeigen, dass viele von uns daran interessiert sind, bei ‚Sicherheit‘ nicht immer gleich an ‚Waffengewalt‘ denken zu müssen.
Zum selben Thema bin ich auch zu einem Interview bei Radio München eingeladen worden, anzuhören live am Donnerstag, 4. Februar ab 8:30 Uhr auf RADIO MÜNCHEN online oder in der Wiederholung am Do, 4.2. um 14:30 h sowie am Freitag, 11:30 h und 20:30 h.
Live, in Farbe und in voller Länge gibt es das ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH Trio am kommenden Samstag um 20 Uhr in Nürnberg in der Villa Leon zu erleben. Wer also in der Nähe ist: Kommt uns besuchen! Es gibt in diesen Tagen viele Gelegenheiten des Wiedersehens und Wiederhörens – ich freue mich darauf!
Vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen zu Bobbys Backkünsten! Die Kritik, es fehle das Rezept zu Oma Margaretes viel gepriesenem Stollen habe ich mir sehr zu Herzen genommen und werde das Rezept nachreichen, versprochen! Allerdings erst im Herbst. Denn würde ich es jetzt aufschreiben, dann würde es verschwinden in den Abgründen des Internetzes, und wenn die Zeit zum Stollenbacken wieder gekommen ist, findet es kein Mensch wieder. Also mach ich mir einen Knick ins Kalenderblatt für Mitte Oktober, damit alle Stollenbäcker- und innen rechtzeitig zu Beginn der kalten Jahreszeit schon mal kiloweise Zutaten besorgen können. Falls es dieses Jahr im November überhaupt wieder kalt werden sollte.
Jetzt will ich Eure Aufmerksamkeit aber auf ein paar ganz andere Dinge lenken, vor allem auf vier Veranstaltungen, die mir wichtig sind. Zunächst auf einen Workshop, den ich am Sonntag, den 31. Januar in München im Freien MusikZentrum gebe. Der Workshop dreht sich um Bühnenpräsenz und Ausstrahlung. Ich werde einen ganzen Tag lang mit den Teilnehmern Übungen und Spiele machen, die die Präsenz fördern und Vieles bewusst machen, was scheinbar ‚ganz von alleine‘ passiert, wenn jemand „mit Charisma und Ausstrahlung“ die Bühne betritt. Wenn Du Lust hast mitzumachen – egal ob Du SchauspielerIn, SängerIn, LehrerIn, MusikerIn bist oder einfach nur neugierig auf Atem-, Stimm- und Präsenzübungen bist – , dann melde Dich schnell übers Freie MusikZentrum an. Es gibt eine begrenzte Teilnehmerzahl! Dort und auf Facebook findest Du weitere Infos zur Veranstaltung.
Zweitens will ich Euch zu einer Ausstellung über Kunst und Kultur in Palästina am Donnerstag, den 28. Januar um 18 Uhr im Münchner Gasteig einladen. Mein Freund und Mitstreiter in Sachen Israel-Palästina, Wolfgang Sréter, hatte es satt, dass Palästinenser in der öffentlichen Wahrnehmung immer mit Terror, Gewalt und Konflikt in Verbindung gebracht werden. So hat er 2009 begonnen, Menschen in Palästina zu fotografieren, ihnen beim Leben, Arbeiten und Wirken zuzuschauen und hat dabei ihre überaus reiche Kultur kennen gelernt. Letztes Jahr ist aus seiner Arbeit ein Buch mit gleichem Titel entstanden. Die Ausstellung im Gasteig eröffnet Magister Markus Stefan Bugnyár, der in der Altstadt von Jerusalem das Österreichische Hospiz leitet. Einige meiner Reisegefährten der vergangenen Jahre werden sich sicher noch an ihn erinnern – und an den wunderbaren Wiener Apfelstrudel, den man dort im original österreichischen Kaffeehaus mitten im muslimischen Viertel der Altstadt serviert bekommt.
Mehr Infos zu Wolfgang Sréters Arbeit und zur Ausstellung gibt es hier: Münchner_Feuilleton
Drittens: Wer in Nürnberg und Umgebung wohnt, kann am Samstag, den 6. Februar um 20 Uhr ein Konzert meines überaus wunderbaren ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH in der Villa Leon besuchen. Als Trio mit Andi Arnold an der Klarinette und Robert Probst am Klavier werden wir unser Programm KlezMeshugge spielen. Weitere Infos gibt es hier.
Und hier die vierte Veranstaltung, die mir sehr am Herzen liegt: Vom 11. bis 14. Februar 2016 findet die 14. Internationale Münchner Friedenskonferenz statt. Als Gegenveranstaltung zur Münchner Sicherheitskonferenz konzipiert, kommen hier Experten zusammen, die sich mit friedlichen Lösungen für unseren Planeten auseinander gesetzt haben und darüber berichten. Auch ich bin eingeladen worden, am Freitag, den 12.2.im Internationalen Forum im Alten Rathaus zum Thema ‚Versöhnungsprojekte in Palästina‘ zu sprechen. Das tue ich sehr gerne – aber auch durchaus kritisch. Versöhnung ist eine wunderbare Sache, aber sie steht immer am Ende eines langen, oft schmerzlichen Prozesses.
Nirgendwo auf der Welt gibt es so eine Dichte an Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) wie in Ramallah und Umgebung, die meist das Label Frieden, Versöhnung, Salam und Shalom tragen. Nirgendwo werden so oft die Worte „Salam“ und „Shalom“ gesprochen und gehört, und nirgendwo habe ich so wenig davon erlebt wie dort. Darüber und über die Gründe, warum das so ist und warum uns das in Deutschland etwas angeht – darüber werde ich in den 20 Minuten meiner Redezeit Denkanstöße geben. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Alten Rathaus mit einem Referat von Loretta Napoleoni, die man auf keinen Fall versäumen sollte. Danach spricht Markus Weingardt und nach der Pause ich. Für Musik zwischendurch sorgt unser ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH Trio.
Schließlich noch ein Thema, das außer Konkurrenz läuft und das mich bei aller Liebe zu allen anderen Projekten und Themen, mit denen ich mich auseinander setze, am allermeisten umtreibt: Die Besatzungs-Realität in Palästina. Jeden Tag beschäftige ich mich mehrere Stunden lesend und schreibend damit, nicht selten ist es Hauptthema in Gesprächen am Küchentisch mit Freunden oder bei Begegnungen mit Fremden. Wer auf Facebook ist, wird vielleicht gesehen haben, dass meine meisten Postings sich mit Menschenrechtsverletzungen in Palästina oder mit politischen Entwicklungen in Israel beschäftigen. Derzeit arbeite ich intensiv an der Gründung zweier Initiativen mit, die das Ende der israelischen Besatzung zu ihrem Ziel erklärt haben. Bei meinem nächsten Beitrag werde ich darüber berichten können.
An dieser Stelle möchte ich den gestern erschienenen Brief der palästinensischen Botschafterin in Berlin zeigen, den sie an Journalisten und Medienschaffende richtet. Einige meiner Leser gehören diesen Berufszweigen an, aber auch für alle anderen mag es aufschlussreich sein, wie die Botschafterin für eine differenzierte Sprache, eine klare Darstellung von Fakten und die Beschreibung des richtigen Kontextes wirbt. Hier die zwei lesenswerten Seiten: Pal_Botschafterin_Jan 2016
Ich wünsche Euch einen guten Start ins Neue Jahr und viel Freude, Kraft und Mut für die kommenden Herausforderungen.
Herzlichst,
Bobby und ich waren fleißig und haben ein Video zusammen geschnitten. Davor allerdings waren wir noch fleißiger und haben gemeinsam gebacken: Einen echten Chemnitzer Stollen nach einem Rezept, das meine Mutter vor vielen, vielen Jahren entwickelte. Als einzigen Anhaltspunkt für die Zutaten hatte sie – selbst eine hervorragende Köchin vor allem orientalischer Spezialitäten – nur die Erinnerungen meines Vaters Rolf. Der beschrieb ihr ganz genau, wie es in dem Haus am Antonplatz 15 in Chemnitz duftete, wenn im November jeden Jahres seine Mutter Margarete Stollen buk.
Im Dezember 1934 verstarb meine Großmutter Margarete; mein Vater war damals 15 und kam kurz darauf in ein Schweizer Internat am Genfer See, der Ecole d’Humanité. Der Rest der deutschen Katastrophe blieb Margarete erspart.
Mich hat immer fasziniert, dass meine Oma Margarete, die den Erzählungen meines Vaters zufolge kosher kochte und am Freitag Abend die Shabbes-Kerzen anzündete, sich offenbar nicht daran störte, dass der Stollen das traditionelle Weihnachtsgebäck ihrer christlichen Nachbarn und Freunde war. Denn die Familie Sommerfeld fühlte sich im Chemnitz der 20er und sogar noch Anfang der 30er Jahre in erster Linie als Deutsche. Sie sprachen Deutsch – nicht Jiddisch – waren nicht besonders religiös, hatten ihr gut laufendes Tuchgeschäft und verbrachten ihre Freizeit mit anderen deutschen Freunden im Erzgebirge, in der Schweiz oder an der Ostsee.
Sie fühlten sich in erster Linie als Deutsche. Wie sonst wäre es zu erklären, dass mein Großvater Julius, ein Offizier des Kaisers und Träger des Eisernen Verdienstkreuzes im Ersten Weltkrieg, immer wieder nach Chemnitz zurück kehrte, selbst nachdem er seinen einzigen Sohn, meinen Vater Rolf, 1937 auf einem Schiff nach Palästina brachte? Selbst nachdem sein Haus enteignet und als Sammelstelle für Juden vor dem Abtransport in die Vernichtungslager missbraucht worden war? Selbst nach einem Besuch in New York 1939, wo er andere Freunde und Verwandte hingebracht hatte, wovon eine damals datierte Fotografie zeugt?! Eine dieser Verwandten erzählte mir hochbetagt Jahrzehnte später, sie hätten ihn beschworen, die Rückreise nach Chemnitz nicht anzutreten. Er soll mit einem Lächeln geantwortet haben: „Von diesen paar Braunhemden lasse ich mir meine Heimat nicht nehmen.“ Der Rest ist Geschichte.
In dem kleinen Video, das ich hier mit Euch teile, gedenke ich meiner Großeltern Margarete und Julius Sommerfeld, die ich nie kennen lernen durfte. Sie stehen stellvertretend für abertausende ähnlicher Geschichten und Schicksale. Ich erinnere auch an meinen Vater Rolf, der sein Überleben seinem Vater zu verdanken hatte und der mir über viele Umwege und auch noch lange nach seinem viel zu frühen Tod im Jahre 1980 so viel Deutsches, so viel Europäisches mit auf den Weg gegeben hat. Ich musste sehr erwachsen werden, um das wirklich zu begreifen; denn in der Realität kannte ich von klein auf nur die Verwandtschaft meiner Mutter, aus Jerusalem stammend, im Maghreb wurzelnd. Den Koch- und Backkünsten meiner Mutter haben wir Margaretes Stollen zu verdanken, den sie durch jahrelanges Ausprobieren kreiert hat und den ich seit vielen Jahren im November backe. Und vielleicht tun meine Töchter dies auch eines Tages für ihre Kinder und Freunde – darauf hebe ich mein Glas und sage allen Widrigkeiten dieser Welt zum Trotz:
Le’Chaim! Auf das Leben!
Solche wie uns wird es immer geben.
(ojf Jiddish: Mir lebn ejbig!)
Übrigens: Die Musik Bigeleisen zu dem Video hat meine Tochter Lili mit mir und für mich geschrieben (sie kann das deutlich besser als ich; eingespielt von KLEZMORIM 2009 für die CD JIDDISCHE WEIHNACHT).
das ZDF kündigt ein Weihnachtskonzert aus Bethlehem an und behauptet, Bethlehem liege in Israel!! Hier der Link dazu.
Zurecht gibt es schon einige Proteste, auch ich habe einen Brief an den Intendanten des ZDF geschrieben. Wer dies auch tun möchte, kann sich hier in meinem Brief – siehe unten – Anregungen holen. Email Adressen lauten [email protected] und [email protected] . Meine Mail ging auch CC an den Fernsehrat und das Auswärtige Amt.
Vielen Dank und einen schönen Tag!
Nirit
Sehr geehrter Herr Dr. Bellut,
sehr geehrte ZDF- Redaktion,
Sie kündigen die Übertragung Ihres Bethlemer Weihnachtskonzert irrtümlicherweise aus Israel an. Ist Ihnen nicht bekannt, dass Bethlehem eine palästinensische Stadt im Westjordanland ist, die seit 1967 in den von Israel besetzten Gebieten liegt?! Und dass sowohl die Vereinten Nationen als auch die EU die Besetzten Palästinensischen Gebiete (Occupied Palestinian Territories – OPT) nicht zum Staatsgebiet Israels zählen?
Aus meiner Sicht ist dies kein ‚Druckfehler‘, sondern das erfolgreiche Einsickern israelischer Öffentlichkeitsarbeit und Medienkampagnen in unser Mainstream Medienbewusstsein (Absicht möchte ich nicht unterstellen – das wäre ja dann perfide). Ich erwarte von einem öffentlich rechtlichen deutschen Sender, hier nicht nur besser zu recherchieren (wobei es nun wirklich keiner Recherche bedarf, um zu wissen, dass Bethlehem eine seit 48 Jahren besetzte Stadt ist!), ich erwarte eine klare Stellungnahme. Ich erwarte nicht nur die Korrektur in Ihrer Ankündigung, sondern auch einen Hinweis in der Ausstrahlung, dass hier aus Palästina gesendet wird. Immerhin genießt Palästina seit 2012 den Status eines Beobachterstaates bei der UNO. (Auch der Vatikan ist ein Beobachterstaat; wenn von dort gesendet wird, schreibt auch niemand „aus Italien“.)
Eigentlich müsste man vom ZDF sogar erwarten, diese Gelegenheit zu nutzen und im Sinne des Völkerrechts, aber auch im Sinne der deutsch-israelischen Freundschaft ein Exempel zu statuieren: Deutsche Künstler aus Pop und Klassik reisen über Israel nach Bethlehem und treten im Sinne der Völkerverständigung auf, um zu zeigen, dass Palästinenser auch einen Sinn für Kunst und Kultur haben und nicht, wie es häufig gezeigt wird, nur etwas vom Raketenwerfen verstehen.
Die Ankündigung verspricht kurze Einspielfilme, in denen Markus Lanz durch Bethlehem führt. Zeigt er auch, wie er, das Filmteam und die Künstler die Checkpoints passieren müssen? Und dass Israelis das Konzert offiziell nicht besuchen dürfen, weil Bethlehem laut Osloer „Friedens“-Abkommen in Zone A liegt, deren Besuch israelischen Staatsbürgern verboten ist? Wie wäre es, das mit einzubauen mit dem Hinweis, dass dies alles der Vergangenheit angehören könnte, wenn Israel nach fast 50 Jahren die Besatzung aufgeben würde?
Der Fehler in Ihrer Ankündigung ist mehr als ein Fauxpas. Es geht hier um die grundsätzliche Haltung Deutschlands – vertreten durch einen öffentlich-rechtlichen Sender – zu Israel und seiner Besatzungspolitik. Hier ist dringend Handlungsbedarf geboten.
Was für eine schöne Kritik wir da letzte Woche in Nürtingen erhalten haben! Danke an den Veranstalter, danke ans Publikum! Da freuen wir uns natürlich ganz besonders auf die nächsten Vorstellungen mit der JIDDISCHEN WEIHNACHT am kommenden Freitag in München und am Sonntag in Moosach bei Glonn. Alle genauen Infos mit Wegbeschreibung und alle weiteren Termine findest Du in meinem neu eingerichteten Kalender.
Weniger Freude macht mir derzeit die politische Entwicklung um uns herum: Deutschland stimmt einem Militäreinsatz in Syrien zu – völkerrechtlich mehr als umstritten, humanitär schlichtweg eine Katastrophe! Wie kann man nur?!? Wie ist es möglich, dass wir aus 14 Jahren „Anti-Terror-Krieg“ nicht die Schlüsse ziehen, die offensichtlich auf der Hand liegen?! Nämlich dass mehr Gewalt noch mehr Gewalt erzeugt, dass die meisten Opfer immer Zivilisten sind, dass wir durch noch mehr Krieg noch mehr Menschen in die Flucht jagen und damit den Flüchtlingsstrom und unser Problem damit mehren. Und darüber hinaus tun wir genau das, was der sogenannte IS vom Westen erwartet: Wir bringen noch mehr Leid zu Menschen, die ohnehin nichts zu verlieren haben, erzeugen unschuldige Opfer, mit denen sich auch Opfer unserer Gesellschaft identifizieren und solidarisieren können und treiben sie den ruchlosen, brutalen Horden in die Arme. Ja, wir erzeugen Terroristen! In der Bundestagsdebatte vor der Abstimmung am 4. Dezember war es allein Sahra Wagenknecht, die in ihrer engagierten Rede so deutlich die Situation benannt hat. Wer das verpasst hat, dem empfehle ich, sich diese 9 Minuten hier anzusehen .
Ich bin fassungslos, wenn ich lese, dass eine überwältigende Mehrheit im Bundestag für diesen Einsatz gestimmt hat. „Stolz“ sei man, an dieser Mission teilnehmen zu dürfen! Und was immer es dazu zu sagen gibt – es ist doch alles schon tausendfach gesagt und geschrieben und herausgeschrien worden! NIE WIEDER KRIEG! Wo sind die Hunderttausende, die das einfordern?!?
Und warum ist diese Forderung nicht längst Staatsraison? Warum sind Menschen- und Völkerrecht nicht in aller Konsequenz bindend? Warum wiegen vernünftige, warnende, mahnende Stimmen nicht mehr als Bündnisvereinbarungen, die uns gegen jeden Menschenverstand, gegen jede menschliche Regung und Vernunft in einen mordenden, Leid und Vernichtung bringenden Krieg treiben? Etwa weil Waffen nicht umsonst und ohne ihren Zweck zu erfüllen auf dieser Welt existieren sollen? Weil „Sicherheits“technologien am lebenden Objekt erprobt werden müssen? Weil Krieg so unglaublich viel Geld kostet – das ja irgendwer am Ende des Tages wohl verdienen muss?!!
Sicher, es ist nicht damit getan, Friedenslieder zu singen und fromme Gebete zu sprechen. Auch Aufrufe und Petitionen werden radikalisierte Banden, die Terror und Angst verbreiten wollen, nicht aufhalten. Aber diese Banden brauchen Geld, und der IS erwirtschaftet sich Geld in Millionenhöhe – täglich! – indem er über die türkische Grenze tonnenweise sein geklautes Öl verkauft. Wer aber verkauft, hat Käufer. Wieso legt man denen nicht das Handwerk? Wieso macht man nicht dort die Grenzen dicht, sondern ermöglicht einen Warenaustausch??? Wer sind diese Käufer, an wen verkaufen sie das Öl weiter? Was würde geschehen, wenn wir (nur mal angenommen) herausfänden, dass letzten Endes wir alle von den Dumpingpreisen profitieren, mit denen der IS das Öl auf den Markt wirft?
Alles unerträgliche Vorstellungen. Aber noch unerträglicher der Gedanke, dass wir vereinte europäische Streitkräfte nach Syrien schicken, wissend, dass das nur noch mehr Tote bringen wird. Tote Zivislisten, tote Frauen, tote Männer. Und alle drum herum verletzt, vielleicht ein Leben lang behindert, definitiv traumatisiert.
An dieser Stelle will ich Jürgen Todenhöfer zitieren, der gerade in Syrien angekommen ist und dies auf Facebook schreibt: Liebe Freunde, seit Sonntag bin ich in Syrien. Einem Land unendlicher Trauer. Die Menschen hier sehnen sich nach Frieden. Sie können nicht mehr. Nur wenn wir in Syrien und im Irak Frieden schaffen, kann der IS geschlagen werden. Westlichen Politikern bin ich hier nicht begegnet. Anstatt sich vor Ort um Frieden zu bemühen, schicken sie Waffen, Bomber, Tornados. Niemand hilft den Syrern wirklich. Scheißkrieg!
Und immer wieder die Frage, was wir tun können – Du und ich.
Nicht viel, gewiss. Aber schreiben, lesen, Wissen verbreiten, Ursachen und Zusammenhänge verstehen lernen, sich mit Menschen austauschen, Begegnungen schaffen, Bewusstsein schaffen, sich mit Menschen austauschen, und immer wieder: Sich mit Menschen austauschen. Freundlich miteinander sein. Lieder singen über Licht und Liebe.
Auf die Adventszeit freue ich mich immer. Ja, auch als Jüdin kann man sich über den Advent freuen! Wenn es überall nach Plätzchen duftet, wenn der erste Schnee fällt und vor allem, wenn man an immer dunkler werdenden Tagen bei jeder Gelegenheit Kerzen anzünden kann, die Wärme, Licht und Geborgenheit ausstrahlen.
Auch spielen wir in der Adventszeit seit Jahren unser Programm JIDDISCHE WEIHNACHT mit Martin Umbach als Erzähler und dem ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH (früher KLEZMORIM), eine Mischung aus Lesung und Konzert. Es geht darin um Geschichten von und über Juden zur Weihnachtszeit, ganz speziell geht es um meinen Großvater Julius Sommerfeld.
Julius lebte mit seiner Frau Margarete zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts als assimilierter, emanzipierter deutscher Jude in Chemnitz, wo er ein Geschäft für Herrentuche betrieb, bis er 1914 für den Kaiser in den Krieg zog.
Aus diesem Ersten Weltkrieg kam er als hoch dekorierter Offizier zurück; er betrieb weiter sein Geschäft am Antonsplatz 15, im August 1919 kam mein Vater Rolf zur Welt und Julius konnte wohl bis zu seiner Verhaftung 1939 nicht begreifen, was die Nazis mit ihnen, den guten Deutschen, die nebenbei auch noch Juden waren, vorhatten. Zwar gelang es ihm noch nach Margaretes Tod 1935 seinen einzigen Sohn Rolf – meinen Vater – zunächst in die Schweiz und dann 1937 nach Palästina sowie andere Verwandte außer Landes zu bringen, doch immer wieder kam er selbst nach Chemnitz zurück. Sein Schicksal ist ein typisch Jüdisches: 1940 wurde er im KZ Sachsenhausen ermordet.
Meinem Großvater Julius setze ich mit der JIDDISCHEN WEIHNACHT ein Andenken – ihm und all den anderen Ermordeten.
Ich will zeigen, wie selbstverständlich Weihnachten-feiern als ‚deutsches Volksfest‘ für Juden hier einst war. Wie es zum guten Ton gehörte, Weihnachtslieder zu singen oder Stollen zu backen. Wie viel unsere Lichterfeste Channuka und Weihnachten gemein haben. Wie schön es sein kann, beides nebeneinander existieren zu lassen, ohne der einen oder anderen Seite dabei etwas wegzunehmen.
Zu Margaretes Weihnachtsstollen, der in unserem Programm auch gewürdigt wird, werde ich demnächt etwas schreiben!
Am Ende des Abends lasse ich meinen Großvater zu mir sprechen:
„Die Farbe des Herzens ist rot, ganz gleich, in welcher Brust es schlägt … Das Licht ist es, das uns erhellen kann. Die Finsternis zu vertreiben aus den Häusern und Herzen – das ist höchste Menschenpflicht.“
2014 durften wir das Programm in der Aula des Chemnitzer Gymnasiums spielen, das mein Vater bis 1935 besucht hatte. Diese Vorstellung war außergewöhnlich emotional; die Aula war bis auf den letzten Platz gefüllt, Lehrer und Schüler hatten überall Bilder und Fotografien von Julius aufgehängt – eine Ausstellung, die im Jahr zuvor entstanden war, als eine 8. Klasse einen Stolperstein für Julius hatte verlegen lassen.
Nur zufällig kam eine Schülermutter drauf, dass es noch Verwandte von Julius geben könnte, und lud uns zur Verlegung des Stolpersteines nach Chemnitz ein. Im Jahr darauf organisierte sie das Konzert in der Schulaula.
Unsere Termine für die JIDDISCHE WEIHNACHT 2015 mit Links zu den jeweiligen Veranstaltungsorten sind:
Ich hoffe, wir sehen uns bei der einen oder anderen Gelegenheit! Wer will, kann natürlich auch hier die CD für 19 € (zuzügl. 2€ Versand) bestellen. Name und vollständige Adresse bitte nicht vergessen!
Alle Bühnenfotos sind von dem wunderbaren Lichtkünstler Jens Heilmann