Manchmal sprachlos – niemals mundtot!

Eigentlich müsste ich meinen Diffamierern dankbar sein, dass ich durch sie so eine große Plattform bekommen habe, um meine Stimme öffentlich erheben zu können für die Menschen in Gaza. Am Freitag Abend konnten sowohl Michael Leslie als auch ich in der Münchner Erlöserkirche frei und ausführlich darüber sprechen, was uns dazu bewegt, uns für die Einhaltung von Menschenrechten in Palästina und Gaza mit all unserer Kraft und Überzeugung einzusetzen. Auch ist ein neuer Termin fürs Benefizkonzert gefunden: Thomas Vogler stellt am 13. Oktober um 20 Uhr seine Jazzbar Vogler in der Rumfordstraße 17 in München für die Veranstaltung zur Verfügung! Ein ungewöhnlicher und besonderer Ort für Bach und Beethoven — aber womöglich würden sich die beiden dort besonders wohl fühlen. Ich werde  die Einführungsrede halten, Michael Leslie wird Klavier spielen und der Schauspieler Christian Schneller wird die Artikel der Erklärung der Menschenrechte zwischen den Musikstücken verlesen. Danach wird es Gelegenheit zum Gespräch geben.

Auch wenn es jetzt verschiedene Darstellungen der Ereignisse gibt, eines steht fest: Es sollte verhindert werden, dass vor allem ich mich zu der Situation in Israel/Palästina äußere. Darüber wird noch gesprochen werden müssen. Wichtig ist aber erst einmal: Endlich haben wir in München, vielleicht sogar in Deutschland eine öffentliche Diskussion zum Thema ‚Maulkorb für Israelkritiker‘. Dafür danke ich allen, die solidarisch hinter mir standen, Mails weiterleiteten, Kommentare und Protestbriefe schickten; vor allem danke ich der Süddeutschen Zeitung, die am Freitag ausführlich über die Vorfälle und am Samstag über die Performance und das Gespräch in der Kirche berichtete.

Im Grunde wünsche ich mir jedoch, dass diese Diskussion sehr bald in den Hintergrund tritt zugunsten einer anderen, viel bedeutsameren Diskussion darüber, wie wir von Deutschland aus dazu beitragen können, in Israel die Menschen zu stärken, die sich sehnlichst einen Wandel der Politik in ihrem Lande wünschen. Einen Wandel, der jüdischen Israelis ebenso zugute kommen würde wie ihren muslimischen, christlichen, palästinensischen und anderen nicht-jüdischen Mitbürgern im israelischen Kernland sowie den Palästinensern in der besetzten Westbank und dem Gazastreifen. Dass dabei die Besatzungspolitik in die Kritik gerät, ist unvermeidbar. Das hat eine Gruppe israelischer und jüdischer Intellektueller und Künstler dazu bewogen, eine Initiative ins Leben zu rufen, die sich SAVE ISRAEL – STOP the OCCUPATION, kurz SISO nennt. Im vergangenen Jahr war ich maßgeblich an der Entstehung und Ausformulierung dieser Initiative beteiligt.

Es mag überraschen, dass hinter aller Kritik der große Wunsch nach Frieden, Versöhnung, Sicherheit und Gerechtigkeit für ALLE, ja sogar eine Liebe zu diesem Land steckt. In seinem heutigen Kommentar in der israelischen Tageszeitung Ha’aretz bringt der  Journalist Gideon Levy es auf den Punkt: „(…) An diesem Freitag (der Beerdigung von Shimon Peres) gab die Welt ein äußerst klares, entschiedenes Statement ab: Wir lieben Israel und hassen seine Politik; wir lieben es, Israel zu lieben, sehnen uns danach, uns ihm mit zu verbünden und es zu bewundern — nur bitte gebt uns ein Zeichen, eine Andeutung, einen Hinweis. Zeigt uns, dass Ihr auf Frieden zusteuert, oder dass Ihr zumindest irgend etwas unternehmt, um die Besatzung zu beenden — eine Rede, Verhandlungen, eine Konferenz, ein Lippenbekenntnis, irgend etwas! — und wir werden Euch mit unserer Liebe überhäufen — mehr noch, als Ihr es verdient. Ihr werdet nicht mehr ausgeschlossen sein. (…)“. Hier der gesamte Artikel auf Englisch.


Danke nochmals an alle Unterstützer! Ich freue mich, viele von Euch am 13. Oktober um 20 Uhr in der Jazzbar Vogler und/oder am 14. Oktober um 20 Uhr beim Jakobmayer in Dorfen beim Konzert mit meinem ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH und unserem neuen Programm Nicht ganz kosher! zu sehen.

Herzlichste Grüße und Shana tova („Gutes Neues Jahr“; nach dem jüdischen Kalender beginnt es heute Abend) und beste Wünsche für ein friedvolles, gesundes, versöhnliches und allseits freundlicheres Neues Jahr 5777,

 

 

 


Hier noch einige Bilder vom Freitag Abend.

3 Gedanken zu „Manchmal sprachlos – niemals mundtot!“

  1. Liebe Nirit,
    es ist so aufbauend zu sehen, mit wie viel Herzblut du dich für den Frieden und die Versöhnung in deinem Heimatland Israel einsetzt, wie sehr du dir ein gelungenes Zusammenleben von Juden, Muslimen, Christen, Israelis und Palästinensern in deiner Heimat wünscht. Auf dass Israel eines Tages ein Zeichen des Friedens in unserer so verrückten und oft auch feindseligen Welt werden kann. Ich wünsche dir und uns allen, dass dies eines nicht zu fernen Tages Wirklichkeit sein wird.
    In diesem Sinne, dir und deinen Glaubensgeschwistern,
    Shana tova!
    Herzliche Grüße
    Noturga Baumann

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