Ich gehöre zu den Erstunterzeichnern einer Petition, die faire und freie Wahlen in Uganda fordern. Die Zeit drängt, morgen, am 14. Januar 2021, soll gewählt werden. Ugandas Regierung versucht dies zu verhindern, unter anderem soll das Internet in Uganda abgeschaltet werden.
ES BRAUCHT ÖFFENTLICHKEIT! BITTE UNTERSTÜTZE AUCH DU DURCH TEILEN UND WEITERLEITEN!
Wir, die Unterzeichnenden, rufen die Afrikanische Union, die USA, Großbritannien, die EU und alle Menschen mit Gewissen auf, den andauernden Angriff auf Ugandas Opposition aufs Schärfste zu verurteilen und sich zu verpflichten, eine sichere, freie und faire Wahl für alle ugandischen Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen.
PLEASE HELP BOBI WINE AND THE PEOPLE OF UGANDA URGE THE INTERNATIONAL COMMUNITY TO PLAY AN ACTIVE ROLE CALLING ON THE UGANDA GOVERNMENT TO HOLD FREE AND FAIR ELECTIONS WITHOUT INTIMIDATION AND VIOLENCE!
Kaum habe ich verkündet, dass ich wieder auftreten darf — was soll ich sagen?! Gesagt, getan! Schon ist ein Weihnachts-Konzert auf die Beine gestellt und sogar live und in voller Länge mitgeschnitten worden. Voilà!
********************************************************************** Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Am 10. Dezember haben über 30 führende deutsche Kulturinstitutionen ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst und Wissenschaft und gegen einen unsinnigen, weil absurden Antisemitismusvorwurf gegen Leute wie mich veröffentlicht. Das ist großartig! Hier dazu ein paar gute Reaktionen: FAZ-Artikel von Hanno Loewy, Direktor den Jüdischen Museums Hohenems, und ein Radio-Interview mit ihm im Deutschlandfunk Unbedingt lesen: Omri Boehm, israelischer Philosoph, in der ZEIT
Es gibt viel mehr dazu zu lesen und zu hören, aber der Tenor der Berichterstattung und vor allem der Kommentare klingt eher nach: „Was habt Ihr denn alle?! Deutschland ist doch ein freies Land… kann doch jeder sagen, was er will…“ In der Süddeutschen Zeitung endet ein Kommentator mit „Was soll die Ohnmachtspose?“. Das ist natürlich dummes Zeug, denn das würde ja bedeuten, dass „die Direktoren und zahllosen Mitarbeiter großer deutscher Kulturinstitutionen an Halluzinationen leiden“, wie Hanno Loewy schreibt. Auch ich leide nicht an Halluzinationen, ganz im Gegenteil: Meine Fälle von Ausladung, Diffamierung und Ausgrenzung sind mittlerweile ausführlich dokumentiert. Eigentlich müsste ich das als antisemitische Vorfälle an Felix Klein melden, unseren bundesdeutschen Antisemitismus-Beauftragten. Mal sehen.
Zu guter Letzt: Ich habe meine Website www.nirit.de fürs neue Jahr aufgefrischt. Jetzt ist sie übersichtlicher und hat einiges an Neuigkeiten zu bieten. Bitte besuche mich dort, Du kannst den Link auch gerne teilen!
Viel Vergnügen, feiert im Herzen und rutscht gemütlich ins Neue Jahr! Vielleicht melde ich mich zwischen den Jahren noch mit einer kleinen Überraschung…
„Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein breites und vielfältiges Spektrum einflussreicher Mitglieder des deutschen Establishments zusammenfindet, um einmütig eine kritische Position zu dem sensibelsten Thema auf der öffentlichen Agenda des Landes zu vertreten: dem Kampf gegen Antisemitismus. In Deutschland stellt dies nicht weniger als ein kulturelles Erdbeben dar.“ Dies ist ein Zitat aus einem Artikel, der heute im Magazin der israelischen Tageszeitung Ha’aretz auf Hebräisch und Englisch erschien und der sich u.a. auch mit meinem Münchner Skandal befasst. Die deutsche Fassung wurde im FREITAG veröffentlicht.
Er bezieht sich auf eine große Pressekonferenz, die heute Mittag im Deutschen Theater zu Berlin stattfand und zu der der Arbeitskreis „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“eingeladen hatte. Anlass hierfür war die Veröffentlichung eines Plädoyers dieser Initiative, der Dutzende von führenden Kulturinstitutionen und Wissenschaftseinrichtungen angehören. Hier kannst Du das Statement lesen. Und BITTE, LIES ES!!!
E S I S T G R O S S A R T I G !!!
Übrigens: Heute vor 72 Jahren, am 10. Dezember 1948, verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Es lohnt sich auch immer wieder, diese 30 Artikel zu lesen. Und noch was: Heute beginnt Channuka, wir zünden gleich im Kreise unserer Familie die erste von acht Kerzen an. Möge das Licht der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Liebe die Welt erleuchten!
Hallihallo, Salam und Shalom! Ich bin bestens gelaunt und bringe Euch heute jede Menge frohe Mär. Ich darf wieder auftreten!!! JUHUUUUUU!!!!
Natürlich nicht sofort, also jetzt sowieso nicht… also nicht heute oder morgen, genau genommen das ganze restliche Jahr nicht mehr, das ja sowieso nicht mehr lang dauert, zum Glück. Und nächstes Jahr vorerst auch nicht, also zumindest nicht im Januar, da wurde soeben das letzte noch im Kalender stehende Konzert am 29. Januar 2021 vom Veranstalter abgesagt. Aber Schwamm drüber, egal! Hauptsache, ich DARF wieder, also ganz offiziell. Juristisch, rechtmäßig sozusagen. Also de jure dürfte ich auftreten, wenn ich könnte. Zu verwirrend? Dann fange ich mal von vorne an.
Du erinnerst Dich vielleicht, dass mir seit einigen Jahren Auftritte — seien es Konzerte, Reden, Vorträge, Teilnahme an Podiumsdiskussionen — in meiner „Heimatstadt“ München … sagen wir: schwer gemacht werden. Mal werde ich ausgeladen, mal wird mir gedroht, meine Veranstaltung zu unterbrechen, sollte ich „antisemitische Inhalte verbreiten“ (oh ja, das habe ich schriftlich*!), oder Veranstaltungen, bei denen ich eingeplant bin, werden gar nicht erst zugelassen. In so einem Fall hat der Münchner Veranstalter Klaus Ried geklagt und nun in zweiter Instanz Recht bekommen. So hat es der Bayerische Verwaltungsgerichtshof entschieden. Alle Infos und Kommentare dazu findest Du HIER.
*aus meinem Blogeintrag zu meinem Jubiläumskonzert vom September 2019: „Vertreter der Stadt München werden auch anwesend sein, wie ich gestern erfahren habe. Sie sollen beobachten, ob während der Veranstaltung “antisemitische Inhalte geäußert werden”. Dafür hat die Fachstelle für Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit gesorgt — ein Bereich, der direkt dem Münchner Oberbürgermeister unterstellt ist. Sie veranlasste, dass die Gasteig München GmbH mir diese Email schickte, auf die ich so reagiert habe.„
In diesem Kontext möchte ich ganz besonders für eine Doku werben, die vor wenigen Tagen online publiziert wurde und in der ich neben einigen anderen Aktivistinnen zu Wort komme:
Einen weiteren, ähnlich gelagerten juristischen Sieg hat soeben eine Gruppe in Frankfurt errungen. Es lohnt sich, auf deren Website zu stöbern.
****************************************************************** Die Stadt Köln hatte den grandiosen Einfall, ihrer Verbundenheit mit dem Judentum durch den Einsatz einer blau-weiß bemalten Trambahn Ausdruck zu verleihen, auf der — kein Witz! — „Schalömchen Köln“ zu lesen ist:
Ein hervorragender Kommentar des deutsch-israelisch-britischen Autors David Ranan hierzu findet sich im Deutschlandfunk.
****************************************************************** Und weil ich gar so gut aufgelegt bin, und weil ich finde, dass es mehr Humor und Leichtigkeit statt Streit und Spaltung geben sollte, gibt es hier noch ein Corona-Satire-Highlight, entdeckt bei den WDR Mitternachtsspitzen: Die Echse von Michael Hatzius. Ich hab mich weggeschmissen.
In diesem Sinne: Eine fröhliche VorWeihnachts- und VorChanukkah-Zeit wünscht herzlichst
P.S.: Wem mein heutiger Beitrag in diesen schwierigen Zeiten nicht ernst genug ist: Keine Sorge, es findet sich täglich genügend Stoff, um wieder ordentlich schlecht drauf zu kommen. Ich empfehle hierzu Ha’aretz zu lesen, etwa über Israels War on Palestinian Children, deren Tötung und Inhaftierung in israelischen Gefängnissen oder auch ’nur‘ über den großartigen „Friedens“-Deal zwischen Israel und Saudi-Arabien. P.P.S.: Ein weiteres Schmerz-Thema ist für mich die stetig wachsende Polarisierung unserer Gesellschaft; in meinem Mai-Blog habe ich das bereits einmal thematisiert. Neulich entdeckte ich einen Essay des Autors und Kulturphilosophen Charles Eisenstein, den ich lesenswert finde (auch und gerade wenn man in manchen Punkten nicht seiner Meinung ist). Vielleicht magst Du Dich ja mal darauf einlassen.
Seit vielen, vielen Jahren trete ich an jedem 9. November mit meinem ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH und unserem Programm Unter Deinen Weissen Sternen irgendwo in Deutschland auf. Es ist ein Programm mit Texten und Liedern zur sogenannten „Reichskristallnacht“, die heute „Pogromnacht“ genannt wird: Jene Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der von München ausgehend Synagogen in ganz Deutschland brannten, Geschäfte zerstört und geplündert, jüdische Menschen verfolgt, verprügelt, verhaftet, gequält, getötet oder in den Selbstmord gejagt wurden.
Wer gedenkt, muss wissen, was sich zugetragen hat, um daran erinnern zu können und um zu mahnen und aufzustehen, wenn Ähnliches sich wieder anzunähern versucht. Eine ausgezeichnete Rede hierzu hat Dr. Andreas Heusler, Historiker vom Münchner Stadtarchiv, gestern gehalten; hier kannst Du die Videoaufzeichnung davon sehen.
Das Wort „Reichskristallnacht“ finde ich im Übrigen zu Unrecht diskreditiert. Das Argument, es verharmlose das Pogrom, das in jener Nacht stattgefunden hat, empfinde ich nicht so, im Gegenteil. Das Wort löst bei mir viele Empfindungen und Bilder aus — zugegebenermaßen nicht sehr angenehme: zerbrochenes Glas, zersplittertes Kristall, das ganze Straßenzüge überall in Deutschland innerhalb weniger Stunden überzieht… Kristallvasen, Geschirr aus wertvollem Kristall, glitzernde Kristallleuchter, Symbole von Wohlstand, durchaus auch von Bürgerlichkeit, Gemütlichkeit und Glanz… alles in einer einzigen Nacht zu Kristallsplittern zerstört. Scharfkantige, gefährliche Kristallsplitter, die sich auf deutschen Straßen, in deutschen Geschäften und Wohnungen jüdischer Mitmenschen mit Glassplittern zerbrochener Fensterscheiben mischen… eine Nacht voller zerborstener Kristalle, an denen man sich schneidet, verletzt, blutet… Blut und Kristall in einem „Reich“, das sich so nicht nennen dürfte. Das alles drückt das Wort „Reichskristallnacht“ für mich aus; es bringt mir das Grauen dieser Nacht und ihrer Folgen sinnlich näher. Da finde ich „Pogromnacht“ wesentlich trockener, sachlicher, allgemeiner. Aber vielleicht ist das ja so gewollt.
Dieses Jahr jedenfalls durfte ich auf keiner Bühne mein Gedenken in Liedern und Worten zum Ausdruck bringen. Wir Kreativen sind zusammen mit Hunderttausenden aus unserer Branche — seien es die Frauen und Männer von Technik, Ton, Licht, Bühnenbau, Organisation, Veranstaltung, Catering und vielen anderen Bereichen — die sofortigen und unmittelbaren Verlierer dieser Krise — Ausgang ungewiss. Immerhin darf ich darüber mal öffentlich sprechen: Morgen, Mittwoch Abend, 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen in der Live-Sendung „Jetzt red i“; die Sendung heißt:
Unter diesem Link kannst Du jetzt schon Fragen oder Anregungen direkt an die Redaktion stellen, entweder im Kontaktformular am Ende des Links oder direkt an [email protected]. Und die Sendung natürlich auch zu einem späteren Zeitpunkt online ansehen. Ich freue mich über rege Beteiligung vor allem meiner schauspielenden, musizierenden und aller anderen kreativen Mitstreiterinnen! Lasst uns mal solidarisch zusammenstehen und zeigen, wie „systemrelevant“ wir sind!
Hallo Leute und Danke für die vielen Rückmeldungen zu meinem letzten Blog-Eintrag, die ich per Mail bekommen habe! Bitte antwortet beim nächsten Mal über die Website. Ihr könnt dort direkt oben unter der Schlagzeile auf KOMMENTARE klicken, nach unten scrollen und Eure Meinung öffentlich kundtun. Viele haben leider mein Video nicht sehen können im Newsletter, daher hier nochmal der Link dazu: Nirits Kommentar zu den Vorgängen an Berlins Kunsthochschule
Es geht darum, dass nicht-jüdische Deutsche glauben, uns jüdischen Deutschen und Israelis vorschreiben zu müssen, wie wir uns mit unserer jüdisch-israelischen Geschichte auseinanderzusetzen haben: Pro- oder nicht-zionistisch, mit oder ohne historische Recherchen und so weiter. Tun wir dies nicht in ihrem Sinne, sind wir keine guten Juden. Dann entzieht man uns Gelder und boykottiert uns. Wehe, wir erwägen den Boykott von Waren aus illegalen jüdischen Besatzungssiedlungen oder wagen es, dieses Thema überhaupt nur diskutieren zu wollen! Oyoyoy! Dann ist aber Schluss mit lustig, vor allem Schluss mit der Dauerbetroffenheit, der wir Juden hier in Deutschland ansonsten ununterbrochen begegnen: „Ach was, Sie sind Jüdin?! Wie wuuunderbar!“. Was, gute Frau, ist daran bitte „wuuunderbar“?! Dann folgt das Schieflegen des Kopfes, Senken der Stimme, Hundeblick: „Schlimm, was Ihrem Volk hier angetan wurde. Wirklich traurig. Wobei…“, nun flüsternd, „meine Eltern hielten bei sich im Keller einen jüdischen Nachbarn versteckt!“ Bei all den angeblich versteckten Juden, von denen mir zugeflüstert wurde, dürften die Nazis kaum mehr welche gefunden haben zum Vernichten. Neee, gute Frau, von was Sie reden ist nicht „schlimm“ und „traurig“, das ist die absolute KA-TA-STRO-PHE!!! Das ist Ausgrenzung, Ausrottung, Völkermord, Sadismus, Verachtung, Qualen Qualen Qualen, Rassismus und Hass, und dieses zelluläre Trauma verfolgt uns in unseren Albträumen noch über Generationen hinweg. Was bitteschön ist daran „wuuunderbar“?! Behalten Sie bitte Ihren Betroffenheitssabber für sich und erklären Sie mir nicht, wie ich mit meiner höchstpersönlichen Vergangenheit „richtig“ umzugehen habe.
Die Erinnerung und der Schmerz gehören zu unserem täglich Brot, und weil manche von uns sich besonders intensiv mit dieser Vergangenheit beschäftigen, und weil wieder einige davon nicht nur zurück, sondern auch nach vorne blicken und lernen wollen, stellen wir uns viele komplexe Fragen. Wir wollen verstehen, wie es dazu kommen kann, dass Menschen Menschen derart quälen können, und wie das zu verhindern ist. Wir stellen fest, dass es viele vergleichbare Katastrophen gibt — vergleichbar nicht in der maschinell-industriellen „deutschen Wertarbeit“-Planungs- und Tötungsmethodik, aber in vielerlei struktureller, geistiger, politischer und emotionaler Hinsicht. Menschen haben wohl seit jeher versucht, „andersartige“ Menschen nicht neben sich existieren zu lassen. Das mag steinzeitlich begründet verständlich sein; aber in unserer heutigen Welt sollten wir es doch möglich machen, nebeneinander her zu existieren, ohne uns die Schädel einzuschlagen. Vor dem Schädeleinschlagen (oder Konzentrations- und Vernichtungslager einrichten) kommt ja noch eine ganze Reihe von Schrecklichkeiten wie Be-Fremden, Ausgrenzen, Entrechten, Enteignen. Wenn das dann auch noch mit staatlichen Mitteln gefördert und juristisch untermauert wird, sprechen wir von Faschismus.
Aber so weit ist es ja bei uns zum Glück nicht, neinnein. Und überhaupt nirgendwo in unserer WWW, unserer Wunderbaren Westlichen Wertegemeinschaft. Und wenn doch mal, nur ansatzweise, vielleicht ein klitzekleines bisschen Faschohauch… naja, schließlich gibt es Interessen. Und Zwänge. Das muss man doch verstehen. Mhmm.
An dieser Stelle darf ich mal auf Mely Kiyak verweisen, deren GORKI Theaterkolumne ich regelmäßig lese und Dir sehr ans Herz lege, dies ebenfalls zu tun. Sie bringt das gesellschaftliche Geschehen aus Sicht einer ‚Deutschen mit Migrationshintergrund‘ (die ist auch so eine wie ich) auf den Punkt. HIER zum Thema Zwänge und Interessen, HIER ihr neuester Beitrag, der noch besser passt zum Thema „wie konnte/kann Faschismus entstehen“.
Jetzt noch ein paar Links, die beitragen könnten, all das Gesagte in einen Kontext zu setzen. Denn ohne Kontext sind Aussagen, Behauptungen, selbst Daten und Fakten nicht einzuordnen und zu verstehen. Ich wünsche eine anregende Lektüre!
Herzlichst,
Israel / Palästina: Online-Tour durch Gaza (Englisch): Live am kommenden Dienstag, 27.10., 19 Uhr, mit der Menschenrechtsorganisation GISHA und meinen israelischen Reiseleiterkollegen von GREEN OLIVE TOURS. Eintritt frei, Anmeldung erforderlich.
Rundgang durch Lifta: Yahav Zohar führt in diesem Video durch ein uraltes, halb verfallenes palästinensisches Dorf bei Jerusalem (4,5 min.)
Wieland Hoban, deutsch-englischer Komponist und Übersetzer und Mitstreiter bei der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost, schreibt eine dreiteilige Abhandlung über Juden, Deutschland und Antisemitismus. Hier Teil I: Making Room for Jews und Teil II: Compensating for the Holocaust. (ebenfalls englisch; wer den gesamten Text gut verständlich übersetzt haben will: Einfach Absatzweise in deepl.com kopieren. Geht einfach und ist kostenfrei)
Dieser NDR-Beitrag macht die Brücke zwischen den genannten Themen verständlich: Es geht um einen Nebenkläger in Halle. (6 min Video)
Kultur: Am morgigen Samstag, 24. Oktober, haben Kulturschaffende in München eine Veranstaltung organisiert, bei der bessere Bedingungen für einen rentablen Kulturbetrieb oder andernfalls Kompensationen gefordert werden! Ich erlebe selbst, wie es ist, wenn alle Live-Auftritte praktisch auf Null heruntergefahren werden. Das ist existenzbedrohend und kann so nicht weitergehen. Ich werde morgen natürlich dabei sein — mit Schirm, Charme und M….askerade. Kommst Du mit?
(Um-)Welt: Percy Schmeiser, Kanadier mit bayerischen Wurzeln, und seine Frau Louise sind weltweit zu Symbolfiguren geworden im Kampf unabhängiger Bauern gegen die Gentechnik. In einer Zeit, in der sich viele davor fürchten, keine Macht gegen Politik, Großkonzerne und übermächtige Wirtschaftsdynamiken zu haben, hat ein mutiger Mann bewiesen, wie viel man auch als Einzelner bewirken kann. Bertram Verhaag stellt seinen Film über den Träger des Alternativen Nobelpreises, der im Alter von 89 Jahren verstorben ist, für die kommenden zwei Wochen kostenfrei auf Vimeo zur Verfügung. Hier geht’s zum Film Percy Schmeiser — David gegen Monsanto (65 min, dt.)
Und zum Abschluss das ultimative Kontext-Thema: Vor langer Zeit habe ich schon mal Fabian Scheidlers Buch Das Ende der Megamaschine vorgestellt. Aktueller denn je, erscheint es jetzt nach langer und sorgfältiger Übersetzungsarbeit auf Englisch und Französisch. Die Bücher enthalten ein neues Nachwort über Pandemien, die Zerstörung der Biosphäre und die Grenzen der ökonomischen Expansion. Hier auf kontext-tv.de findest Du interessante (kurze und längere) Videos zum Buch, u.a. mit Noam Chomsky und Vandana Shiva.
Wir leben nun wirklich in anderen Zeiten. Den Großteil meiner Lebenszeit habe ich (und haben viele meiner Leserinnen und Leser) in der analogen Welt verbracht, aber die große Veränderung ist nicht nur der Wechsel ins digitale Zeitalter. Das Denken ist anders geworden, vielleicht sogar das Wahrnehmen und Empfinden gegenüber vielen Dingen wie Zeit, Natur, Miteinander, Lernen, Commitment — um nur einige Stichworte zu nennen. Es geht dabei nicht um besser oder schlechter; definitiv ist heute Vieles besser, individuell und global: mehr Demokratien, Rechte von Minderheiten, der Fall der Berliner Mauer… und doch stimmt auch das Gegenteil: mehr rechte Faschisten an der Macht, mehr Armut, mehr Ungleichheit, Klimakatastrophe, militärische Aufrüstung, zunehmende Einschränkung von Freiheiten, zunehmende Unterdrückung der Rechte von Minderheiten, Kontrolle, Kontrolle … und über die Schattenseiten der Wiedervereinigung können wir dieser Tage auch viel lesen und hören. Obgleich ich persönlich den Fall der Mauer als das größte gewaltfreie Wunder einordne, das ich selbst erlebt habe, und mir viele weitere Mauerfälle wünsche.
Bleibt die Frage, wie wir die Dinge einordnen und beurteilen. Ich empfehle dabei zweierlei: Lernen und fühlen. Dazu gehört denken und erleben. Das Denken kann überall, jederzeit und nur im eigenen Kopf geschehen, das Erleben derzeit nur beschränkt im Außen, aber dafür immer einfacher im digitalen Raum… und ja, ich finde auch, dass das analog alles viel schöner ist, wenn man den Menschen leibhaftig begegnet und alles viel ‚echter‘ scheint. Aber so sind nun mal die Zeiten, also lasst uns die Gelegenheiten nutzen, die sich bieten. Sozusagen Schwerter zu Pflugscharen, Computer zu Lernorten! Wer sich ein eigenes Bild macht von den Realitäten der Welt, die Quellen sorgsam überprüft und unter Zuhilfenahme von Kunst und Kultur verschiedene Perspektiven einnimmt, kann mit Herz und Verstand durchaus zu guten, humanistisch fundierten Urteilen kommen.
Hier sind dazu meine Empfehlungen; zwischendrin gibt es — sogar in diesen Zeiten — mal was ganz, ganz LIVE.
Die School of Unlearning Zionism, ein Zusammenschluss von Menschen in Deutschland aus Israel und Palästina, bietet ein spannendes Online-Programm im Oktober(English). „Unlearning Zionism begins, for us, with the recognition that knowledge is created within systems of power (…)“
Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost hat auf ihrer Website ein Statement abgegeben, das sich gegen die Umbenennung einer Berliner Straße nach Golda Meir ausspricht. Warum wir das tun und welche etwas anderen jüdischen Blickwinkel es sonst noch zum Thema Israel gibt, erfährst Du HIER.
Alles, was Du zu Geflüchteten wissen musst und was Du selbst tun kannst, um Katastrophen wie die von Moria verhindern zu helfen, findest Du auf der Website von PRO ASYL.
Der junge israelische Philosophie-Professor Omri Boehm aus New York bringt es in der SZ auf den Punkt: Wer Frieden in Israel will, darf über die Vertreibung der Palästinenser nicht schweigen. Diese begann bereits vor der Staatsgründung, also vor 1948, und ist des Pudels Kern in der ganzen Misere, die wir gemeinhin als „Nahost-Konflikt“ bezeichnen. Sein Beitrag in der Süddeutschen ist unbedingt lesenswert. ****************************************************************
Ebenso lesenswert ist in diesem Zusammenhang der Text von Ilan Pappe zur Rettung bzw. Vernichtung von Dokumenten über die Nakba, also über eben jene Vertreibung der Palästinenser von 1947/48. In israelischen Archiven werden diese Dokumente in jüngster Zeit entfernt, versteckt oder vernichtet, um das palästinensische Narrativ zu delegitimieren. „Die Dokumente“, so Pappe, „sind wichtig, weil sie den systematischen Charakter der ethnischen Säuberung Palästinas von 1948 sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung offenbaren.„ ****************************************************************
Unbedingt sehenswert ist auch der Film BROKEN von Mohammed Alatar. Es geht dabei um den Prozess am Internationalen Gerichtshof, der den Bau der israelischen Separationsmauer für illegal befand.
**************************************************************** Der Nahostreferent von medico international Riad Othman hat einen Kommentar zur geplanten Annexion geschrieben, der die Hintergründe gut beleuchtet. Ebenfalls lesenswert. ****************************************************************
Wenn Du mal so richtig tief einsteigen willst in die Thematik, und wenn Du Dich fragst, was das Thema Israel/Palästina mit Kolonialismus zu tun hat, dann empfehle ich Dir diesen langen Aufsatz von Rolf Verleger. Hier bekommst Du einen fundierten Einblick in die Geschichte des sogenannten Nahost-Konflikts und seiner Ursprünge. ****************************************************************
Zu guter Letzt: Ab dem 10. September 2020 findet – virtuell – ein Weltfrieden-Kongress statt. Es gibt Gespräche mit Menschen, die zu ihren jeweiligen Themengebieten dem Initiator und Moderator dieses virtuellen Kongresses, Helmut Käss, Rede und Antwort stehen. Alle Interviews sind kostenfrei zugänglich und werden ab dem 10. September nach und nach online geschaltet. Die Aufzeichnung meines Interviews wird ab dem 14.09., 16 Uhr freigeschaltet. Programm, Teilnehmende, das Gesamtpaket zu kaufen und alle weiteren Infos HIER. Das Programmheft mit Infos zu allen einzelnen Sprecher*innen findest Du in diesem Kongress-Handbuch:
**************************************************************** „Einsicht in einen politischen Sachverhalt heißt nichts anderes, als die größtmögliche Übersicht über die möglichen Standorte und Standpunkte, aus denen der Sachverhalt gesehen und von denen her er beurteilt werden kann, zu gewinnen und präsent zu haben.“ Hannah Arendt
Jeden Morgen lese ich alle politischen Artikel in Haaretz, der einzigen israelischen Tageszeitung, die noch so etwas wie echten Journalismus publiziert. Zur Zeit lese ich auch zwischendrin mal oder abends, auch andere (meist israelische) Publikationen, weil innerhalb Israels große Unruhe herrscht. Selten, muss ich gestehen, lese oder gucke ich mir deutsche Medien zu dem Thema an, weil ich zu oft erfahren musste, dass bei uns in Deutschland die Berichterstattung sehr vom regierungsnahen israelischen Narrativ gefärbt ist. Dies steht oft in krassem Gegenteil zu dem, was ich persönlich gesehen, gehört und erlebt habe in Israel und Palästina – nicht unbedingt, weil Falschaussagen getroffen werden, sondern viel mehr durch Auslassungen und durch bestimmte Wörter oder Begriffe, die verwendet werden. Wenn ich zum Beispiel lese: „Israelische Soldaten überwältigen mutmaßlichen Terroristen“ dann assoziiere ich „die Guten (Soldaten) beschützen uns vor jemandem (Terroristen), der uns Böses antun will“. Wenn ich hingegen lese: „Autistischer palästinensischer Mann (32) auf seinem Heimweg vom Betreuungszentrum von zwei Soldaten durch die Altstadt von Jerusalem verfolgt, überwältigt und am Boden liegend erschossen“ dann habe ich andere Assoziationen, andere Bilder im Kopf. Die muss ich hier nicht weiter erklären.
Solche Fälle wie der des erschossenen Autisten Eyad Hallaq – hier ein Bericht über den Vorfall – sind keine Ausnahme. Sie sind fast Alltag. In den vergangenen elf Jahren sind durchschnittlich 26 Palästinenser pro Monat gestorben. Das ist fast täglich ein Mensch. Darunter waren 802 Kinder. Eine detaillierte Statistik findet sich auf der Website der israelischen Menschenrechtsorganisation B’tselem.
Warum erzähle ich das hier? Ich tue das, weil hierzulande nicht oft genug darüber gesprochen und geschrieben wird, und das ist mit ein Grund dafür, dass sich nichts zum Besseren ändert. Auch über die täglichen Proteste Tausender, die sich gegen Netanyahus Regierungspolitik richten und die von der Polizei und von rechten Gegendemonstranten teilweise mit brutaler Gewalt offen bekämpft werden, hören wir hier wenig. Ich habe mal recherchiert: Die Tagesschau berichtete dreimal darüber, einmal um 7 Uhr morgens, einmal um 16 Uhr und einmal um 5.30 Uhr. Nicht gerade Prime Time. Aus meiner Sicht hätte dieses Thema mehr Aufmerksamkeit verdient. Nicht nur, weil Deutschland eine ganz besondere Beziehung zu Israel hat, sondern weil Vieles, was in Israel passiert, so etwas wie ein Kompass ist für das, was andernorts in der Welt geschieht. Die Parallelen zu Geschehnissen in den USA sind nicht zufällig. So sagt Hagai El-Ad, Leiter von B’Tselem in seinem sehr lesenswerten Interview in Haaretz: ‚It’s Like George Floyd. We Have Our Knee on the Palestinians‘ Necks‘.(Es ist wie bei George Floyd. Wir haben unser Knie auf dem Nacken der Palästinenser.) (Für Nicht-Abonnenten gibt es das Interview hier als PDF. Mit www.deepl.com lässt es sich recht gut verständlich übersetzen.)
Das alles erzähle und teile ich hier, weil es immer noch Menschen gibt, die von alledem keine Ahnung haben, schlimmer noch: Sie halten es für unmöglich, dass in so einem tollen jungen Staat, den sie für die ‚einzige Demokratie im Nahen Osten‘, für ein Bollwerk gegen Faschismus, Antisemitismus, Judenhass und islamischen Fanatismus im ‚Orient‘ halten und für den einzig sicheren Hafen für Juden weltweit – dass in diesem Staat solch grausame Dinge geschehen, die sich mit Völker- und Menschenrechten, mit demokratischen Grundsätzen nicht vereinbaren lassen. Deutschland ist diesem Staat aufgrund seiner Geschichte auf ewig verpflichtet. Aber die Verpflichtung lautet: NIE WIEDER dürfen Menschen aufgrund ihrer Ethnie, ihrer Religion oder aus welchen Gründen auch immer ausgegrenzt, unterdrückt und ihrer Grundrechte beraubt werden. Menschen. ALLE Menschen. Nie wieder darf das Menschen angetan werden. Und nie wieder Krieg. Nie wieder. Das palästinensische Volk besteht aus Menschen, und sie erfahren tagtäglich Krieg, Unterdrückung, Ausgrenzung, Benachteiligung – mit oder ohne Annexion – durch israelisches Militär, durch israelische Gesetze, durch Israels Regierung, durch große Teile der israelischen Gesellschaft . Das muss ein Ende haben.
So oder so ähnlich sage, singe und schreibe ich das seit über anderthalb Jahrzehnten. Einige andere tun das auch, und wir ernten dafür Spott, Kritik, Ausgrenzung, wir werden dafür beleidigt, diffamiert und bedroht. Vieles hat sich in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren geändert, vor allem hat sich die Situation für die Palästinenser dramatisch verschlechtert, während es sich in Israel recht gemütlich leben lässt, allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz. Wer es nicht glaubt, soll demnächst mal hinfahren und sich selbst überzeugen (sobald man uns wieder reisen lässt). Oft denke ich: Es ist doch alles gesagt, geschrieben, gefilmt, dokumentiert. Es gibt doch kaum etwas Neues zu berichten, und sobald berichtet wird, kommt der übliche Antisemitismus-Vorwurf, der lediglich als durchschaubares Mittel dient, um vom Wesentlichen abzulenken. Der bekannte Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz sieht das ähnlich, wie er hier im Deutschlandfunk sagt.
Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr mich diese Antisemitismus-Debatte langweilt. Und ermüdet. Und traurig macht. Weil nicht nur vom wesentlichen politischen Fehlverhalten des Staates Israel abgelenkt wird, sondern auch vom wirklichen, dem erstarkenden, dem wirklich gefährlichen Antisemitismus. Dieser kommt immer von rechten, rassistischen, menschenverachtenden, dummen Personen – ganz gleich ob sie ‚gebildet‘ sind oder nicht. Das ist schändlich für Deutschland und schädlich für uns alle, die wir hier leben. Wer sich der deutschen Verantwortung Israel und der Welt gegenüber bewusst ist, sollte sich dafür einsetzen, dass die Palästinenser endlich nicht mehr für das bluten müssen, was Deutschland und Europa den Juden angetan hat.
Darum werde ich weiterhin schreiben und in Zukunft noch mehr ausgewählte Artikel und Kommentare posten. Es ist wirklich schon viel im Äther, man muss es nur finden, die Quelle überprüfen, kritisch lesen und mit den eigenen Erfahrungen abgleichen. Und weiter verbreiten. Und spätestens beim Verbreiten bist DU gefragt.
VERANSTALTUNGEN
Leider kann ich immer noch keine neuen Veranstaltungen hier ankündigen. Seit dem Lockdown gab es genau ein Konzert (1!) mit unserem ORCHESTER SHLOMO GEISTREICH und Lili als Gast, vor ausverkauftem Haus im Kloster Seeon. „Ausverkauft“ sah dann so aus:
Dennoch, es war ganz wunderbar, wieder einmal Live-Musik zu machen vor echten lebendigen Menschen! Das Konzert war das Vorprogramm zum Film FRAU STERN, zu dem wir unsere Musik beitragen durften und in dem meine Mutter mit 81 Jahren ihre erste und letzte Hauptrolle spielte; drei Wochen nach der Filmpremiere starb sie. Ihr Lieblingslied Summertime spielt in dem Film eine Rolle, und bei diesem Konzert in Kloster Seeon hat ihre Enkelin, meine Tochter Lili, es gesungen. Hier ein Live-Mitschnitt davon.
Habt noch einen schönen Sommer!
LESE-EMPFEHLUNG: Peter Beinart, jüdisch-amerikanischer Autor. Hier eine Auswahl, besonders empfehle ich Yavne.